112 Erstes Buch. Allgemeine Untersuchungen zur konstantinischen etc. Monumentalkunst Roms.
Nimbus auszeichnen ließ, so verewigte Paschal I. seine Mutter durch ein Porträt, das in der
Zenokapelle angebracht wurde. Die römischen Künstler gaben also das „insigne viventis" auch
solchen, welche zu dem Stifter in einem freund- oder verwandtschaftlichen Verhältnis standen.
Als chronologisches Indiz ist der rechteckige Nimbus auf den Monumenten Roms mit
Sicherheit nur zweimal nachzuweisen: auf dem schon besprochenen Bilde des Papstes
Zacharias neben Theodotus in S. Maria Antiqua und auf der Darstellung der Himmelfahrt
Christi, welche laut Inschrift der Presbyter Leo in S. demente malen ließ. Um anzudeuten,
daß letzteres unter dem Pontifikat Leos IV. geschah, stellte der Künstler links den genannten
Papst in der üblichen Weise dar. Das Gegenstück bildet der hl. Vitus, nicht der Presbyter
Leo, welcher, obwohl Stifter, sich damit begnügte, in der Inschrift sein Verdienst zu verkünden
(Taf. 210). Wie die Gestalt des Zacharias, so ist auch diejenige Leos IV. die eines Statisten;
keiner von ihnen steht in einem organischen Zusammenhang mit der Komposition. Das Buch,
welches sie halten, wird von ihnen nicht „angeboten", wie man in den meisten Beschreibungen
liest, sondern gehört zu der typischen Ausstattung von Bischofsfiguren in der Kunst; die Päpste
halten es selbst in den Szenen, wo sie als Stifter der Malerei dem Herrn oder der Madonna
empfohlen werden, wie z. B. Hadrian auf dem Bilde der MARIA REGINA (Taf. 195).
In der Form macht der rechteckige Nimbus nur geringe Änderungen durch: der noch
auf den Bildern des Theodotus sehr schmale Kontur wird schon bei Hadrian auf beiden
Seiten breiter und bei dem Abt auf dem Fresko in S. Clemente so breit, daß man versucht
wäre zu glauben, der Maler hätte an jene Tafelbilder gedacht, welche zum Schutz mit Flügeln
versehen waren. Die Ähnlichkeit wird wohl eine zufällige sein. Der Grund des Nimbus
ist gewöhnlich blau, selten grün. Selten auch überragt ihn ein kleines Kreuz.
Gegenüber den Versuchen einiger Kunsthistoriker, den Nimbus als etwas regelloses,
als ein von der Laune der Künstler abhängiges Detail hinzustellen, dem man namentlich in
chronologischen Fragen keinen Wert beimessen dürfe, konnte in unserer Untersuchung1 kon-
statiert werden, daß derselbe in der römischen Monumentalkunst von Anfang bis zum Ende
ein durchaus geregeltes Dasein führt. Da er ein sehr wichtiges Element ist, so wollen wir
den Verlauf seiner Existenz noch einmal kurz zusammenfassen.
Als indifferentes, zum Teil schon in der heidnischen Kunst gebrauchtes Attribut der Aus-
zeichnung wird der Nimbus von den christlichen Künstlern ohne alles Bedenken übernommen.
Den Anfang macht in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts der große, runde Nimbus, aus
welchem sich zu Beginn der Friedensperiode die Mandorla herausbildet; diese wird bald ein
fast ausschließliches Merkmal Christi, aber nur für die glorreichen, das Licht in seiner größten
Kraft zeigenden Darstellungen; denn unter den verschiedenen Arten des Nimbus ist sie das
stärkste Ausdrucksmittel. Zu einer weniger starken Hervorhebung der Gestalt des Herrn
1 Wir haben in unserer Untersuchung auf die Skulpturen der ihnen schwer anzubringen war, daher gewöhnlich auch aus-
Sarkophage keine Rücksicht genommen, weil der Nimbus auf gelassen wurde.
