I. Teil - Von dem Wesentlichen der Kunst
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263,30-33 Homerus vergleichet die Geschwindigkeit ...: „Hier bin ich gewesen, und dort war ich.“: W.
paraphrasiert das in Hom. 11. 15,79 ff. gegebene Gleichnis von der Schnelligkeit der Hera. Er wählt aber in seiner
Übers, des griech. Zitats die falsche Zeitform. Der griech. Text lautet (in: Homeri Opera II S. 53): cbq 5’ ör ccv
at^r] vöoc; ccvspoc;, 6c, T £iti JtoAAf]v / yaiav £Är]Xov0d)c; cppsct ttsvKaXiprpt vorjcp, / ,,£V0’ Eiqv, fj £v0a,“ pEvotvfjpm re
ttoXXd, / coq KpaiTtvööq pepavia Stettraro ttörvta "Hpq. („Und wie wenn dahineilt der Gedanke eines Mannes, der
über vieles / Land gekommen ist und in seinen klugen Sinnen denkt: / ,Dort möchte ich sein oder dort!‘ und
trachtet nach vielem, / So rasch flog eilends dahin die Herrin Here“. Übers.: Homer, Ilias S. 246). - Die griech.
Verbform £tqv von £tpt, ,ich bin‘, ist der Optativ der 1. Person Sing, und drückt einen Wunsch aus.
263,33-34 Atalanta ... keinen Eindruck der Füße: W. paraphrasiert ein Bild aus Ovids Metamorphosen (10,
652-655), wo der Wettlauf zwischen Hippomenes und Atalante geschildert wird: Signa tubae dederant, cum
carcere pronus uterque/emicat et summam celeri pede libat harenam. / posse putes illos sicco freta rädere passu
/ et segetis canae stantes percurrere aristas. („Tuben gaben das Zeichen, und Beide entstürzten den Schranken, /
kaum mit den flüchtigen Sohlen die Fläche des Sandes berührend, / trockenen Fußes konnten, so glaubst du, die
Wellen sie streifen, / eilen über die silberne Saat bei stehenden Halmen.“ Publius Ovidius Naso, Metamorphosen,
in dt. Hexameter übertragen und mit dem Text hrsg. von Erich Rösch, 5. Aufl. München 1972 S. 390-391).
264,23 mit Anm. 3 Cotta beim Cicero: nat. deor. 3,15 (in: M. Tulli Ciceronis De Natura Deorum libri III,
M. Tullius Cicero, Vom Wesen der Götter. Drei Bücher lat. und dt., hrsg., übers, und erläutert von Wolfgang
Gerlach, Karl Bayer, München 1978 S. 362-363): Nam Fauni vocem equidem numquam audivi; tibi, si audivisse
te dicis, credam, etsi, Faunus omnino quid sit, nescio. („Die Stimme eines Fauns aber habe ich noch nie gehört;
doch ich will dir glauben, wenn du behauptest, sie gehört zu haben, wenn ich auch nicht weiß, was ein Faun
überhaupt ist.“).
Lit. zu Cotta: Komm, zu 43,29; Nachlaß Paris vol. 59 p. 44 (Vorarbeiten zu AGK S. 46). - Zu Faunus bzw. Fauni: M. Tulli Ciceronis De
Divinatione libri duo, hrsg. von Arthur Stanley Pease, Darmstadt 1973 S. 278-279 Anm. 11; LIMC VIII (1997) S. 582-583 s. v. Faunus (Pierre
Pouthier, Pierre Rouillard); NP IV (1998) Sp. 440-442 s. v. Faunus (Fritz Graf).
265,3 Pherecydes: der Vorsokratiker Pherekydes von Syros schrieb um die Mitte des 6. Jhs. v. Chr. eine
Theogonie, von der jedoch nur wenige Fragmente erhalten sind (gesammelt bei: Hermann Diels, Walter Kranz,
Die Fragmente der Vorsokratiker, griech. und dt., 6. Aufl. Berlin 1951 I S. 43-51). Pherekydes, fr. B4 heißt es
(in: H. Diels, W. Kranz a. O. S. 49): rtccpcc Ooivikgov 8e Kcd 4>£p£Kv5r]c; Xaßdrv rat; äcpoppac; £0£oXÖYq<J£ itepi rov itap’
avT(p XeyopEVOV ’Ocptovecoc; 0£ov Kcd tcöv ’Ocpioviöwv. („Von den Phöniziern übernahm Pherekydes die Grundlagen
seiner Lehre über den bei ihm Ophioneus genannten Gott und die Ophioniden.“) - Ophion / Ophioneus war
Weltherrscher vor Kronos; seine Schlangengestalt (vgl. öcpiq = Schlange) geht auf orphische (s. etwa Apoll. Rhod.
