I. Teil - Von dem Wesentlichen der Kunst
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313,31-32 mit Anm. 1 wie Plutarchus vom Tigranes ... berichtet: Plutarch, Pompeius 33,4 (p. 637a), berichtet,
als Tigranes sich anschickte, vor Pompejus auf die Erde zu sinken, sei der röm. Feldherr ihm zuvorgekommen
und habe ihn neben sich Platz nehmen lassen. Zu Tigranes vgl. Komm, zu 303,30.
315,2 ein erhobenes Werk an der Fontana Trevi zu Rom, welches vor wenigen Jahren gemachet ist: W. spricht
von einem der beiden Reliefs, die oben zwischen den Säulen der triumphbogenartigen Brunnenfassade angebracht
sind. Das Relief mit Agrippa fertigte Giovanni Battista Gross! gegen 1760. Agrippa hatte 19 v. Chr. die Aqua
Vergine bauen lassen, jene großenteils unterirdisch, stellenweise aber auch oberirdisch verlaufende Wasserleitung,
die die Fontana Trevi speist. - Fea berichtigte W. dahingehend, daß nicht Agrippa mit Bart dargestellt sei, sondern
der Baumeister und ein Soldat. Das ändert aber nichts an W.s richtiger Feststellung, daß Bärte in der späten
Republik nicht in Mode waren und daß der Künstler insofern einen Fehler beging.
Lit.: Giuseppe Panimolle, Gli Acquedotti di Roma Antica I, Roma 1984 S. 159-160; Pietrantoni Pace, Gli Acquedotti di Roma e il de
Aquaeductu di Frontino, Roma 1983 S. 144-146.
315,4 mit einem gebogenen Knie: mit gebeugtem Knie. DWB I Sp. 1814 (1); s. auch GK Text S. 649,2.
315,4-6 Marcus Agrippa ... Bildnissen ... so wohl auf Münzen als in Marmor: Marcus Vipsanius Agrippa (64/63
-12 v. Chr.) erfolgreicher röm. Feldherr, besiegte Pompejus bei Mylai und Naulochoi und später Antonius bei
Actium. 33 v. Chr. wird er Aedil in Rom und entfaltet als solcher eine rege Bautätigkeit, es entstehen Straßen,
Wasserleitungen und Bäder. 28. v. Chr. ist er gemeinsam mit Octavian, dem späteren Kaiser Augustus, Konsul.
21 v. Chr. heiratet er dessen Tochter lulia; seine Söhne C. und E. Caesar werden von Augustus adoptiert. W.
bekannte Marmorbildnisse des Agrippa sind GK Denkmäler Nr. 746 und 792. Sein Porträt wurde von Augustus
und Tiberius auf Münzen gesetzt.
Lit.: Harold Mattingly, The Roman Imperial Coinage I, London 1923 S. 77 Taf. 2,20; Robert A. G. Carson, Principal Coins of the Romans
I, Londonl978 S. 79 Nr. 309 mit Abb.; Anne S. Robertson, Roman Imperial Coins in the Hunter Coin Cabinet I, Glasgow 1962 S. 10 Nr.
48, 53 Taf. 2; S. 78 Nr. 1 Taf. 12.
315,12 mit Anm. 1 Die Betrügerey dieser Münze ist bereits erwiesen: W. verweist auf den frz. Numismatiker
Charles de Valois (1671-1747). Dieser verfaßte: Observations sur quelques endroits du Eivre ou Recueil de
Medailles du Comte Mezzabarba, in: Histoire de l’Academie Royale des Inscriptions et Belles-Eettres 12 1740
S. 309-316. Der von W. gemeinte Aufsatz ist jedoch: Suite des Observations sur le Recueil ou Catalogue general
des medailles imperiales, publie par le Comte Mezzabarbe, in: Histoire de l’Academie Royale des Inscriptions et
Belles-Eettres 16 1744 S. 145-154, bes. S. 151. - Der Name Palaestina findet sich tatsächlich nur auf Münzen mit
griech., nicht auf solchen mit lat. geschriebener Fegende.
Lit.: George Francis Hill, BMC Greek Coins, Palestine, London 1914, Bologna 1965 passim.
315,14-16 ich lasse dahin gestellet seyn... ob eine Person... sich die Haare ausrauf et; Bereits Fea und die WA IV S.
375 Anm. 455 wiesen zu Recht darauf hin, daß es derartige Szenen innerhalb erzählender bildlicher Darstellungen
gibt; vgl. z. B. den Meleagersarkophag GK Denkmäler Nr. 962, wo die mittlere der an der Totenbahre stehenden
Frauen sich ins Haar greift.
