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246 Zweites Buch. Die hervorragendsten kirchlichen Denkmäler mit Bilderzyklen.

beschützende Engel bereits durch den Heiligenschein ausgezeichnet'. Ein einziges Bedenken
nur hält mich ab, die Mosaiken der Zeit Konstantins zuzuschreiben: die Form des Mono-
grammes Christi, welche die des „monogrammatischen Kreuzes" ist, und seine Verbindung
mit den apokalyptischen Buchstaben x Q). Beides zusammen würde bei der chronologischen
Beurteilung eines römischen Monumentes unter den gegenwärtigen Umständen nicht leicht
erlauben, über die Mitte des 4. Jahrhunderts hinaufzugehen. Dürfen aber die für Rom
geltenden Grundsätze ohne weiteres auch auf die neapolitanischen Monumente ausgedehnt
werden? An sich wäre es am natürlichsten und einfachsten, den Kaiser Konstantin, der
eine Basilika in Neapel errichtet hat, auch als den Stifter der Taufkapelle und ihrer Mosaiken
hinzustellen. Da aber der in solchen Angaben gewöhnlich sehr genaue und zuverlässige
Liber pontificalis nur die Basilika, nicht das Baptisterium nennt2, so dürfte dieses von einem
andern erbaut und ausgeschmückt worden sein. Daher möchten wir als Entstehungszeit
der Taufkapelle und ihrer Mosaiken etwa die zweite Hälfte des 4. Jahrhunderts und innerhalb
dieses Zeitabschnittes eher den Anfang als das Ende annehmen. Nichtsdestoweniger glaubten
wir ihr den Vortritt vor dem lateranensischen Baptisterium, das von Konstantin stammt,
lassen zu sollen; der Grund wird sich aus dem nächsten Kapitel ergeben.

1 Wilpert, Katakombenmalereien Taf. 231. fecit Constantinus Augustus basilicam in urbe Neapolim, cui

2 Ed. Duchesne I 186, Mommsen 70, 20: „Eodem tempore optulit" usw.
 
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