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Wilpert, Joseph [Hrsg.]
Die Malereien der Katakomben Roms (Text): Die Malereien der Katakomben Roms — Freiburg i.Br., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.1340#0193

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ZWÖLFTES KAPITEL.
Die Vervielfältigung der Katakombenmalereien.

Die Katakombengemälde sind die ältesten, völlig unverändert gebliebenen
Äusserungen der christlichen Lehre und Kunst. Die hohe Bedeutung, welche ihnen
namentlich in dogmatischer Hinsicht zukommt, lässt es begreiflich erscheinen, dass sie
unter den aus den Nekropolen zu Tage geförderten Monumenten von jeher am meisten
das Interesse der Gebildeten in Anspruch genommen haben. Insbesondere trug man
frühzeitig dafür Sorge, dass ihre Kenntniss durch Veröffentlichung von Kopien der wis-
senschaftlichen Welt erschlossen wurde. Den ersten Gedanken hierzu fasste der Domi-
nikaner Alfons Ciacconio, welcher gleich nach der im Jahre 1578 erfolgten YVieder-
entdeckung der Katakomben in die unterirdischen Grüfte hinabstieg", allerdings mehr
um ihre Monumente pietätsvoll zu bewundern als zu erforschen. Die Malereien Hess
er durch fünf Zeichner kopiren. Eine nähere Würdigung dieser «Kopien» habe ich
bereits an anderer Stelle zu geben versucht;' ich werde mich daher hier auf das Noth-
wendigste bescheiden. Es ist an denselben fast nur der gute Wille Ciacconio's zu loben;
sie selbst haben einen ganz minimalen Werth, da sie mehr oder minder selbständige
Produkte der Zeichner sind, zu denen coemeteriale Fresken die Veranlassung gegeben
haben. Kopien können wir sie daher nur im weitesten Sinne des Wortes nennen.
Dass Ciacconio den Muth hatte, sie für getreue Abbildungen zu halten und mit erklä-
renden Randglossen zu versehen, begreift sich bloss durch die Annahme, dass er von
den Originalen eine sehr ungenügende Kenntniss hatte. Glücklicherweise kam er
nicht dazu, sein geplantes Werk über die Katakomben zu schreiben und jene Kopien
zu veröffentlichen.2

Die schrankenlose Willkür der fünf Zeichner Ciacconio's veranlasste den Flam-
länder Philipp de Winghe, einen Freund des gelehrten Dominikaners, die nämli-
chen Malereien noch einmal abzuzeichnen. Seine Kopien waren getreuer, blieben
jedoch, wohl infolge seines frühen Todes, unbeachtet und gingen verloren. Wir

1 Wilpert,Die Katakombengeinälde und ihrealten 2 Die Kopien wurden für die Ambrosiana abge-

Kopicn, S. 4. ff. zeichnet.
 
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