315.17 wohlanständig: was wohl ansteht in sittlicher Hinsicht, in ästhetischem Sinne für wohlgefällig. DWB
XIV Sp. 1077. Hier wohl beides; vgl. Komm, zu Wohlstand GK Text S. 121,6.
315.18 Kara oyijpa: kcctci axHl-iCG mit Anstand, würdevoll. Die Redewendung ist erstmals belegt bei Polybios
(3,85,9; weitere Belege: Eiddell - Scott S. 1745 s. v. oxqpa 3).
315,23-26 mit Anm. 2 wie Seneca der Andromache sagen lasset: W. zitiert Sen. Tro. 411-412 (in: Seneca, ed.
Zwierlein S. 68): leuia perpessae sumus, si flenda patimur. („Wir haben Eeichtes erlitten, wenn wir erleiden, was
durch Tränen zu lindern ist.“ Übers.: Seneca, Tragödien I S. 187) Andromache ist die Gattin Hektors, die nach
dessem Tod, um ihres gemeinsamen Sohnes willen, Schmerz und Trauer erträgt und weiterlebt.
315,28-29 mit Anm. 1 welches die Alten napsvQvpoop nennen würden: Ps.-Eongin 3,5 heißt es (in: Eibellus de
sublimatate Dionysio Eongino fere adscriptus, ed. D. A. Russell, Oxford 1990 S. 4): rovrcp ttapaKSVtca rpvtov 'n.
KaKiaq eiSoq ev rote; TtaöqriKOiq, öttep d ©EÖSoopoq ttapEVÖupoov ekccXel. („Daneben gibt es noch eine dritte Fehlerart,
die im Eeidenschaftlichen liegt, Theodoros nannte sie Scheinraserei.“ Übers.: Pseudo-Eonginos, Vom Erhabenen,
griech. und dt. von Reinhard Brandt, Darmstadt 1983 [Nachdruck der 1. Aufl. 1966] S. 35). Pseudo-Eonginos
schreibt weiter: „Es ist ein verfehltes Pathos und (damit) ein hohles, wo gar kein Pathos, oder ein unmäßiges, wo
ein maßvolles nötig ist. Denn gewisse Eeute werden oft wie aus Trunkenheit zu Eeidenschaften fortgerissen, die
nicht mehr der Sache, sondern ihrem eigenen einstudierten Geist entspringen. Dann verlieren sie ihre Haltung vor
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313,31-32 mit Anm. 1 wie Plutarchus vom Tigranes ... berichtet: Plutarch, Pompeius 33,4 (p. 637a), berichtet,
als Tigranes sich anschickte, vor Pompejus auf die Erde zu sinken, sei der röm. Feldherr ihm zuvorgekommen
und habe ihn neben sich Platz nehmen lassen. Zu Tigranes vgl. Komm, zu 303,30.
315,2 ein erhobenes Werk an der Fontana Trevi zu Rom, welches vor wenigen Jahren gemachet ist: W. spricht
von einem der beiden Reliefs, die oben zwischen den Säulen der triumphbogenartigen Brunnenfassade angebracht
sind. Das Relief mit Agrippa fertigte Giovanni Battista Gross! gegen 1760. Agrippa hatte 19 v. Chr. die Aqua
Vergine bauen lassen, jene großenteils unterirdisch, stellenweise aber auch oberirdisch verlaufende Wasserleitung,
die die Fontana Trevi speist. - Fea berichtigte W. dahingehend, daß nicht Agrippa mit Bart dargestellt sei, sondern
der Baumeister und ein Soldat. Das ändert aber nichts an W.s richtiger Feststellung, daß Bärte in der späten
Republik nicht in Mode waren und daß der Künstler insofern einen Fehler beging.
Lit.: Giuseppe Panimolle, Gli Acquedotti di Roma Antica I, Roma 1984 S. 159-160; Pietrantoni Pace, Gli Acquedotti di Roma e il de
Aquaeductu di Frontino, Roma 1983 S. 144-146.
315,4 mit einem gebogenen Knie: mit gebeugtem Knie. DWB I Sp. 1814 (1); s. auch GK Text S. 649,2.
315,4-6 Marcus Agrippa ... Bildnissen ... so wohl auf Münzen als in Marmor: Marcus Vipsanius Agrippa (64/63
-12 v. Chr.) erfolgreicher röm. Feldherr, besiegte Pompejus bei Mylai und Naulochoi und später Antonius bei
Actium. 33 v. Chr. wird er Aedil in Rom und entfaltet als solcher eine rege Bautätigkeit, es entstehen Straßen,
Wasserleitungen und Bäder. 28. v. Chr. ist er gemeinsam mit Octavian, dem späteren Kaiser Augustus, Konsul.
