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Zweites Kapitel. Gemeinsame Gegenstände der altchristlichen Bilderzyklen.

ausgedrückt sieht1. In den folgenden Versen vertieft er noch die Symbolik; da das X aus zwei
Strichen besteht und das |' mit einem einzigen gemacht werden kann, so ist ihm das Mono-
gramm auch ein Sinnbild der Dreifaltigkeit. Die dominierende Stellung, welche das |> in
demselben einnimmt, erinnert ihn daran, daß Christus alles beherrschte, als er am Kreuze
hing, dessen Balken nach den vier Weltgegenden zeigten.

Um diese in einigen Punkten gewiß ganz individuellen Empfindungen gebührend zu
schätzen, muß man sich vergegenwärtigen, daß Paulin durch seine alljährlich wiederholten
Reisen zu den Apostelgräbern mit Rom2 und zugleich durch seine Korrespondenz mit den
hervorragendsten Geistern der gebildeten Welt in Verbindung stand. Die zuletzt aus-
gesprochenen Gedanken scheinen den alten Christen namentlich familiär gewesen zu sein; wir
begegnen ihnen bei den Heiligen Ambrosius, Maximus von Turin, Gregor von Nyssa u. a. m.3

Bei Paulin ist das Monogramm Christi nicht ein einfaches Schriftzeichen, sondern Sym-
bol. Als solches existiert es spätestens seit der Periode des Friedens, den Konstantin d. Gr.
der Kirche geschenkt hat. Sein Auftreten auf christlichen Monumenten reicht aber in eine
viel frühere Zeit zurück. Es erscheint da zuerst auf griechischen Epitaphien als „Abkürzung
im Text" für den Namen xpiCTOC. Bis jetzt ist es die Katakombe der Priscilla, welche
die interessantesten solcher Epitaphien geliefert hat4; eines davon ist in den Buchstaben
des schönen „priscillianischen Typus" eingraviert, den de Rossi unbedenklich in den An-
fang des 2. Jahrhunderts datiert. Trotz seines hohen Alters hat man sich daran gewöhnt,
das Monogramm das „konstantinische" zu nennen. Dadurch soll es von einem andern unter-
schieden werden, das die umstehende Form hat: -f-. Dieses ist, wie man jetzt annehmen
darf, jüngeren Datums und kommt seltener vor; man nennt es das „monogrammatische Kreuz"
oder das „kreuzförmige Monogramm". Wir werden diesen Sprachgebrauch des leichteren
Verständnisses halber beibehalten.

In der eben erwähnten Katakombe der Priscilla befindet sich eine in den Verschluß
eines gewöhnlichen Doppelgrabes eingeritzte Inschrift, von der nur das Folgende übrig ist:
... GregORIO ET S ABB ATI H IN PACE $ SIGNVm ChRISTI. Die Worte, mit denen

1 Mig-ne, PL 61, 544f, Hartel 30, 139 f. Die Stelle ist so Tau inde brevi stilus ipse retro atque cacumine ductus

wichtig-, daß wir sie ganz abdrucken: Efficit, atque ita sex „quibus omni nomine nomen

Forma crucis geimna specie componitur: et nunc Celsius exprimitur usw.

Antennae speciem navalis imagine mali, 2 Ep. 20, 2: Migne, PL 61, 247: „Deinde nos ipsos Romae,

Sive notam Graecis solitam signare trecentos ('/') cum solemni consuetudine ad beatorum apostolorum natalem

Explicat existens, cum stipite figitur uno, venissemus, tarn blande quam honorifice excepit (papa Urbis

Quaque cacumen habet, transverso vecte iugatur. Anastasius)."

Nunc eadem crux dissimili compacta paratu :1 Zu MuratorisBelegen in Migne a.a.O. Anmerkung m col. 546

Eloquitur Dominum tamquam monogrammate Christum, sind auch Sedul., Carm. pasch. 5, 188ff: Migne, PL 19, 724f,

Nam nota, qua bis quinque notat numerante Latino und Rufin., Comment. in Symb. 14: Migne, PL21,352i, hinzu-

Calculus, haec Graecis Chi scribitur et media est Rho, zufügen.

Cuius apex et Sigma tenet, quod rursus ad ipsam 4 Vgl. de Rossi, Bullett. 1888, 33ff. Die älteste datierte In-,

Curvatum virgam, facit O velut orbe peracto. schrift mit dem Monogramm stammt aus dem Jahre 323 (bei

Nam rigor obstipus facit, quod in Hellade Jota est. de Rossi a.a.O. 1863, 23).
 
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