NACHAHMUNG DER GRIECHISCHEN WERKE: ERLÄUTERUNG
ebendieser Göttin zuerst Fesseln anlegte, hat viel
gewagt. Mit der Zeit wurden diese Zeichen so be-
kannt, als es die Figur war, welcher sie beigelegt
worden. Aber die ganze Allegorie hat, wie Plato
von der Dichtkunst überhaupt sagt, etwas Rätsel-
haftes und ist nicht für jedermann gemacht. Wenn
die Besorgung, denen undeutlich zu sein, die ein
Gemälde wie ein Getümmel von Menschen ansehen,
den Künstler bestimmen sollte, so würde er auch alle
außerordentlich fremden Ideen ersticken müssen.
Alle großen Maschinen und Stücke eines öffent-
lichen Gebäudes, Palastes usw. erfordern billig alle-
gorische Malereien. Das, was groß ist, hat einerlei
Verhältnis. Eine Elegie ist nicht gemacht, große Be-
gebenheiten in der Welt zu besingen. Ist aber eine
jede Fabel eine Allegorie zu ihrem Orte? Sie hat es
weniger Recht zu sein, als der Doge verlangen könnte,
dasjenige in Terra ferma vorzustellen, was er zu Ve-
nedig ist.
Vasari hat nach einer zugleich bekannten und an-
genommenen Absicht bei Gemälden an Orten, der-
gleichen ich namhaft gemacht habe, geurteilt, wenn
er in Raffaels bekanntem Gemälde im Vatikan, wel-
ches unter dem Namen der Schule zu Athen be-
kannt ist, eine Allegorie finden wollte, nämlich die
Vergleichung der Weltweisheit und Sterndeutung
mit der Theologie. Trotzdem hat man doch nichts
weiter in demselben zu suchen, als was man augen-
scheinlich sieht, das ist, eine Vorstellung der Akademie
zu Athen.
Im Altertume hingegen war eine jede Vorstellung
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ebendieser Göttin zuerst Fesseln anlegte, hat viel
gewagt. Mit der Zeit wurden diese Zeichen so be-
kannt, als es die Figur war, welcher sie beigelegt
worden. Aber die ganze Allegorie hat, wie Plato
von der Dichtkunst überhaupt sagt, etwas Rätsel-
haftes und ist nicht für jedermann gemacht. Wenn
die Besorgung, denen undeutlich zu sein, die ein
Gemälde wie ein Getümmel von Menschen ansehen,
den Künstler bestimmen sollte, so würde er auch alle
außerordentlich fremden Ideen ersticken müssen.
Alle großen Maschinen und Stücke eines öffent-
lichen Gebäudes, Palastes usw. erfordern billig alle-
gorische Malereien. Das, was groß ist, hat einerlei
Verhältnis. Eine Elegie ist nicht gemacht, große Be-
gebenheiten in der Welt zu besingen. Ist aber eine
jede Fabel eine Allegorie zu ihrem Orte? Sie hat es
weniger Recht zu sein, als der Doge verlangen könnte,
dasjenige in Terra ferma vorzustellen, was er zu Ve-
nedig ist.
Vasari hat nach einer zugleich bekannten und an-
genommenen Absicht bei Gemälden an Orten, der-
gleichen ich namhaft gemacht habe, geurteilt, wenn
er in Raffaels bekanntem Gemälde im Vatikan, wel-
ches unter dem Namen der Schule zu Athen be-
kannt ist, eine Allegorie finden wollte, nämlich die
Vergleichung der Weltweisheit und Sterndeutung
mit der Theologie. Trotzdem hat man doch nichts
weiter in demselben zu suchen, als was man augen-
scheinlich sieht, das ist, eine Vorstellung der Akademie
zu Athen.
Im Altertume hingegen war eine jede Vorstellung
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