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Wilpert, Joseph [Hrsg.]
Die Malereien der Katakomben Roms (Text): Die Malereien der Katakomben Roms — Freiburg i.Br., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.1340#0171

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ZEHNTES KAPITEL.

Die hervorragendsten Bildercyklen des 2., 3. und 4. Jahrhunderts.
Der Zweck der religiösen Katakombengemälde.

Es wurde wiederholt behauptet, dass die altchristlichen Künstler bei der Verthei-
lung ihrer Bilder, sei es an den Wänden der Grabkammern in den Katakomben, sei es
an den Flächen der Sarkophage, vor allem den rein materiellen Zweck verfolgten, das
Ganze in einer für das Auge gefälligen Weise anzuordnen; ein innerer, geistiger Zu-
sammenhang sei gar nicht angestrebt worden: «Ce qui preoccupait le plus grand nom-
bres d'artistes chretiens..., c'etait surtout une heureuse composition de leur ceuvre,
c'etait l'ordonnance, l'agencement materiel des scenes ä representer». So Le Blant
in dem Abschnitt über die «Symbolik auf den bildlichen Darstellungen der ersten
Christen», in welchem er sich gegen die Hypersymboliker wendet, die überall, auch
in die geringsten Nebensachen, einen mystischen Sinn hineinlegen möchten.' Seine
ausgezeichneten Beobachtungen haben nur den einen Fehler, dass sie sich, wie schon
einmal bemerkt wurde,2 auf die Sarkophagreliefs beschränken und die Malereien gänz-
lich unberücksichtigt lassen. So lange es sich um Skulpturen handelt, theilen wir
zumeist seine Ansichten; auf die Gemäldecyklen der Katakomben sind jedoch seine
Ausführungen nur in einem ganz geringen Masse anwendbar. Denn die Maler, ins-
besondere diejenigen der älteren Zeit, haben ihre Bilder in den Krypten nicht bloss
äusserlich glücklich vertheilt, sondern auch nach Möglichkeit dafür Sorge getragen,
dass die Scenen, welche ihrem Inhalte nach enger zusammengehörten, auch räumlich
zusammengestellt wurden. Dieses wollen wir an den hervorragendsten Bildercyklen
des 2., 3. und 4. Jahrhunderts nachweisen.

Der erste grosse Cyklus von religiösen Darstellungen, der uns gleich einen vollen
Einblick in die Sepulkralsymbolik gewährt, wurde gegen Anfang des 2. Jahrhunderts"
in der cappella greca ausgeführt. Er beginnt mit drei Darstellungen der Taufe, d. i.
dem Quellwunder Moses', dem Gichtbrüchigen und der Taufhandlung, von der nur efn
winziges Fragment erhalten ist; dann kommt die Anbetung der Magier, durch welche

1 Sarcophagcs d'Arles, S. XII. * Siehe S. 145.
 
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