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Kommentare zu S. 236-425
der die Geliebte des Praxiteles, Phryne, durch eine List herausbringt, welches dessen Lieblingswerke seien; die
Authentizität dieser Anekdote ist allerdings umstritten.
Lit.: Hans Lauter, Zur wirtschaftlichen Situation der Praxiteles-Familie im spätklassischen Athen, in: AA 1980 S. 525-531, bes. S. 529-530. - Zur
plastischen Überlieferung: Adolf Furtwängler, Meisterwerke der griechischen Plastik, Leipzig, Berlin 1893 S. 533ff.; Werner Fuchs, Die Skulptur
der Griechen, 4. Aufl. München 1993 S. 114 Abb. 104; Peter Gercke, Satyrn des Praxiteles, Hamburg 1968; Stewart, Sculpture S. 278 Nr. 16.
265,22 Nächstdem: außerdem, danach. DWB VII Sp. 34 s. v. nachdem; Rehm in: KS S. 331 (zu 32,3).
265.22- 23 mit Anm. 2 Pratinas und Aristias ... nebst einem Aeschylus: Pausanias, 2,13,6, berichtet, daß Pratinas
und Aristias die berühmtesten „Satyroi“ nach denen des Aischylos geschaffen hätten. W. verstand unter „satyroi“
Satyrstatuen und hielt Pratinas und Aristias deshalb für Bildhauer, zumal er mit ihren Namen vermutlich das
Kentaurenpaar des Kardinals Furietti (GK Denkmäler Nr. 484) assoziierte (dieses ist allerdings von Aristeas und
Papias [!] signiert). Unter „satyroi“ verstand man in der Antike aber auch „Satyrspiele“. Daß Pausanias entgegen
W. von letzteren spricht, macht die Erwähnung des Dichters Aischylos deutlich, außerdem werden Pratinas und
Aristias auch anderweitig als Dichter erwähnt. W.s Irrtum ist schon in WA IV S. 286 Anm. 205 unter Berufung auf
Heyne, Antiquarische Aufsätze II S. 63 vermerkt.
Lit. zu Aristias: NP I (1996) Sp. 1102 s. v. Aristias II (Frank Pressler); zu Pratinas: NP X (2001) S. 275-277 s. v. Pratinas (Bernhard
Zimmermann).
265.23- 24 mit Anm. 3 Warzen unter den Kinnbacken, wie an Ziegen: In der Anm. zitiert W. Plin. nat. 8,202 (in:
Plinius, ed. Ian - Mayhoff II S. 149): laciniae corporibus e cervice binae dependentes. („zwei fleischige Troddeln,
die vom Hals herabhängen“. Übers.: Plinius, Naturkunde VIII S. 147). W. läßt im lat. Zitat „corporibus“ (= an
den Körpern) weg, das auch in der dt. Übers, ausgespart werden kann. WA IV S. 286-287 Anm. 206 nennt drei
statuarische Beispiele mit solchen Warzen, dazu gehören hier GK Denkmäler Nr. 502, 505.
265,25 mit Anm. 4 der berühmte Graf Marsigli: Der ital. Geograph und Naturforscher Conte Lodovico Ferdinando
Marsigli aus Bologna (1658-1730). Er veröffentlichte das erste ozeanographische Lehrbuch sowie ein sechsbändiges
Werk über die Donau. Auf seinen Reisen als Militäringenieur legte er eine Kunst- und Naturaliensammlung an, die
er 1712 in Bologna öffentlich zugänglich machte, außerdem gründete er 1715 in seiner Heimatstadt eine Akademie
der Wissenschaften und Künste mit Professoren. - In der Anm. verweist W. auf zwei Reisehandbücher, in denen
die Sammlung Marsiglis beschrieben ist, zum einen auf Johann Georg Keyßler (1693-1743), Neueste Reisen durch
Deutschland, Böhmen, Ungarn, die Schweiz, Italien und Lothringen I—II, Hannover 1740/1741, ein Buch, das W.
trotz vielfältiger Kritik als bestes seiner Art bezeichnet, zum anderen auf das Reisetagebuch des engl. Dichters John
Durant Breval (1680?—1738), Remarks on several Parts of Europe, London 1726.
Lit. zu Keyßler: vgl. Schriften zur antiken Baukunst Komm, zu 45,15; zu Breval: Schriften zur antiken Baukunst Komm, zu 17,4.
265,27 ein Bild der sich selbst gelassenen einfältigen Natur: Zeller S. 88: „der Ausdruck mehrfach bei Winckel-
mann für die sich selbst überlassene, unverfälschte Natur“, mit diesem Beleg sowie GK1 S. 171 und Justi I S. 513
(Charakteristik Kaiser Ottos II.). Die WA IV S. 287-288 Anm. 208 widerspricht W. und bezeichnet auch den
barberinischen schlafenden Faun (GK Denkmäler Nr. 504) als ideal.
