Trattato premiliare [vorläufige Abhandlung] · Kommentar
87
Kommentierung der Petron-Stelle durch Pieter Burmann [1668-1741] in der von diesem besorgten Ausgabe: Titi Petronii
Arbitri Satyricon quae supersunt, cum integris doctorum virorum commentariis [...], curante Petro Burmanno, Trajecti ad
Rhenum 1709 S. 13. Junius, auf den Burmann verweist und den W. ebenfalls kritisiert, befaßt sich in Junius, Pictura S. 130,
mit der Textstelle; s. GKKommentar zu 467,17. Zu Franciscus Junius s. GKKommentar zu 665,21-23.
53,8 mit Anm. 4 LepittureErcolanesi...pocopiü d’unpalmo romano:
W. verweist auf AdE IVTaf. 69 und 70. Dort abgebildet sind die Friese
mit ägyptisierenden Figuren auf schwarzem Grund, Neapel, Museo
Nazionale Inv. 8515 und 8566 (GK Denkmäler FG. 1015).
53,19-21 mit Anm. 1 dice Vitruvio; anzi riprovandone questi ri-
trovamenti ... imagines certae; W. verweist auf den röm. Achitekten
und Architekturtheoretiker Vitruv (1. Jh. v. Chr.), der in seiner Schrift
„de architectura” („Über die Architektur”) die Malerei seiner Zeit fol-
gendermaßen beurteilt (Vitr. 7,5,3): „Jetzt malt man auf den Verputz
lieber Ungeheuerlichkeiten als naturgetreue Nachbildungen von ganz
bestimmten Dingen.“ (Übers, angelehnt an: Curt Fensterbusch). Ebenso
bezieht W. Vitr. 7,5,3 auf Perron. 1-2 in GK2S. 495-496; dazu s. GK
Kommentar zu 467,36. W. benutzte (s. Indice I; MITextS. 557) die kommentierte und mit einer ital. Übersetzung versehene
Edition Berardo Galianis: L’ Architettura di Μ. Vitruvio Pollione colla traduzione italiana e comento del Marchese Berardo
Galiani [...], Napoli 1758; s. dazu auch Komm, zu 88,21.
53 [Text-Kupfer]: s. Komm, zu 10,18.
Drittes Kapitel.
Von der Kunst der Zeichnung unter den Hetruriern.
Alterthum der Kunst bey diesem Volke; sie wurde durch Griechen nach Hetrurien verpflanzt. Dieses läßt sich beweisen.
$. 1. Nach den Aegyptischen Kunst-Werken sind die der Hetrurier die ältesten. In vielen Museen finden sich kleine Figuren von Erz,
an welchen man die ersten Anfänge der Kunst bey den Hetruriern und aus den Zeiten erkennt, in welchen die Zeichnung und die
Gestalt der dargestellten Gegenstände, wie ich schon gesagt habe und wie auch Strabo bemerkte, den Aegyptischen Figuren ähnlich war.
$. 2. Es scheint, daß die Kunst der Zeichnung in das Land der Tyrrhener oder nach Hetrurien von den Grie- [45] eben gebracht
worden. Dieses ist zu schließen aus den Griechischen Einwanderungen, die in Hetrurien ihre Wohnung aufichlugen, theils noch
mehr aus den Bildern der Griechischen Fabel und Geschichte, welche, wie ich zeigen werde, von den Hetrurischen Künstlern auf den
mehrsten ihrer Werke vorgestellt und ausgedrückt sind.
Aus den Griechischen Einwanderungen in Hetrurien. Die erste Einwanderung der Tyrrhener oder Pelasger.
§. 3. Was die Griechischen Einwanderungen betrifft, die sich nach Hetrurien begeben haben, so findet sich in den alten
Schriftstellern Nachricht von zwey Haupt-Einwanderungen, unter welchen die erste ungefähr sechshundert Jahre vor der zweyten
geschah, und diese war der Zug der Pelasger, die ursprünglich aus Arkadien waren, und von welchen ein Theil schon in Athen
gewohnt hatte. Diese werden vom Thucydides, vom Plutarchus und andern, nachdem sie unter dem Namen der Pelasger ange-
führt worden, auch Tyrrhener genannt. Hieraus kann man schließen, daß die Tyrrhener ein Volk gewesen, welches unter dem
allgemeinen Namen der Pelasger begriffen war. Nachdem dieses gesammte Volk in seinem Vaterlande nicht mehr Raum hatte,
theilete sich dasselbe, und ein Theil desselben ging hinüber nach den Küsten von Asien, und ein anderer Theil nach Hetrurien, und
vornehmlich in die Gegend von Pisa, wo sie dem Lande, welches sie [46] einnahmen, den Namen Tyrrhenien gaben. Diese den
alten Einwohnern einverleibten Ankömmlinge trieben, früher als die Griechen, den Handel zur See, und eifersüchtig auf den Zug
der Argonauten nach Kolchis, widersetzten sie sich diesen, griffen sie an mit einer starken Flotte nahe am Hellespont, und brachten
ihnen jene blutige Niederlage bey, in welcher alle Griechische Helden, den Glaukus ausgenommen, verwundet wurden. Ferner ist es
ziemlich wahrscheinlich, daß in dem Zwischenräume mehrerer Jahrhunderte, welche von der ersten Einwanderung bis zur zweyten
verstrichen, die ersten Kolonieen der Pelasger durch neue Kolonieen ihrer Landsleute verstärkt worden. Außerdem weiß man, daß
die Lydier, ein Volk in Klein-Asien, kurz nach dem Trojanischen Kriege ebenfalls Kolonieen in diesem TheilItaliens abschickten.
Zweyte Haupt-Einwanderung der Griechen in Hetrurien.
