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Wilpert, Joseph [Hrsg.]
Die Malereien der Katakomben Roms (Text): Die Malereien der Katakomben Roms — Freiburg i.Br., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.1340#0501
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ZWEIUNDZWANZIGSTES KAPITEL.

Die Darstellungen von Heiligen.

Während die alten Kirchenschrifsteller über das Loos der eines natürlichen
Todes verstorbenen Gläubigen vor dem Weltgericht längere Zeit hindurch verschie-
dene Ansichten vortrugen, g'laubte man mehr oder weniger bestimmt, dass die Mär-
tyrer nach ihrem Hinscheiden sofort der ewigen Seligkeit theilhaft würden.
So gelangten, nach Klemens Romanus;1 der Apostelfürst «an dem ihm gebührenden
Ort der Herrlichkeit» und Paulus «an den heiligen Ort». Der Apostelschüler Igna-
tius ferner ist überzeugt, dass der Martertod ihn zu Gott emporführen werde;2 und
sein Freund, der hl. Polykarp, sagt von ihm und von andern Märtyrern, dass « diese
alle nicht ins Leere gelaufen seien, sondern in Glauben und Gerechtigkeit, und dass
sie sich jetzt bei dem Herrn befänden, mit dem sie auch gelitten hätten».3 Von Po-
lykarp selbst lesen wir in dem Briefe über sein Martyrium, dass er «die Krone der
Unvergänglichkeit erhalten habe, mit den Aposteln und Gerechten frohlocke und Gott
und den Herrn verherrliche».4 In diesem Sinne «schickt», wie Irenäus, der Schüler
des hl. Ignatius, schreibt, «die Kirche an allen Orten und zu allen Zeiten eine Menge
Märtyrer zum Vater voraus».5

Ebenso deutlich reden die späteren Schriftsteller. Nach Klemens von Alexan-
drien ist «das Martyrium der Anfang des wahren Lebens»,6 und nach den Visionen
einiger Märtyrerakten ist es die Himmelsleiter, auf welcher die Märtyrer unmittelbar
zum Herrn hinaufsteigen.7 Origenes ferner sagt: «Wer jenen Kelch trinkt, den Jesus
getrunken hat (d. h. wer als Märtyrer stirbt), der wird mit dem König der Könige thro-
nen, herrschen und richten ».s Auch Tertullian glaubt, dass die Märtyrer unverzüglich
zum Herrn gelangen;9 sie «werden nicht gerichtet, sondern sind selbst Richter»,10

' / Clem., 5, 4, 7, ed. Funk, 66 f.

' Ad Rom., 2, 2, 214.

' Ad Philipp., 9, 2, 276.

4 Marl. Polyc, 19, 2, 304.

s Adv. haeres, 4, 33, 9, Migne, 7, 1078

' Stromata, 4, 7, 29, Migne, 8, 1256.

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' Vgl. § 120.

8 Exhort. martyrii, 27, ed. Kotschau, 1, 24, 25.

' De resurr, carnis, 43. De anirna, 55 nennt er
den Martertod « den Schlüssel des Paradieses »: Tota
paradisi clavis tuus sanguis est.

'° In Danielem, 2, 37, ed. Bonwetsch, 112, 23.
 
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