Nimbus auszeichnen ließ, so verewigte Paschal I. seine Mutter durch ein Porträt, das in der
Zenokapelle angebracht wurde. Die römischen Künstler gaben also das „insigne viventis" auch
solchen, welche zu dem Stifter in einem freund- oder verwandtschaftlichen Verhältnis standen.
Als chronologisches Indiz ist der rechteckige Nimbus auf den Monumenten Roms mit
Sicherheit nur zweimal nachzuweisen: auf dem schon besprochenen Bilde des Papstes
Zacharias neben Theodotus in S. Maria Antiqua und auf der Darstellung der Himmelfahrt
Christi, welche laut Inschrift der Presbyter Leo in S. demente malen ließ. Um anzudeuten,
daß letzteres unter dem Pontifikat Leos IV. geschah, stellte der Künstler links den genannten
Papst in der üblichen Weise dar. Das Gegenstück bildet der hl. Vitus, nicht der Presbyter
Leo, welcher, obwohl Stifter, sich damit begnügte, in der Inschrift sein Verdienst zu verkünden
(Taf. 210). Wie die Gestalt des Zacharias, so ist auch diejenige Leos IV. die eines Statisten;
keiner von ihnen steht in einem organischen Zusammenhang mit der Komposition. Das Buch,
welches sie halten, wird von ihnen nicht „angeboten", wie man in den meisten Beschreibungen
liest, sondern gehört zu der typischen Ausstattung von Bischofsfiguren in der Kunst; die Päpste
halten es selbst in den Szenen, wo sie als Stifter der Malerei dem Herrn oder der Madonna
empfohlen werden, wie z. B. Hadrian auf dem Bilde der MARIA REGINA (Taf. 195).
In der Form macht der rechteckige Nimbus nur geringe Änderungen durch: der noch
auf den Bildern des Theodotus sehr schmale Kontur wird schon bei Hadrian auf beiden
Seiten breiter und bei dem Abt auf dem Fresko in S. Clemente so breit, daß man versucht
wäre zu glauben, der Maler hätte an jene Tafelbilder gedacht, welche zum Schutz mit Flügeln
versehen waren. Die Ähnlichkeit wird wohl eine zufällige sein. Der Grund des Nimbus
ist gewöhnlich blau, selten grün. Selten auch überragt ihn ein kleines Kreuz.
Gegenüber den Versuchen einiger Kunsthistoriker, den Nimbus als etwas regelloses,
als ein von der Laune der Künstler abhängiges Detail hinzustellen, dem man namentlich in
chronologischen Fragen keinen Wert beimessen dürfe, konnte in unserer Untersuchung1 kon-
statiert werden, daß derselbe in der römischen Monumentalkunst von Anfang bis zum Ende
ein durchaus geregeltes Dasein führt. Da er ein sehr wichtiges Element ist, so wollen wir
den Verlauf seiner Existenz noch einmal kurz zusammenfassen.
Als indifferentes, zum Teil schon in der heidnischen Kunst gebrauchtes Attribut der Aus-
zeichnung wird der Nimbus von den christlichen Künstlern ohne alles Bedenken übernommen.
Den Anfang macht in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts der große, runde Nimbus, aus
welchem sich zu Beginn der Friedensperiode die Mandorla herausbildet; diese wird bald ein
fast ausschließliches Merkmal Christi, aber nur für die glorreichen, das Licht in seiner größten
Kraft zeigenden Darstellungen; denn unter den verschiedenen Arten des Nimbus ist sie das
stärkste Ausdrucksmittel. Zu einer weniger starken Hervorhebung der Gestalt des Herrn
1 Wir haben in unserer Untersuchung auf die Skulpturen der ihnen schwer anzubringen war, daher gewöhnlich auch aus-
Sarkophage keine Rücksicht genommen, weil der Nimbus auf gelassen wurde.