87
Kommentierung der Petron-Stelle durch Pieter Burmann [1668-1741] in der von diesem besorgten Ausgabe: Titi Petronii
Arbitri Satyricon quae supersunt, cum integris doctorum virorum commentariis [...], curante Petro Burmanno, Trajecti ad
Rhenum 1709 S. 13. Junius, auf den Burmann verweist und den W. ebenfalls kritisiert, befaßt sich in Junius, Pictura S. 130,
mit der Textstelle; s. GKKommentar zu 467,17. Zu Franciscus Junius s. GKKommentar zu 665,21-23.
53,8 mit Anm. 4 LepittureErcolanesi...pocopiü d’unpalmo romano:
W. verweist auf AdE IVTaf. 69 und 70. Dort abgebildet sind die Friese
mit ägyptisierenden Figuren auf schwarzem Grund, Neapel, Museo
Nazionale Inv. 8515 und 8566 (GK Denkmäler FG. 1015).
53,19-21 mit Anm. 1 dice Vitruvio; anzi riprovandone questi ri-
trovamenti ... imagines certae; W. verweist auf den röm. Achitekten
und Architekturtheoretiker Vitruv (1. Jh. v. Chr.), der in seiner Schrift
„de architectura” („Über die Architektur”) die Malerei seiner Zeit fol-
gendermaßen beurteilt (Vitr. 7,5,3): „Jetzt malt man auf den Verputz
lieber Ungeheuerlichkeiten als naturgetreue Nachbildungen von ganz
bestimmten Dingen.“ (Übers, angelehnt an: Curt Fensterbusch). Ebenso
bezieht W. Vitr. 7,5,3 auf Perron. 1-2 in GK2S. 495-496; dazu s. GK
Kommentar zu 467,36. W. benutzte (s. Indice I; MITextS. 557) die kommentierte und mit einer ital. Übersetzung versehene
Edition Berardo Galianis: L’ Architettura di Μ. Vitruvio Pollione colla traduzione italiana e comento del Marchese Berardo
Galiani [...], Napoli 1758; s. dazu auch Komm, zu 88,21.
53 [Text-Kupfer]: s. Komm, zu 10,18.
Drittes Kapitel.
Von der Kunst der Zeichnung unter den Hetruriern.
Alterthum der Kunst bey diesem Volke; sie wurde durch Griechen nach Hetrurien verpflanzt. Dieses läßt sich beweisen.
$. 1. Nach den Aegyptischen Kunst-Werken sind die der Hetrurier die ältesten. In vielen Museen finden sich kleine Figuren von Erz,
an welchen man die ersten Anfänge der Kunst bey den Hetruriern und aus den Zeiten erkennt, in welchen die Zeichnung und die
Gestalt der dargestellten Gegenstände, wie ich schon gesagt habe und wie auch Strabo bemerkte, den Aegyptischen Figuren ähnlich war.
$. 2. Es scheint, daß die Kunst der Zeichnung in das Land der Tyrrhener oder nach Hetrurien von den Grie- [45] eben gebracht
worden. Dieses ist zu schließen aus den Griechischen Einwanderungen, die in Hetrurien ihre Wohnung aufichlugen, theils noch
mehr aus den Bildern der Griechischen Fabel und Geschichte, welche, wie ich zeigen werde, von den Hetrurischen Künstlern auf den
mehrsten ihrer Werke vorgestellt und ausgedrückt sind.
Aus den Griechischen Einwanderungen in Hetrurien. Die erste Einwanderung der Tyrrhener oder Pelasger.
§. 3. Was die Griechischen Einwanderungen betrifft, die sich nach Hetrurien begeben haben, so findet sich in den alten
Schriftstellern Nachricht von zwey Haupt-Einwanderungen, unter welchen die erste ungefähr sechshundert Jahre vor der zweyten
geschah, und diese war der Zug der Pelasger, die ursprünglich aus Arkadien waren, und von welchen ein Theil schon in Athen
gewohnt hatte. Diese werden vom Thucydides, vom Plutarchus und andern, nachdem sie unter dem Namen der Pelasger ange-
führt worden, auch Tyrrhener genannt. Hieraus kann man schließen, daß die Tyrrhener ein Volk gewesen, welches unter dem
allgemeinen Namen der Pelasger begriffen war. Nachdem dieses gesammte Volk in seinem Vaterlande nicht mehr Raum hatte,
theilete sich dasselbe, und ein Theil desselben ging hinüber nach den Küsten von Asien, und ein anderer Theil nach Hetrurien, und
vornehmlich in die Gegend von Pisa, wo sie dem Lande, welches sie [46] einnahmen, den Namen Tyrrhenien gaben. Diese den
alten Einwohnern einverleibten Ankömmlinge trieben, früher als die Griechen, den Handel zur See, und eifersüchtig auf den Zug
der Argonauten nach Kolchis, widersetzten sie sich diesen, griffen sie an mit einer starken Flotte nahe am Hellespont, und brachten
ihnen jene blutige Niederlage bey, in welcher alle Griechische Helden, den Glaukus ausgenommen, verwundet wurden. Ferner ist es
ziemlich wahrscheinlich, daß in dem Zwischenräume mehrerer Jahrhunderte, welche von der ersten Einwanderung bis zur zweyten
verstrichen, die ersten Kolonieen der Pelasger durch neue Kolonieen ihrer Landsleute verstärkt worden. Außerdem weiß man, daß
die Lydier, ein Volk in Klein-Asien, kurz nach dem Trojanischen Kriege ebenfalls Kolonieen in diesem TheilItaliens abschickten.
Zweyte Haupt-Einwanderung der Griechen in Hetrurien.