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Viertes Kapitel. Das Mausoleum der Konstantina. 321

in dem Hauptaltare geborgen glaubte oder die man mit Vorliebe in den Kirchen zu malen
pflegte; wir haben ferner ganze Zyklen aus den Legenden der hll. Paulus und Laurentius,
welche mit der Kirche fast in einem ebenso losen Zusammenhange standen wie Franz von
Assisi, der jüngste Heilige, dessen Bild in der einen Nische prangte; wir haben endlich
Darstellungen des Himmels und der Hölle, welche den Beschauer zum Guten anspornen
und vom Bösen abschrecken sollten.

Wie den Mosaiken der Kuppel und der Kapelle, so hat Kardinal Veralli auch ihnen im
Jahre 1620 ein Ende bereitet. Einige Jahre früher, am 7. Oktober 1605, ließ Kardinal
Sfondrato den von Alexander IV. konsekrierten Hochaltar, der damals noch vor dem Sar-
kophag der Stifterin stand, auseinandernehmen und einen neuen in der Mitte des Gebäudes
aufstellen1, denselben, der noch heute im Gebrauch ist; die zu große Nähe von dem „Grab
des Bacchus", wie man damals den Porphyrsarg nannte, war Sfondrato unangenehm. Als
schließlich auch der Sarkophag entfernt wurde, da schwand das letzte Zeichen, welches
direkt an die Stifterin mahnte. Es blieben zwar noch die Mosaiken der beiden Seitennischen
und des Umganges als letzter Rest der ursprünglichen Ausschmückung des Mausoleums;
jene haben aber durch die plumpe Überarbeitung viel von ihrem Wert verloren und diese
sind ihres neutralen Charakters wegen nur stumme Zeugen, nicht beredter als die Marmor-
platten, welche den Fußboden zierten.

Daß das Mausoleum, obwohl seines ehemaligen Schmuckes großenteils beraubt, für die
Entwicklung der nachkonstantinischen Kunst stets seine Bedeutung haben wird, schuldet es
in hervorragendem Maße Ugonio und jenen Künstlern, welche uns mit einigen von den
musivischen Darstellungen religiösen Inhalts durch Kopien bekannt gemacht und dadurch
eine Wiederherstellung des Zyklus in den Hauptlinien ermöglicht haben.

1 Vgl. Boldetti, Osservazioni sopra i cimiteri de' SS. Martiri ed antichi cristiani di Roma 686.

Wilpert, Mosaiken und Malereien. I. Band.
 
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