21 v. Chr. heiratet er dessen Tochter lulia; seine Söhne C. und E. Caesar werden von Augustus adoptiert. W.
bekannte Marmorbildnisse des Agrippa sind GK Denkmäler Nr. 746 und 792. Sein Porträt wurde von Augustus
und Tiberius auf Münzen gesetzt.
Lit.: Harold Mattingly, The Roman Imperial Coinage I, London 1923 S. 77 Taf. 2,20; Robert A. G. Carson, Principal Coins of the Romans
I, Londonl978 S. 79 Nr. 309 mit Abb.; Anne S. Robertson, Roman Imperial Coins in the Hunter Coin Cabinet I, Glasgow 1962 S. 10 Nr.
48, 53 Taf. 2; S. 78 Nr. 1 Taf. 12.
315,12 mit Anm. 1 Die Betrügerey dieser Münze ist bereits erwiesen: W. verweist auf den frz. Numismatiker
Charles de Valois (1671-1747). Dieser verfaßte: Observations sur quelques endroits du Eivre ou Recueil de
Medailles du Comte Mezzabarba, in: Histoire de l’Academie Royale des Inscriptions et Belles-Eettres 12 1740
S. 309-316. Der von W. gemeinte Aufsatz ist jedoch: Suite des Observations sur le Recueil ou Catalogue general
des medailles imperiales, publie par le Comte Mezzabarbe, in: Histoire de l’Academie Royale des Inscriptions et
Belles-Eettres 16 1744 S. 145-154, bes. S. 151. - Der Name Palaestina findet sich tatsächlich nur auf Münzen mit
griech., nicht auf solchen mit lat. geschriebener Fegende.
Lit.: George Francis Hill, BMC Greek Coins, Palestine, London 1914, Bologna 1965 passim.
315,14-16 ich lasse dahin gestellet seyn... ob eine Person... sich die Haare ausrauf et; Bereits Fea und die WA IV S.
375 Anm. 455 wiesen zu Recht darauf hin, daß es derartige Szenen innerhalb erzählender bildlicher Darstellungen
gibt; vgl. z. B. den Meleagersarkophag GK Denkmäler Nr. 962, wo die mittlere der an der Totenbahre stehenden
Frauen sich ins Haar greift.
315.17 wohlanständig: was wohl ansteht in sittlicher Hinsicht, in ästhetischem Sinne für wohlgefällig. DWB
XIV Sp. 1077. Hier wohl beides; vgl. Komm, zu Wohlstand GK Text S. 121,6.
315.18 Kara oyijpa: kcctci axHl-iCG mit Anstand, würdevoll. Die Redewendung ist erstmals belegt bei Polybios
(3,85,9; weitere Belege: Eiddell - Scott S. 1745 s. v. oxqpa 3).
315,23-26 mit Anm. 2 wie Seneca der Andromache sagen lasset: W. zitiert Sen. Tro. 411-412 (in: Seneca, ed.
Zwierlein S. 68): leuia perpessae sumus, si flenda patimur. („Wir haben Eeichtes erlitten, wenn wir erleiden, was
durch Tränen zu lindern ist.“ Übers.: Seneca, Tragödien I S. 187) Andromache ist die Gattin Hektors, die nach
dessem Tod, um ihres gemeinsamen Sohnes willen, Schmerz und Trauer erträgt und weiterlebt.
315,28-29 mit Anm. 1 welches die Alten napsvQvpoop nennen würden: Ps.-Eongin 3,5 heißt es (in: Eibellus de
sublimatate Dionysio Eongino fere adscriptus, ed. D. A. Russell, Oxford 1990 S. 4): rovrcp ttapaKSVtca rpvtov 'n.
KaKiaq eiSoq ev rote; TtaöqriKOiq, öttep d ©EÖSoopoq ttapEVÖupoov ekccXel. („Daneben gibt es noch eine dritte Fehlerart,
die im Eeidenschaftlichen liegt, Theodoros nannte sie Scheinraserei.“ Übers.: Pseudo-Eonginos, Vom Erhabenen,
griech. und dt. von Reinhard Brandt, Darmstadt 1983 [Nachdruck der 1. Aufl. 1966] S. 35). Pseudo-Eonginos
schreibt weiter: „Es ist ein verfehltes Pathos und (damit) ein hohles, wo gar kein Pathos, oder ein unmäßiges, wo
ein maßvolles nötig ist. Denn gewisse Eeute werden oft wie aus Trunkenheit zu Eeidenschaften fortgerissen, die
nicht mehr der Sache, sondern ihrem eigenen einstudierten Geist entspringen. Dann verlieren sie ihre Haltung vor