Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Winckelmann, Johann Joachim; Balensiefen, Lilian; Borbein, Adolf Heinrich [Hrsg.]; Kunze, Max [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Hrsg.]; Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Winckelmann-Gesellschaft [Hrsg.]
Schriften und Nachlaß (Band 4,5): Statuenbeschreibungen, Materialien zur "Geschichte der Kunst des Alterthums", Rezensionen — [Mainz am Rhein]: Verlag Philipp von Zabern, 2012

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.58927#0051
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
5
10
15
20
25
30
35

Torso

27

Die Umkreise dieses gantzen Körpers sind so wunderbarlich, daß <ihm> im nachzeichnen niemand
sich der Richtigkeit versehen kan, indem eine immerwährende Ausfließung einer Form in die andere
alle Striche regieren muß[.] Wie der Fluß Achelous. Es würde dem Zeichner gehen, wie dem Herkules,
da er Achelous überwinden wolte. Meereswellen.
Es ist in allem dieser Körper wie die Natur, wenn sie bis auf den Göttlichen Grad erhöhet wäre.
Dieselbe Eigenschaft haben beyde, daß obschon alles das verborgen lieget, dennoch ein jeder nur darin
siebet, was er weiß[.]
Wenn es erlaubt ist alles zu sagen was ich dencke, so dürfte ich wagen nach dem Sprichwort aus der
Klaue des Löwens in meinen Gedancken die verlohrnen Glieder <aus dies> nach diesem herrlichen
Körper erdacht, dazu zu setzen.
Wer die Kunst verstehet wird sehen, daß ich Recht gedacht, obschon der thörige darüber lachen wird.
Die gröste Regel der Kunst, so die Alten Griechen zum Vorzug gehabt ist die Vollkommenheit in der
Gleichförmigkeit aller ihrer Umriße, nach [p. 29/164] diesem Körper also müste nothwendiger Weise ein
leichter Kopf [folgen], <so wie> weil der Leib schlanck ist; die Stirn müste feist seyn, weil alle Muskeln
des Körpers sich so verhalten. Die Knochen aber klein, weil an dem Körper sie eben so sind. Also der
Hirnschädel nicht groß, die Jochbeine auch nicht gar weit, die Backen ohne hohle Gruben. Die Nase
dicklicht auf dieselbe Art wie der Farnesische Hercules. Nur würde er in diesem unterschieden seyn, 457
daß jener schwerer und menschlicher gegen diesen scheinen würde. In der Arbeit müsten alle Dellen
weiter und mehr wellichte Umriße haben, so in allen eine leichtere Form geben. Die Augen würden
ohnezweifel größer und runder seyn nach dem höheren Griechichen Stil auch von jüngerem Alter in
allem vorgestellet als jener, weil man auch in dem Körper nicht die Schwere des dicken Fleisches siebet
wie in jenem.
Das <ab> was aber noch da ist von dem Körper ist so schön daß man von dem geringsten Stücke eine
gantze Beschreibung machen könte. Ich befürchte aber daß selbige wenig Menschen dienen möchte, weil
alles so über unseren Begrif gehet, von uns vor unwahr gehalten wird. Doch finde ich mich gezwungen,
da ich von der großen Schönheit gerühret worden, in kurzem dieses Rückenstück zu übergehen.
Das Genick oder Anfang des Rückgrades <ist würdig> verdienet aus Recht die gröste Aufmercksamkeit
des Studierenden da man alle Gewerck-Beine des Grades sehen kann ohne daß sie die geringste Härte
haben. Man siebet klar wie die Mönchskappen!-]Muskel dieselben bedecket durch die Dicke des
Ursprungs derselben. Auf der lincken Hand erscheinet daß das Haupt auch auf solche Seite gewendet
war. Der Einschluß dieser Muskel an dem Ocromium und Schlüßel[-]Bein ist sehr schön bedeutet,
und <sind> macht die Höhle zwischen dem Vorderen und Hinteren Theil des Leibes auf eine schöne
Weise, [p. 31/162] Das Ende dieser Muskel auf den Rückgrad ist sehr zart und weich angedeutet, <und
dieses> dadurch sieht man, daß keine der beyden Arme hinterwerts gezogen worden, wie auch aus den
Schulter-Blättern.
[p. 33/160] Wenn ich von dem Genick anfange zu sehen bis auf das Kuckucks [-] Bein so erscheinen
alle unterschiedene Bewegungen des Rückgrades als nemlich der Haupt[-]Ausbug der Gewerk[-] Beine

6 darin nachgetragen 17 Art nachgetragen
 
Annotationen