265,27 mit Anm. 5 Ein neuer Scribent: Der Schriftsteller, Kunstsammler und Zeichner Claude-Henri de Watelet
(1718-1786) in seinem Lehrgedicht: L’Art de Peindre. Poeme, avec des Reflexions sur les differentes Parties de
la Peinture, Paris 1760 (2. Aufl. Amsterdam 1761; dt. Leipzig 1763) S. 83. Eine ausführliche Besprechung und
Inhaltsangabe des Gedichts findet sich in der Bibliothek der schönen Wissenschaften unf freyen Künste 1761 Heft 2
S. 56-81. Das Gedicht ist in vier Gesänge unterteilt. Der erste behandelt die Zeichnung, der zweite die Farbgebung,
der dritte die malerische Erfindung und der vierte die poetische Erfindung und den Ausdruck. - Im Grundsätzlichen
stimmt Watelet mit W. überein: er empfiehlt den Künstlern seiner Zeit - ebenso wie W. in Gedancken - die
Nachahmung der Alten und ein intensives Studium der Antiken.
Lit. zu Watelet: Br. II Nr. 591 S. 508; Br. IV Nr. 6 S. 23, 27; S. 455 Komm, zu Nr. 61a; S. 472 Komm, zu Nr. 96. - Thieme - Becker XXXV (1942)
S. 179 („Kunstdilettant“); Stark S. 174-175; Nbio XLVI Sp. 591-593; Der Archäologe S. 233 Nr. 84.
266,9 Apollo in der Villa Medicis: Die WA IV S. 294-295 Anm. 225 glaubte, W. meine den sog. Apollino in
Florenz, Uffizien (Guido Achille Mansuelli, Galleria degli Uffizi I, Firenze 1958 S. 74-76 Nr. 46 Abb. 46a-b). W.s
Bemerkung, daß die Statue vielmals kopiert sei, macht es jedoch sicher, daß er denselben Apoll meint wie GK1 S. 161
und 212 (GK Text S. 274,2-3; 422,15-18). Und dieser läßt sich Dank der Erwähnung des Schwans auf S. 161 (GK S.
274) sicher mit dem Pothos (GK Denkmäler Nr. 358) identifizieren.
Kommentare zu S. 236-425
der die Geliebte des Praxiteles, Phryne, durch eine List herausbringt, welches dessen Lieblingswerke seien; die
Authentizität dieser Anekdote ist allerdings umstritten.
Lit.: Hans Lauter, Zur wirtschaftlichen Situation der Praxiteles-Familie im spätklassischen Athen, in: AA 1980 S. 525-531, bes. S. 529-530. - Zur
plastischen Überlieferung: Adolf Furtwängler, Meisterwerke der griechischen Plastik, Leipzig, Berlin 1893 S. 533ff.; Werner Fuchs, Die Skulptur
der Griechen, 4. Aufl. München 1993 S. 114 Abb. 104; Peter Gercke, Satyrn des Praxiteles, Hamburg 1968; Stewart, Sculpture S. 278 Nr. 16.
265,22 Nächstdem: außerdem, danach. DWB VII Sp. 34 s. v. nachdem; Rehm in: KS S. 331 (zu 32,3).
265.22- 23 mit Anm. 2 Pratinas und Aristias ... nebst einem Aeschylus: Pausanias, 2,13,6, berichtet, daß Pratinas
und Aristias die berühmtesten „Satyroi“ nach denen des Aischylos geschaffen hätten. W. verstand unter „satyroi“
Satyrstatuen und hielt Pratinas und Aristias deshalb für Bildhauer, zumal er mit ihren Namen vermutlich das
Kentaurenpaar des Kardinals Furietti (GK Denkmäler Nr. 484) assoziierte (dieses ist allerdings von Aristeas und
Papias [!] signiert). Unter „satyroi“ verstand man in der Antike aber auch „Satyrspiele“. Daß Pausanias entgegen
W. von letzteren spricht, macht die Erwähnung des Dichters Aischylos deutlich, außerdem werden Pratinas und
Aristias auch anderweitig als Dichter erwähnt. W.s Irrtum ist schon in WA IV S. 286 Anm. 205 unter Berufung auf
Heyne, Antiquarische Aufsätze II S. 63 vermerkt.
Lit. zu Aristias: NP I (1996) Sp. 1102 s. v. Aristias II (Frank Pressler); zu Pratinas: NP X (2001) S. 275-277 s. v. Pratinas (Bernhard
Zimmermann).
