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Erstes Kapitel. Die altchristlichen Bilderzyklen Roms.

zu dem Bildersturm führen mußten', war es fast unvermeidlich, daß die Ausschmückung der
Kirchen in die von Olympiodor beschriebenen Bahnen gelenkt wurde.

Die sonstigen Nachrichten über den bildnerischen Schmuck von alten Kirchen im Orient
beziehen sich meistens auf die Märtyrern geweihten Bauten, die sog. fuiOTVQba, in welchen man
Szenen aus der Leidensgeschichte der betreffenden Märtyrer, also mehr oder minder historische
Sujets darzustellen pflegte. Sehr interessant ist da, trotz seiner rhetorischen Übertreibung,
der Bericht des Bischofs Asterius über die Malereien des Martyriums der hl. Euphemia
in Chalcedon, auf welche wir noch später zurückzukommen Gelegenheit haben werden2.
Schließlich sei noch erwähnt, daß der Nachricht des Eusebius zufolge an dem Grabe Christi
„das dort stattgehabte Wunder", d. h. „die Auferstehung des Erlösers", abgebildet war3.

§ 2. Große Zahl der Bilderzyklen aus dem 4. Jahrhundert in Rom.

Wozu Nilus dem Olympiodor rät, das war in Rom der Hauptsache nach schon seit dem
konstantinischen Frieden in Übung; dort gab es schon um die Mitte des 4. Jahrhunderts
nicht wenige Kultbauten, welche einen reichen Bilderschmuck hatten: da war die von Kon-
stantin neben dem Lateran, der päpstlichen Residenz, erbaute Salvatorkirche mit dem Alten
Baptisterium und nicht weit davon die in dem sessorianischen Palast eingerichtete Kirche
des heiligen Kreuzes; da waren die kaiserlichen Mausoleen der Helena und Konstantina, so-
wie die Grabbasiliken der hl. Agnes, des Apostelfürsten und demgemäß auch diejenige
des Heidenapostels4. In der zweiten Hälfte des 4. und zu Beginn des 5. Jahrhunderts kamen
die Basiliken des Liberius (352—366), des hl. Klemens, der hl. Pudentiana, des Pammachius
(t 409 oder 410) und die neugebaute des Heidenapostels hinzu. Als Paulin von Nola seine
Bautätigkeit entfaltete, besaß also Rom schon Kultgebäude aller Art, welche mit religiösen
Bildern, sei es Apsiskompositionen oder ganzen Zyklen, geschmückt waren: es hatte Titel-,
Tauf- und Grabkirchen oder Mausoleen, konnte somit Vorlagen von Darstellungen für jeden
Bedarf liefern. Wir werden später sehen, daß der heilige Bischof weder der erste noch der
letzte war, welcher davon profitierte.

§ 3. Verhältnis der römischen Zyklen zu den Katakombenmalereien.

Die Bilderzyklen waren für Rom nicht etwa eine Neuheit, wie für das übrige Reich.
Bilderverbietende Gesetze von der Art des Kanons von Elvira sind in Roms Geschichte
unbekannt. Dazu hatte es, dank seiner privilegierten Lage, den großen Vorzug, seit dem

1 Es ist bezeichnend, daß Eusebius schon von dem byzan- Orient oder Rom 1 IS ff. Vgl. auch, was der hl. Gregor von
tinischen Geschichtschreiber Nikephorus Gregoras {Hist.byz. 19, Nyssa (?) über die Malereien der Kirche des hl. Theodor sagt
3, 20, ed. Bonn. I 943) geradezu „Bilderstürmer", tixorottäyog, (De S.Theodoro m. .-Migne, PG46, 738ff); ferner Prudent., Pen-
genannt wird. steph. Hymn. II: Migne, PL 60, 294ff 430ff; Hymn. IX.

2 EnarratioinmartyriumpraeciarissimaemartyrisEuphemiae, Vita Const. 3,28, ed. Heikel 90 f.

in Migne, PG 40, 333ff; Ruinart, Acta mm. sine. ed. Ratisb. 4 Die Grabkirchen der hll. Laurentius und Petrus-Marcellinus

517f, in deutscher Übersetzung von Bruno Keil bei Strzygowski, waren nur erweiterte, fast ganz unterirdische Kammern.
 
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