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Winckelmann, Johann Joachim; Borbein, Adolf Heinrich [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Hrsg.]; Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Winckelmann-Gesellschaft [Hrsg.]; Balensiefen, Lilian [Mitarb.]
Schriften und Nachlaß (Band 6,2): Monumenti antichi inediti spiegati ed illustrati: Roma 1767; Kommentar — [Darmstadt]: von Zabern, 2014

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Volume Secondo: Parte seconda Mitologia storica. Sezione I. del Seculo anterirore alla Guerra di Troja. Kommentar
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https://doi.org/10.11588/diglit.58930#0460
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Kommentare zu S. 295-347

Enthaltsamkeit der Frauen als Vorbereitung für die Feier des Ceresfestes. Properz (Prop. 2,33A,l-2) klagt über die häufige
Wiederkehr des für ihn betrüblichen Festes der Isis. Seine Geliebte Cynthia weihe nämlich schon wieder „zehn Nächte“ (noctes
decem) ihrer Göttin. Die Lesung ,decem‘, die sich in allen modernen Editionen findet, beruht auf allen Handschriften außer
dem als unzuverlässig geltenden Codex Vat. Barberinus VIII 23 aus dem 15. Jh., der ,novem‘ bietet. Von „zehn der Gottheit
gelobten Nächten“ der Enthaltsamkeit spricht Properz auch an anderer Stelle (Prop. 2,28,62), wo alle Handschriften ,decem‘
überliefern. Welche Ausgabe W. hier benutzte, läßt sich nicht ermitteln; aus W.s Stellenangabe (Z. 2. el. 24) geht allerdings
hervor, daß die ihm vorliegende Edition der bis ins 18. Jh. vorherrschenden Rezension des Scaliger (Catulli, Tibulli, Propertii
nova editio, Josephus Scaliger [...] recensuit [...], Lutetiae 1577) folgte, der ebenfalls ,decem‘ liest. W. verweist zudem auf
den Kommentar des Johannes Protospatharios zu Hes. erg. 771. Dort heißt es, die Alten hätten den neunten Tag nach dem
Neumond hochgeachtet, da an ihm das Mondlicht zunehme, wodurch das Wachstum der Feldfrüchte gefördert werde, aber
auch wegen der Neunzahl der Musen. Johannes Protospatharios (13./14. Jh.), ein Zeitgenosse des Johannes Pedasiamos (s. GK
Kommentar zu 207,29), verfaßte eine „Physikalische Erklärung zu den ,Tagen1 des Hesiod“ (Έξήγησις φυσική των 'Ημερών
'Ησιόδου). W. las das Werk in der von Daniel Heinsius besorgte Hesiod-Ausgabe (Hesiodi Ascraei quae extant cum graecis
scholiis Procli, Moschopuli, Tzetzae, in Erga kai Hemaras Io. Diaconi et incerti in reliqua [...] opera et Studio Danielis Heinsii,
Leiden 1603 S. 181-186).
Lit. zur Neunzahl: Wilhelm Heinrich Roscher, Die Sieben- und Neunzahl im Kultus und Mythus der Griechen, Abhandlungen der Königl. Sächsischen
Gesellschaft der Wissenschaften (philologisch-historische Klasse XXIV,1), Leipzig 1904. - Zu Johannes Protospatharios: Karl Krumbacher, Geschichte
der byzantinischen Literatur I, 2. Aufl. München 1897 S. 558.
340,9 mit Anm. 6-8 un ramo d’ ulivo, il quäle chiamavasi θαλλός ... tener lontano ogni male: Porphyrios (Porph. antr.
33) schreibt, daß die Menschen, wenn sie Bitten an die Götter richten, „Ölzweige“ (τάς τής ελαίας θαλείας) vor sich halten.
Pollux (Poll. 1,28; ed. Bethe I S. 7-8) zählt Weihgaben auf, darunter den „Ölzweig“ (θαλλός). In der Suda s.v. Δαφνίνην (ed.