1,493-511, bes. 503-506 [= Orphica fr. 29 Kern]) oder orientalische Vorstellungen zurück.
Lit. zu Pherekydes: NP IX (2000) Sp. 769-770 (Lutz Käppel); zu Ophion: NP VIII (2000) Sp. 1253 (Lutz Käppel).
265,9 mit Anm. 2 daher sagt Plato, daß göttlichen Bildern: Plat. Soph. 236a (in: Platonis Opera I S. 416): Ap’
ovv ov xcdpstv to äXr]0£c; EäoavTeq oi öpptoupyoi vvv ov raq ovaaq cupperpiac; oAXa raq So^oucaq eivca KaXaq roiq
eiSgoXoic; £vatt£pYd^ovrat; („So lassen also die Meister die Wahrheit auf sich beruhen und arbeiten in ihren Bildern
nicht die wirklichen Maße heraus, sondern jene, die ihnen schön erscheinen?“ Übers.: Platon, Spätdialoge I S.
159).
265.16 so daß man sie daher Simi nennen könte: Simi ist vom griech. Adj. otpöq, plattnasig, hergeleitet. In Epi-
grammen taucht Simos, Plattnase, als Name von Satyrn auf.
265.17 Gratie..., von welcher ich unten ... reden werde: GK Text S. 451-461.
265,19 in Rom über dreyßig Statuen junger Satyre oder Faune: Welche Statuen W. im einzelnen meinte, ist nicht
sicher. Allerdings benennt er an anderen Stellen etliche ihm bekannte Darstellungen eindeutig; vgl. dazu GK
Denkmäler Nr. 501-516. Die WA IV S. 277-285 Anm. 203 beschreibt einige ausgewählte Faune, darunter den
schlafenden Faun in München oder den Kroupezion tretenden Satyrn in Florenz, ganz enthusiastisch und zählt
etliche andere Faune auf.
265,20-21 Anm. 1 berühmte Satyr des Praxiteles: Paus.1,20,1. Der berühmte Einschenkende Satyr des Praxiteles
(zu ihm Komm, zu 235,1) stand in Athen an der Tripodenstraße. Sein in röm. Kopien überlieferter Typus war
W. noch nicht bekannt; er wurde erst von Furtwängler identifiziert. Das Original entstand wahrscheinlich ca.
360 v. Chr. Die von W. referierte Einschätzung bezieht sich auf die von Pausanias überlieferte Anekdote, in
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263,30-33 Homerus vergleichet die Geschwindigkeit ...: „Hier bin ich gewesen, und dort war ich.“: W.
paraphrasiert das in Hom. 11. 15,79 ff. gegebene Gleichnis von der Schnelligkeit der Hera. Er wählt aber in seiner
Übers, des griech. Zitats die falsche Zeitform. Der griech. Text lautet (in: Homeri Opera II S. 53): cbq 5’ ör ccv
at^r] vöoc; ccvspoc;, 6c, T £iti JtoAAf]v / yaiav £Är]Xov0d)c; cppsct ttsvKaXiprpt vorjcp, / ,,£V0’ Eiqv, fj £v0a,“ pEvotvfjpm re
ttoXXd, / coq KpaiTtvööq pepavia Stettraro ttörvta "Hpq. („Und wie wenn dahineilt der Gedanke eines Mannes, der
über vieles / Land gekommen ist und in seinen klugen Sinnen denkt: / ,Dort möchte ich sein oder dort!‘ und
trachtet nach vielem, / So rasch flog eilends dahin die Herrin Here“. Übers.: Homer, Ilias S. 246). - Die griech.
Verbform £tqv von £tpt, ,ich bin‘, ist der Optativ der 1. Person Sing, und drückt einen Wunsch aus.
263,33-34 Atalanta ... keinen Eindruck der Füße: W. paraphrasiert ein Bild aus Ovids Metamorphosen (10,
652-655), wo der Wettlauf zwischen Hippomenes und Atalante geschildert wird: Signa tubae dederant, cum
carcere pronus uterque/emicat et summam celeri pede libat harenam. / posse putes illos sicco freta rädere passu
/ et segetis canae stantes percurrere aristas. („Tuben gaben das Zeichen, und Beide entstürzten den Schranken, /
kaum mit den flüchtigen Sohlen die Fläche des Sandes berührend, / trockenen Fußes konnten, so glaubst du, die
Wellen sie streifen, / eilen über die silberne Saat bei stehenden Halmen.“ Publius Ovidius Naso, Metamorphosen,
in dt. Hexameter übertragen und mit dem Text hrsg. von Erich Rösch, 5. Aufl. München 1972 S. 390-391).
