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Wilpert, Joseph [Editor]
Die Malereien der Katakomben Roms (Text): Die Malereien der Katakomben Roms — Freiburg i.Br., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.1340#0500

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48° Einundzmanzigstcs Kapitel:

aussprechüchen Lichtes selbst; sie stillt da ihren Durst in langen Zügen mit dem
Wasser der Weisheit nach der Lust ihres unersättlichen Verlangens, und im Schosse
einer nie endenden Seligkeit. Und während er sich so mit Wonnen berauscht, ver-
gisst er gewiss nicht seines Freundes, da du selbst, Herr, meiner nicht vergessen hast,
der du die Quelle bist, aus der er immerdar trinkt» (Co///., 9, 3). Diese Worte
sind um so beachtenswerther, als der Heilige zu denen gehört, welche für die Abge-
schiedenen einen Aufschub der Seligkeit annehmen.

Unter den in diesem Kapitel behandelten Bildern mag das eine oder das andere
nach der Intention seines Autors im deprekativen Sinne zu nehmen sein; thatsäch-
lich stellen sie aber alle die Bitte als erfüllt dar, waren also in diesem Kapitel zu
vereinigen. Und dass die Erfüllung nicht in die Zeit nach der Auferstehung und dem
Weltgericht hinaufgerückt werden darf, beweist der Umstand, dass die Verstorbenen,
für welche man den Frieden, das Leben in Gott, die Frquickung und andere Güter
der ewigen Seligkeit erfleht, so häufig in der Stellung des Gebetes darg-estellt wurden,
und zwar, nach Ausweis der Inschriften, des fürbittenden Gebetes, das nach dem
Weltgericht, wie bemerkt, keinen Zweck mehr hat. Hieraus erhellt die hervorragende
Bedeutung, welche die Oranten nicht bloss für die coemeteriale Symbolik, sondern
für die eschatologischen Anschauungen der römischen Ghristen überhaupt haben; zei-
gen sie ja doch, dass in des Kirche Roms über den Zustand der abgeschiedenen Gläu-
bigen vor dem Weltgericht stets jene Lehren vorgetragen wurden, die schliesslich zur
allgemeinen Geltung gelangt sind.
 
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