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Siebtes Kapitel. Basilika des hl. Petras. 359

In der musivischen Ausschmückung stand die Peterskirche jedoch hinter derjenigen des
Laterans zurück: während die Mosaiken hier auch die Hochwände bedeckten, sah man sie dort
in der ersten Zeit bloß auf dem Triumphbogen, in der Apsis und auf der Apsiswand, ferner auf
den beiden Säulenarchiträven des Mittelschiffs und über dem Haupteingang. Die Fassade erhielt
musivischen Schmuck erst unter Leo d. Gr., und auf den Hochwänden wurden bloß Malereien
ausgeführt. Wir wollen diese Kunstdenkmäler in der hier angegebenen Ordnung behandeln.

§ 1. Mosaiken des Triumphbogens.

Der Autor der epigraphischen Sammlung von Einsiedeln aus dem 8. Jahrhundert hat
die Widmungsinschrift der Basilika kopiert, welche Konstantin auf dem Triumphbogen
„cubitalibus litteris"1, also der Rundung des Bogens entlang, anbringen ließ:

QVOD DVCE TE MVNDVS SVRREXIT IN ASTRA TRIVMPHANS
HANC CONSTANTINVS VICTOR TIBI CONDIDIT AVLAM

Weil unter deiner Führung die Welt2 sich triumphierend dem Himmel zugewendet, hat Kon-
stantin, der Sieger, diese Aula dir gestiftet. Gemäß der damals üblichen Symbolik, in Petrus
den neutestamentlichen Moses, den Führer des auserwählten Volkes der Christen zu erblicken,
wäre man geneigt, unter TIBI den Apostelfürsten zu verstehen3; denn er ruhte hier in
seinem Grabe unter dem Hauptaltar; ihm war die Basilika geweiht, und von ihm hatte sie
ihren Namen. Da aber alle Kirchen in erster Linie dem Heiland geweiht sind, so ist das
TIBI auf diesen zu beziehen. Der erste, der es so deutete, ist Prudentius; seine Worte, die
er die Personifikation Roms zu Honorius sagen läßt, nehmen sich wie eine Umschreibung
des Verses aus: „Quo (d. i. Christo) ductore meum trahis ad caelestia regnum."4 Jeden
Zweifel beseitigt schließlich die Tatsache, daß die Inschrift, wie wir gleich sehen werden,
zu einer musivischen Darstellung gehörte, deren Hauptgestalt, also die hier angeredete Per-
sönlichkeit, Christus war. Christus ist somit der in der Inschrift gemeinte Führer. Kon-
stantin hatte, mit andern Worten, das Erlösungswerk Christi im Auge.

Den Inhalt der Mosaiken konnte man sich wegen der immerhin etwas unbestimmten
Fassung der Inschrift nicht gut vorstellen. Da stieß Arthur Frothingham in dem von Kar-
dinal Jacobacci verfaßten Werk De concilio (783) auf eine für unsern Gegenstand sehr
wichtige Stelle, welche den Archäologen bisher entgangen war. Jacobacci spricht von der

1 So Petrus Sabinus bei De Rossi, Inscript. christ. II, I, 410. würde und der Kaiser sich, wie bekannt, erst einige Tage vor
Eine ähnliche Verteilung- hat auch die Inschrift auf dem von seinem Tode taufen ließ. Dagegen ist es möglich, daß die In-
Galla Placidia und Leo I. stammenden Mosaik des Triumph- Schrift auf die Bildung der Legende von dem Aussatz mit ein-
bogens der Paulsbasilika, deren Ausschmückung so viele Ana- gewirkt habe.

logien mit derjenigen der Schwesterkirche bot. 3 So verstand die Worte Florus bei Dümmler, Poetae 561.

2 Mundus im adjektivischen Sinne (für rein) zu nehmen und Vgl. de Rossi, Inscript. christ. II, I, LVIII; Grisar, Iscrizioni di
auf Konstantin zu beziehen, geht aus dem einfachen Grunde Roma, in Anal. Rom. I 70.

nicht, weil eine solche Interpretierung die Taufe voraussetzen 4 Contra Symm, II, v. 758: Migne, PL 60, 240.
 
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