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Wilpert, Joseph [Hrsg.]
Die Malereien der Katakomben Roms (Text): Die Malereien der Katakomben Roms — Freiburg i.Br., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.1340#0141

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SIEBENTES KAPITEL.
Die Chronologie der Katakombenmalereien.

Die Frage nach der Chronologie der Katakombenmalereien wurde von den alten
Archäologen wenig oder gar nicht berührt. Dieselben begnügen sich zumeist, unter
die Tafeln der Roma Sotterranea eine kurze Erklärung der dargestellten Gegenstände zu
schreiben, ohne auch nur entfernt auf die Zeit der Entstehung des einen oder des andern
Bildes anzuspielen.' Diese Lücke glaubte d'Agincourt ausfüllen zu können; er that
es jedoch in einer Weise, die jeglicher Principien baar ist: Malereien aus dem 4. Jahr-
hundert versetzt er ins 2., solche aus dem 2. ins 4.-5., und die der Grata und der
«ostrianischen » Madonna sogar ins 9. Jahrhundert! Erst de Rossi hat, wie überall
so auch in dieser Frage Licht verbreitet; seine mit grosser Umsicht vorgebrachten
chronologischen Schätzungen der Malereien treffen gewöhnlich das Richtige, es müsste
denn sein, dass irgend eine historische oder symbolische Seitenidee ihn zu einer schiefen
Datirung verleitet hätte. So dehnte er die Entstehung der aus dem 1. Jahrhundert
stammenden Fresken des Hypogäums der Flavier bis in den Anfang des 2. Jahrhun-
derts aus, weil er sich die Möglichkeit offen halten wollte, in der Darstellung Daniels
eine Erinnerung an das Martyrium des hl. Ignatius von Antiochien zu erblicken;2 um
sodann Ampliatus,den Besitzer einer Grabkammer in Santa Domitilla, womöglich mit
dem im Römerbriefe erwähnten Ampliatus zu identificiren, rückte er die Anlage und
die Ausmalung der Kammer bis in das 1. Jahrhundert hinauf,3 während beides in
die Zeit der ersten Antonine fällt; die in den Pliilosoplininciia (9, 11) enthaltene Nach-
richt, der zufolge der hl. Zephyrin «den Kallistus über das Coemeterium gesetzt»,
führte ihn auf die Vermuthung, dass Kallistus für die zwei älteren Sakramentskapellen
A2 und A3 den Gemäldecyklus entworfen oder wenigstens inspirirt habe:4 eine Ver-

Die gelegentlich gemachten chronologischen Ponzian über der Treppe gemalt sind, der « kon-

Schätzungen sind selten und von der Wahrheit weit stantinischen Zeit » zu.
entfernt. So schreibt Marangoni (Cose gentilesche, * BiUlett., 1884-85 S. 91.

S. 142) die frühestens aus dem 6. Jahrhundert stam- ' Bullett., 1881 S. 58 ff. u. 70 ff.

menden Christusbilder, welche in der Katakombe des 4 Vgl. meine Sakramentskapellen, S. 3 ff.
 
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