Adler II S. 11) heißt es zur Erklärung eines Sprichwortes (Zenob. 3,12), der Lorbeer (ή δάφνη) - nicht, wie W. schreibt, die
Olive - sei ein άλεξιφάρμακον („Gegengift“; „abwehrendes Heilmittel“). Anstelle von άλεξιφάρμακον las W. in der von ihm
benutzten Edition (Suda, ed. Küster I S. 513) άλεξίκακον φάρμακον; („Übel abwehrendes Heilmittel“). Zum Ölzweig als
Zeichen des Friedens in röm. Zeit s. Plin. nat. 15,134 und Verg. georg. 2,425.
340,11 mit Anm. 9 un errore commesso dalcelebre Bianchini: Bianchini, Istoria universale S. 555
spricht von diversen Herrschaftsabzeichen, darunter auch von Fascienbündeln (Rutenbündeln).
In diesem Zusammenhang kommt er auf Ruten im Götterkult zu sprechen und identifiziert diese
mit Ιερά Αράγματα, („heilige Garben“; s. dazu Komm, zu 340,12-14). Nach den theoretischen
Ausführungen folgt eine Aufzählung von antiken Darstellungen mit Ruten und Rutenbündeln sowie
mit Rutenbündeln mit Beilen. Dabei wird eine kleine rechteckige Sardonyx-Gemme genannt, die
Bianchini, Istoria universale nach S. 530 (Taf. B 12) abbildet. Sie scheint - wie Bianchini meint -
ein Rutenbündel darzustellen und trägt auf allen vier Ecken einen Buchstaben: LAOC. Das liest
Bianchini als griech. λαός („Volk“) und vertritt die Auffassung, das Fascienbündel symbolisiere die
Macht des Volkes. Diese Gemme spricht W an. Da Bianchini im Zusammenhang mit dieser Gemme
nicht von Ιερά Αράγματα spricht, ist Ws Kritik nicht ganz nachvollziehbar, richtig ist allerdings, daß
Bianchini Ruten, Rutenbündel und Beile gemeinsam bespricht und nicht klar differenziert, welche
Bedeutung ihnen jeweils zukommt. Zu Francesco Bianchini s. Komm, zu 54,17-31.
340,12-14 mit Anm. 10-11 Callimaco (Ιερά δράγματα άσταχύων)... verghe... Salmasio: Das Substantiv τό δράγμα leitet
sich von dem Verbum δράσσομαι („mit der Hand fassen“) her. Es bezeichnet speziell die Menge an Getreidehalmen oder
Ähren, die der Schnitter mit einem Griff umfassen kann, und hat die Bedeutung „Garbe“, „Ährenbündel“. In seinem Hymnus
auf Delos schildert Kallimachos (Kall. h. 4,283-284), wie die Hyperboreer „den Getreidehalm und die heiligen Garben ihrer
Ähren“ (καλάμην τε καί ιερά δράγματα άσταχύων) als Erstlingsopfer für Apollon nach Delos schicken. - Claudius Salmasius
(in: Claudii Salmasii Duarum inscriptionum veterum Herodis Attici rhetoris et Regillae coniugis honori positarum explicatio,
eiusdem ad Dosiadae Aras, Simmiae Rhodii Ovum, Alas, Securim, Theocriti Fistulam notae, Lutetiae Parisiorum 1619 S.
19) bespricht den Beinamen der Artemis Ώπις bzw. Ούπις. (,Opis‘ bzw. ,Oupis‘). In diesem Zusammenhang führt er die oben
zitierten Verse aus dem Deloshymnus des Kallimachos an und kritisiert die allzu freie lat. Übersetzung von ιερά δράγματα durch
Servius (Serv. ad Aen. 11,532). Dieser hätte die griech. Worte eher mit ,sacrae mergites' („heilige Garben“) übersetzen müssen.
Zu Salmasius s. Komm, zu 97,20-21.
Lit. zu δράγμα: Frisk, Etymologisches Wörterbuch I S. 415 s.v δράσσομαι.
340,17 mit Anm. 12-13 lana dipecora giovane: So Soph. Oid. K. 472-475. Johann Georg Graevius (in: Joannis Georgii
Graevii Lectiones Hesiodeae, accedit Danielis Heinsii introductio in doctrinam Operum et Dierum, cum indice Georgii
 
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