264,23 mit Anm. 3 Cotta beim Cicero: nat. deor. 3,15 (in: M. Tulli Ciceronis De Natura Deorum libri III,
M. Tullius Cicero, Vom Wesen der Götter. Drei Bücher lat. und dt., hrsg., übers, und erläutert von Wolfgang
Gerlach, Karl Bayer, München 1978 S. 362-363): Nam Fauni vocem equidem numquam audivi; tibi, si audivisse
te dicis, credam, etsi, Faunus omnino quid sit, nescio. („Die Stimme eines Fauns aber habe ich noch nie gehört;
doch ich will dir glauben, wenn du behauptest, sie gehört zu haben, wenn ich auch nicht weiß, was ein Faun
überhaupt ist.“).
Lit. zu Cotta: Komm, zu 43,29; Nachlaß Paris vol. 59 p. 44 (Vorarbeiten zu AGK S. 46). - Zu Faunus bzw. Fauni: M. Tulli Ciceronis De
Divinatione libri duo, hrsg. von Arthur Stanley Pease, Darmstadt 1973 S. 278-279 Anm. 11; LIMC VIII (1997) S. 582-583 s. v. Faunus (Pierre
Pouthier, Pierre Rouillard); NP IV (1998) Sp. 440-442 s. v. Faunus (Fritz Graf).
265,3 Pherecydes: der Vorsokratiker Pherekydes von Syros schrieb um die Mitte des 6. Jhs. v. Chr. eine
Theogonie, von der jedoch nur wenige Fragmente erhalten sind (gesammelt bei: Hermann Diels, Walter Kranz,
Die Fragmente der Vorsokratiker, griech. und dt., 6. Aufl. Berlin 1951 I S. 43-51). Pherekydes, fr. B4 heißt es
(in: H. Diels, W. Kranz a. O. S. 49): rtccpcc Ooivikgov 8e Kcd 4>£p£Kv5r]c; Xaßdrv rat; äcpoppac; £0£oXÖYq<J£ itepi rov itap’
avT(p XeyopEVOV ’Ocptovecoc; 0£ov Kcd tcöv ’Ocpioviöwv. („Von den Phöniziern übernahm Pherekydes die Grundlagen
seiner Lehre über den bei ihm Ophioneus genannten Gott und die Ophioniden.“) - Ophion / Ophioneus war
Weltherrscher vor Kronos; seine Schlangengestalt (vgl. öcpiq = Schlange) geht auf orphische (s. etwa Apoll. Rhod.
1,493-511, bes. 503-506 [= Orphica fr. 29 Kern]) oder orientalische Vorstellungen zurück.
Lit. zu Pherekydes: NP IX (2000) Sp. 769-770 (Lutz Käppel); zu Ophion: NP VIII (2000) Sp. 1253 (Lutz Käppel).
265,9 mit Anm. 2 daher sagt Plato, daß göttlichen Bildern: Plat. Soph. 236a (in: Platonis Opera I S. 416): Ap’
ovv ov xcdpstv to äXr]0£c; EäoavTeq oi öpptoupyoi vvv ov raq ovaaq cupperpiac; oAXa raq So^oucaq eivca KaXaq roiq
eiSgoXoic; £vatt£pYd^ovrat; („So lassen also die Meister die Wahrheit auf sich beruhen und arbeiten in ihren Bildern
nicht die wirklichen Maße heraus, sondern jene, die ihnen schön erscheinen?“ Übers.: Platon, Spätdialoge I S.
159).
265.16 so daß man sie daher Simi nennen könte: Simi ist vom griech. Adj. otpöq, plattnasig, hergeleitet. In Epi-
grammen taucht Simos, Plattnase, als Name von Satyrn auf.
265.17 Gratie..., von welcher ich unten ... reden werde: GK Text S. 451-461.
265,19 in Rom über dreyßig Statuen junger Satyre oder Faune: Welche Statuen W. im einzelnen meinte, ist nicht
sicher. Allerdings benennt er an anderen Stellen etliche ihm bekannte Darstellungen eindeutig; vgl. dazu GK
Denkmäler Nr. 501-516. Die WA IV S. 277-285 Anm. 203 beschreibt einige ausgewählte Faune, darunter den
schlafenden Faun in München oder den Kroupezion tretenden Satyrn in Florenz, ganz enthusiastisch und zählt
etliche andere Faune auf.
265,20-21 Anm. 1 berühmte Satyr des Praxiteles: Paus.1,20,1. Der berühmte Einschenkende Satyr des Praxiteles
(zu ihm Komm, zu 235,1) stand in Athen an der Tripodenstraße. Sein in röm. Kopien überlieferter Typus war
W. noch nicht bekannt; er wurde erst von Furtwängler identifiziert. Das Original entstand wahrscheinlich ca.
360 v. Chr. Die von W. referierte Einschätzung bezieht sich auf die von Pausanias überlieferte Anekdote, in