Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Siebtes Kapitel. Basilika des hl. Petrus. 361

Den Worten Jacobaccis zufolge waren auf dem Triumphbogen der Erlöser, Petrus und
Konstantin dargestellt. Christus nahm natürlich die Mitte ein, allem Anschein nach als
Brustbild im Medaillon wegen der geringen Höhe des Raumes. Vielleicht trug er wie in
S. Paul das Kreuz auf den Schultern, was zu seiner Führerschaft — TE DVCE — sehr gut
passen würde. Den Apostelfürsten und den Kaiser haben wir sodann nicht unmittelbar
neben ihm und auf dem gleichen Niveau, sondern zu äußerst in den beiden Ecken und in
einer tieferen Zone anzunehmen, wo sie in ganzer Figur abgebildet werden konnten. Kon-
stantin trug, wie gesagt, das Kirchenmodell; Petrus hatte wahrscheinlich die Rechte akkla-
mierend zu Christus erhoben. Neben ihnen standen wohl als Abschluß die üblichen
Palmen des Paradieses.

Jacobacci wollte in den soeben zitierten Worten keine erschöpfende Beschreibung der
Mosaiken geben; er wollte nur die für seinen Zweck in Frage kommenden Gestalten namhaft
machen. Tatsächlich reichen auch drei Figuren nicht hin, um die Riesenfläche eines Triumph-
bogens auszufüllen; wir müssen uns daher nach geeigneten Begleitfiguren Christi umsehen.
Nach den obigen Untersuchungen (S. 50 ff) kann die Wahl nur auf die vier Evangelisten-
zeichen fallen; diese haben in keinem von den ältesten Zyklen gefehlt, waren also auch hier
vertreten. Der Schluß läßt sich um so weniger beanstanden, als auch der Platz derjenige
ist, den die Symbole gewöhnlich einnehmen.

Es ist nicht unwahrscheinlich, daß der Triumphbogen noch andere Darstellungen hatte;
denn die erwähnten sind noch nicht ausreichend, es müßte denn sein, daß die Figuren in
einem ungewöhnlich großen Maßstab ausgeführt waren. Da uns jedoch aller Anhalt fehlt,
so wären wir rein auf Vermutungen angewiesen, die uns nicht zu reizen vermögen. Besser
ist es um die Apsismosaiken bestellt, mit denen wir uns jetzt zu beschäftigen haben.

§ 2. Mosaiken der Apsis.

Von dem Mosaik, welches die Apsis der alten Peterskirche schmückte, besitzen wir
eine notariell beglaubigte Kopie, von der schon oben (S. 27) die Rede war. Wir geben
sie in Fig. 114 wieder1. Trotz der auf den ersten Blick erkennbaren mittelalterlichen Zusätze
sind alte und neue Schriftsteller einig in dem Glauben, daß die Kopie im wesentlichen die
Symbole und Gestalten enthalte, welche schon auf dem ursprünglichen Mosaik Konstantins
dargestellt waren2. Müntz läßt sogar die Möglichkeit gelten, daß einige Partien noch die
des alten Originals gewesen seien'. Es wird sich später zeigen, was von dieser Annahme
zu halten ist. Zunächst wollen wir eine allgemeine Beschreibung der Komposition geben.

Das Mosaik ist auf der Kopie durch eine Art Konsolenfries in zwei ungleiche Hälften
abgeteilt. In der oberen sitzt Christus auf einem lehnlosen, mit Trittbrett und zwei

1 Andere Kopien in Cod. vat. tat. 5408, fol. 29 u. 31; Cod. 2 Müntz, Notessurles mosäiques chretiennes, inRev. archegl.

Barb. tat. 4410, fol. 26 (mit dem Worte „oro" für den ge- 1882, II 143 ff.
stirnten Hintergrund). 3 A.a.O. 147f.

Wilpert, Mosaiken und Malereien. I. Band. 46
 
Annotationen