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356 Zweites Buch. Die hervorragendsten kirchlichen Denkmäler mit Bilderzyklen.

mit dem priesterlichen Charakter Christi in Verbindung gebracht, und in der Kunst gilt sein
Opfer von jeher als Symbol des eucharistischen Opfers. Diese Bedeutung war so beständig
und so allgemein verbreitet, daß die Szene in die Konkordanz überging und mit dem letzten
Abendmahl, einem Symbol der Kommunion, zusammengestellt wurde1. Die Himmelfahrt des
Elias hinwieder versinnbildete Christi Himmelfahrt2. Beide Szenen schlössen also in sehr
würdiger Weise die Darstellungen des Heilandes ab, dessen Porträt dem Beschauer von
der Mitte des Triumphbogens entgegenblickte, dessen Stammbaum sich zu oberst auf den
beiden Hochwänden entfaltete und dessen Taten aller Wahrscheinlichkeit nach in den
Feldern unterhalb der Medaillons gemalt waren. Melchisedech paßte dazu als Symbol des
„ewigen Hohenpriesters" sehr gut auf den Platz, den der Künstler ihm zugewiesen hat;
denn in der Nähe stand der Altar, auf welchem das von ihm versinnbildete Opfer sich
täglich erneuerte. Die Wahl der Szenen war also eine vortreffliche, eine im antiken Geist
empfundene; und da auch die äußere Form dem Wesen nach derjenigen der altchristlichen
Monumente gleicht, so zweifeln wir nicht, daß beide Szenen schon auf den konstantinischen
Mosaiken der Kreuzkirche dargestellt waren.

Das Opfer des Melchisedech galt, wie gesagt, allgemein als das Vorbild der Messe. Aus
der Provinzialkunst besitzen wir noch die zwei bekannten Mosaiken aus S. Vitale und
S. Apollinare in Classe, welche es vergegenwärtigen3. In beiden Fällen befindet es sich auch
in unmittelbarer Nähe des Altares; Melchisedech ist aber beidemal mit zwei weiteren
symbolischen Gestalten des Alten Testamentes vereinigt: mit Abel, der sich selbst in der
Figur des Lammes, und mit Abraham, der seinen Sohn Isaak opfert. Hier offenbart sich
bereits der Einfluß des Kanons, in welchem alle drei Opfer in einem kurzen Gebet
zusammengefaßt sind4. Diesen Einfluß würde wahrscheinlich auch der mittelalterliche
Künstler erfahren haben, hätte er eine selbständige Komposition entworfen und nicht eine
schon vorhandene kopiert.

Pompeo Ugonio sah auf dem Triumphbogen ein musivisches Kreuz mit doppeltem Quer-
balken5. Die Form dieses Kreuzes entnehmen wir aus den zwei noch erhaltenen, welche
den Turm der Basilika zieren. Das eine, hoch oben in der Höhe, ist noch intakt: es besteht
aus schmalen Marmorplatten, die nach Kosmatenart mit Mosaik bedeckt sind, und hat als
Schmuck ein Pseudoziborium, das auf zwei Säulchen ruht. So beschaffen war also das auf
dem Triumphbogen unter dem Medaillon Christi angebrachte Kreuz. Dadurch hat Lucius II.

1 Vgl. J. J. Tikkanen, Die Genesismosaiken in Venedig und 4 „Supra quae propitio ac sereno vultu respicere digneris:

die Cottonbibel, in Acta Societatis Scientiarum Fennicae XVII, et accepta habere, sicuti accepta habere dignatus es munera

Helsingfors 1889, 127. pueri tui iusti Abel, et sacrificium patriarchae nostri Abrahae,

7 Appendix ad S. August, sermo XLI: Migne, PL 39, 1824f; et quod tibi obtulit summus sacerdos tuus Melchisedech, sanc-

S. Isid. Hispal., Allegoriae guaedam Script, sacrae: Migne, tum sacrificium, immaculatam hostiam."

PL 83, 113; S. Greg;. Magni XL Homit. in evang. 2, hom. 26, 5 Cod. Biblioth. Ferar. 161, P, 1, 8 S. 1047, col. 2a bei

6: Migne, PL 76, 1217. Pesarini in Studi Romani 1913, 269, welcher in Fig. 12 eine

3 Garrucci, Storia IV, Taff. 262,1 266, 5. photographische Ansicht eines solchen Kreuzes gibt.
 
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