265.23- 24 mit Anm. 3 Warzen unter den Kinnbacken, wie an Ziegen: In der Anm. zitiert W. Plin. nat. 8,202 (in:
Plinius, ed. Ian - Mayhoff II S. 149): laciniae corporibus e cervice binae dependentes. („zwei fleischige Troddeln,
die vom Hals herabhängen“. Übers.: Plinius, Naturkunde VIII S. 147). W. läßt im lat. Zitat „corporibus“ (= an
den Körpern) weg, das auch in der dt. Übers, ausgespart werden kann. WA IV S. 286-287 Anm. 206 nennt drei
statuarische Beispiele mit solchen Warzen, dazu gehören hier GK Denkmäler Nr. 502, 505.
265,25 mit Anm. 4 der berühmte Graf Marsigli: Der ital. Geograph und Naturforscher Conte Lodovico Ferdinando
Marsigli aus Bologna (1658-1730). Er veröffentlichte das erste ozeanographische Lehrbuch sowie ein sechsbändiges
Werk über die Donau. Auf seinen Reisen als Militäringenieur legte er eine Kunst- und Naturaliensammlung an, die
er 1712 in Bologna öffentlich zugänglich machte, außerdem gründete er 1715 in seiner Heimatstadt eine Akademie
der Wissenschaften und Künste mit Professoren. - In der Anm. verweist W. auf zwei Reisehandbücher, in denen
die Sammlung Marsiglis beschrieben ist, zum einen auf Johann Georg Keyßler (1693-1743), Neueste Reisen durch
Deutschland, Böhmen, Ungarn, die Schweiz, Italien und Lothringen I—II, Hannover 1740/1741, ein Buch, das W.
trotz vielfältiger Kritik als bestes seiner Art bezeichnet, zum anderen auf das Reisetagebuch des engl. Dichters John
Durant Breval (1680?—1738), Remarks on several Parts of Europe, London 1726.
Lit. zu Keyßler: vgl. Schriften zur antiken Baukunst Komm, zu 45,15; zu Breval: Schriften zur antiken Baukunst Komm, zu 17,4.
265,27 ein Bild der sich selbst gelassenen einfältigen Natur: Zeller S. 88: „der Ausdruck mehrfach bei Winckel-
mann für die sich selbst überlassene, unverfälschte Natur“, mit diesem Beleg sowie GK1 S. 171 und Justi I S. 513
(Charakteristik Kaiser Ottos II.). Die WA IV S. 287-288 Anm. 208 widerspricht W. und bezeichnet auch den
barberinischen schlafenden Faun (GK Denkmäler Nr. 504) als ideal.
265,27 mit Anm. 5 Ein neuer Scribent: Der Schriftsteller, Kunstsammler und Zeichner Claude-Henri de Watelet
(1718-1786) in seinem Lehrgedicht: L’Art de Peindre. Poeme, avec des Reflexions sur les differentes Parties de
la Peinture, Paris 1760 (2. Aufl. Amsterdam 1761; dt. Leipzig 1763) S. 83. Eine ausführliche Besprechung und
Inhaltsangabe des Gedichts findet sich in der Bibliothek der schönen Wissenschaften unf freyen Künste 1761 Heft 2
S. 56-81. Das Gedicht ist in vier Gesänge unterteilt. Der erste behandelt die Zeichnung, der zweite die Farbgebung,
der dritte die malerische Erfindung und der vierte die poetische Erfindung und den Ausdruck. - Im Grundsätzlichen
stimmt Watelet mit W. überein: er empfiehlt den Künstlern seiner Zeit - ebenso wie W. in Gedancken - die
Nachahmung der Alten und ein intensives Studium der Antiken.
Lit. zu Watelet: Br. II Nr. 591 S. 508; Br. IV Nr. 6 S. 23, 27; S. 455 Komm, zu Nr. 61a; S. 472 Komm, zu Nr. 96. - Thieme - Becker XXXV (1942)
S. 179 („Kunstdilettant“); Stark S. 174-175; Nbio XLVI Sp. 591-593; Der Archäologe S. 233 Nr. 84.
266,9 Apollo in der Villa Medicis: Die WA IV S. 294-295 Anm. 225 glaubte, W. meine den sog. Apollino in
Florenz, Uffizien (Guido Achille Mansuelli, Galleria degli Uffizi I, Firenze 1958 S. 74-76 Nr. 46 Abb. 46a-b). W.s
Bemerkung, daß die Statue vielmals kopiert sei, macht es jedoch sicher, daß er denselben Apoll meint wie GK1 S. 161
und 212 (GK Text S. 274,2-3; 422,15-18). Und dieser läßt sich Dank der Erwähnung des Schwans auf S. 161 (GK S.
274) sicher mit dem Pothos (GK Denkmäler Nr. 358) identifizieren.