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248 Zweites Buch. Die hervorragendsten kirchlichen Denkmäler mit Bilderzyklen.

Wichtigkeit des Gebäudes. Das Taufbassin war aus Porphyr und hatte silberne Verzie-
rungen; sieben silberne Hirsche oder Hirschköpfe und ein goldenes Lamm versahen es
nach klassischen Vorbildern mit Wasser1; die Zahl der Tiere entsprach seiner achteckigen
Form. Das Lamm befand sich ohne Zweifel auf der Hauptseite, dem Eingang gegenüber;
es stand zwischen den silbernen, fast mannshohen Statuen Christi und Johannes' des Täufers,
welche schon oben erwähnt wurden. Wenn man in diesen beiden Statuen bis jetzt gewöhnlich
die Darstellung der Taufe Christi sehen konnte, so hat man nicht beachtet, daß Johannes
eine Schriftrolle hielt mit den Worten: ECCE AGNVS DEI ECCE QVI TOLL1T
PECCATA MVNDI2, also den Gestus des Zeigens, nicht des Taufens machte. Die Taufe
Christi fehlte selbstverständlich nicht; sie war aber, wie wir annehmen dürfen, als Glied eines
ganzen Zyklus in Mosaik ausgeführt. Mitten aus dem Taufbecken ragte eine Porphyrsäule
heraus, welche als Träger der goldenen Lampe fungierte3.

Dieses ist alles, was der Liber pontificalis von dem konstantinischen Baptisterium zu
sagen für gut befunden hat. Einige weitere Angaben lesen wir bei demselben Autor in
der Vita des hl. Sixtus III. (432—440), von dem es heißt, daß er „acht schon zu Konstantins
Zeiten für das Baptisterium der konstantinischen Basilika zusammengelesene Porphyrsäulen
mit ihrem Gebälk aufgestellt und mit Versen geschmückt hat". Von etwaigen Veränderungen,
welche diese Zutat Sixtus' im Bau zur Folge gehabt habe, verlautet kein Wort: die mäch-
tigen Säulen versehen keinen andern Dienst als den, das Gebälk mit der poetischen Inschrift
zu tragen. Und damit man ihn ja nicht mißverstehe, werden (in einigen Handschriften) die
Säulen mit dem Epistyl eine „Zier des Taufbrunnens, die vorher nicht da war", genannt4.

Alles dieses hat nichts genutzt: der Autor wurde dennoch mißverstanden. Rohault
de Fleury stellte das Baptisterium in seiner bekannten Weise so wieder her, wie es nach
der Zutat Sixtus' III. ausgesehen haben soll. Nach dieser Rekonstruktion hat der Bau eine
dem Mausoleum der Konstantina5 ähnliche Form angenommen: auf den Säulen mit ihrem
Gebälk ruhen außer den Gewölben des Umganges auch die Bogen, welche die von Fenstern
durchbrochene Oberwand mit der Kuppel tragen6. Noch unglaublicher ist der Durchschnitt,
den Rohault nach einem „Stiche Lafreris von 1540" veröffentlicht hat: auf diesem ist die
Kuppel sogar mit einer Laterne versehen7. Für solche Lasten sind die Säulen zu schwach;
allein aus dem Beispiel des Mausoleums der Konstantina hätte man es lernen sollen: dort
wurden die Säulen, um sie tragfähig zu machen, verdoppelt.

1 Eine Inschrift des Ennodius (in Mai, Scriptor. vett. nov. coli. purphyretico numero VIII, quas erexit cum epistolis suis et
V 117) spricht von einem Löwen, der als Wasserspeier diente: versibus exornavit." Nach andern Handschriften: „Hie fecit
ASPICE DEPOSITVM BLANDVM FERITATE (LEONEM), in basilicam Constantinianam ornamentum super fontem, quod
ORE VOMIT LYMPHAS PECTORIS OBSEQVIO etc. ante non erat, id est epistilia marmorea et columnas porfyreticas

2 Io 1, 29. eregit, quas Constantinus Augustus congregatas demisit et

3 Liber pontificalis ed. Duchesne I 174. iussit, ut erigerentur, quas .et versibus exornavit."

4 Ed. Duchesne I 234; Mommsen I 99: „Hie constituit co- 5 Vgl. darüber das folgende Kapitel.

Iumnas in baptisterium basilicae Constantinianae, quas a tem- 6 Rohault de Fleury, Le Latran au moyen-äge Taf. 33.

pore Constantini Augusti fuerant congregatas, ex metallo 7 Ebd. Taf. 34.
 
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