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Wilpert, Joseph [Editor]
Die Malereien der Katakomben Roms (Text): Die Malereien der Katakomben Roms — Freiburg i.Br., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.1340#0123
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VIERTES KAPITEL.
Die Bart= und Haartracht auf den Katakombenmalereien.

Wie die Gewandung so war auch die Bart- und Haartracht der wechselnden
Mode unterworfen. Bis in das 2. Jahrhundert hinein herrschte bei den Römern der
Brauch, sich den Bart mit der Scheere zu stutzen oder mit dem Messer zu rasiren;
der lange Bart galt als bezeichnendes Merkmal der Philospophen oder als Zeichen der
Trauer.' Erst Hadrian durchbrach die herkömmliche Sitte und Hess sich, um einige
Gesichtsfehler zu verdecken, den Bart stehen. Die späteren Kaiser befolgten mit
wenigen Ausnahmen das gegebene Beispiel und in dem um 190 verfassten Paedagog
schreibt Klemens von Alexandrien das « bärtige Kinn » (Xdatov ysvvs'.ov) als den Chris-
ten geziemend vor. Bei dem Stutzen des Bartes solle man, sagt er, nicht bis auf die
Haut gehen, denn schimpflich sei für einen Mann das glatte Kinn; und wer um den
Mund den Bart mit der Scheere abschneide, um nicht beim Essen behindert zu sein,
solle doch den übrigen Bart, der in keiner Weise lästig falle, stehen lassen, denn er.
verleihe dem Manne-ein würdevolles, furchteinflössendes Aussehen (osj*rv6r»jta xoüitpoo
<i>7rcu wi vsj.-AT:):rfiv/ ysvv^-'.xYjv).2 Trotz dieser Begründung war es gerade der erste
christliche Kaiser, Konstantin der Grosse, welcher das glatt rasirte Gesicht wieder für
lange Zeit und dermassen in Mode brachte, dass Julian, der als Philosoph den langen
Bart trug, manchen Spott dafür einernten musste.

In der Katakombenmalerei der drei ersten Jahrhunderte ist der Bart eine unge-
wöhnliche Erscheinung". Es trägt ihn Christus einmal als Richter, Abraham in zwei
Darstellungen des Opfers, Moses einmal bei dem Ouellwunder und der Bischof in den
Scenen der Brodbrechung und der Einkleidung.3 Seit dem 4. Jahrhundert sind die
Maler mit der Anbringung des Bartes weniger sparsam. Dreimal wird er Christus,
zweimal Abraham, sechsmal Moses beim (Juellwunder, einmal dem Propheten Mi-
chaeas und öfters irgend einem Apostel oder Märtyrer gegeben; es haben ihn ferner
die Apostelfürsten, regelmässig' aber erst in der letzten Periode der Katakomben»4

1 Vgl. Marquardt, Prtra/leöen der Rü//ter,ll,S.$S2. 4 Es wurden nicht die Personifikationen des Meeres

J Clem. Alex., Paedag., 3, 11, Migne, 8, 633. und des Tigris angeführt, weil diese aus der hcidni-

' Taff. 15; 40, 2; 78, 2; 79 u. 87, 1 \Fractio,TdS. 10. sehen Kunst stammen.
 
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