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360 Zweites Bach. Die hervorragendsten kirchlichen Denkmäler mit Bilderzyklen.

„konstantinischen Schenkung" und wundert sich, daß man sie bekämpfe, „cum adhuc tem-
poribus nostris fuerit in ecclesia Sancti Petri in frontispitio maioris arcus ante altare maius
Constantinus imperator in musivo depictus, litteris aureis ostendens Salvatori et beato Petro
apostolo ecclesiam ipsam a se aedificatam, videlicet Sancti Petri".1 Jacobacci sagt uns also,
daß man zu seiner Zeit, d. h. wenigstens noch im Jahre 1503, in welchem er Kanoniker von
S. Peter wurde2, auf dem Triumphbogen der Kirche den Kaiser Konstantin sehen konnte,
wie er „mit goldenen Buchstaben dem Erlöser und dem seligen Apostel Petrus die von
ihm gebaute Kirche selbst zeigte". Die Worte: „litteris aureis ostendens . . . ecclesiam" sind
irreführend, wenn man sie im exklusiven Sinne deutet, als wäre das Zeigen einzig und allein
durch die Inschrift geschehen. Die Unmöglichkeit einer solchen Deutung ist augenscheinlich;
denn mit was für einer Handgebärde sollte man sich dann den Kaiser denken? Nimmt man
wegen des Wortes „ostendens" den Zeigegestus an, so erheben sich Schwierigkeiten in der
Angabe des Objektes, auf das der Gestus gerichtet gewesen sein sollte. Sicher nicht auf
den Erlöser noch auf den Apostel, weil dadurch der Sinn des Bildes geändert würde. Aus
dem gleichen Grunde ist auch die Inschrift auszuschließen, ganz abgesehen davon, daß eine
solche Darstellung gar nicht der antiken Kompositionsweise entsprechen würde. Da wegen
des „ostendens" schließlich auch die Gebärde des Akklamierens nicht möglich ist, so bleibt
nichts übrig, als den fraglichen Ausdruck dadurch zu erklären, daß man den Kaiser das
Kirchenmodell anbieten läßt. Derartige Stifterbilder sind nicht etwa erst „im 6. Jahrhundert",
wie behauptet wurde, entstanden, sondern gehören einer viel früheren Zeit an. Die Kirche
S. Lorenzo in Lucina besaß noch in den Tagen Ugonios eines, das aus dem Pontifikat
Sixtus' III. herrührte, also ein volles Jahrhundert älter war: dort sah man auf dem Apsis-
gemälde außer den Blatt- und Blumengewinden, welche den Einfluß des Apsismosaiks von
S. Maria Maggiore verrieten, „in der Mitte den Erlöser, rechts und links die hll. Petrus
und Paulus, Laurentius und Stephanus und zu äußerst Lucina und Sixtus III. Die beiden
letzteren waren durch den Namen gekennzeichnet; Lucina trug als Stifterin das Modell der
von ihr gebauten Kirche auf den Händen"3. Wenn es also Darstellungen von solchen Stiftern
schon zu Beginn des 5. Jahrhunderts gab, so dürfen wir sie auch für die konstantinische
Zeit in Anspruch nehmen. Hier in der Peterskirche hätten wir also das erste so gut wie
sicher bezeugte Beispiel derselben vor uns. Da sie sehr zahlreich sind und bekanntlich auch
außerhalb Roms vorkommen, so hat es jetzt ein besonderes Interesse, zu wissen, bis in
welche Zeit sie hinaufreichen.

1 Frothingham, Une mosaique constantinlenne Inconnue ä die Abhängigkeit des Apsisbildes von dem Mosaik in S. Maria
Saint-Pierre de Rome, in Rev. archeol. 1883, 68—72. Maggiore bezeugen: „di che — das hohe Alter — ne da inditio

2 Frothingham a.a.O. 71, Anm. 2. che l'arco di essa tribuna e dipinto a fogliami e festoni nell'

3 Pompeo Ugonio, Stationi 184 187. In dem hand- istesso modo che l'arco grande della nave principale di S. Maria
schriftlichen Text, den Müntz in seinem Aufsatz über die alte Maggiore fatto del med1110 Sisto 3° come la vi e scritto. Tanto
Paulskirche (L'ancienne basilique de Saint-Paul-hors-les mars, piü che pur vi e il medmo segno che ha nel mezzo di esso
in Revue de l'art chretien 1898, 113) aus dem Cod. Barb. arco in questo modo OfC)"- Die Abschrift dieses Passus ver-
lai. 2161, fol. 114 abgedruckt hat, fehlen die Worte, welche danke ich Sante Pesarini.
 
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