618
Kommentare zu S. 459-485
466,6-7 mit Anm. 2 morte delpoeta Eschilo: So die Erzählung des hellenistischen Dichters Sotades aus Maroneia (3. Jh. v
Chr), der als Erfinder der obszönen Dichtung galt; sie ist überliefert bei Stobaios (Stob. 4,34,8; loannis Stobaei anthologium
recensuerunt Curtius Wachsmuth et Otto Hense vol. V, Berlin 1912 S. 826) und Valerius Maximus (Val. Max. 9,12 ext. 2).
Zu der von W. benutzten Stobaios-Edition s. Komm, zu 217,23-25.
466,8 pasta antica ... alNum. 167: MLTextS. 464 Abb. 167; neuzeitliche Paste mit Darstellung des Aischylos, Moskau,
Historisches Museum, ehemals Florenz, Sammlung Stosch, dann Berlin, Antikensammlung FG 9628 (GKDenkmäler Gr.
1159). Vgl. Description S. 417-418 Nr. IV 51.
466,9-12 mit Anm. 3 riscaldato dal vino: So Plutarch (Plut. mor. 622e), Pseudo-Lukian (Pseudo-Lukian. encomium
Demosthenis 15) und Athenaios (Athen. 10,428f).
466,13-14 mit Anm. 4 figura d’ un poeta tragico Ercolanese: AdE IV Taf. 41 zeigt das Wandgemälde eines Schaupielers in
königlicher Tracht, Neapel, Nationalmuseum Inv. 9019 (CjK DenkmälerGr. 1018; dazu jetzt auch: Verschüttet vom Vesuv. Die
letzten Stunden von Herculaneum, hrsg. von Josef Mühlenbrock, Dieter Richter, Ausst.-Kat. Haltern, Berlin, Bremen, Mainz
2005 S. 213 [Abb.], S. 298-299 N. 8.5); s. dazu auch Komm, zu 466,32-35. In GK1 S. 271 (GKTextS. 538) und GK2
S. 571-572 {GKTextS. 539) bezeichnet W. den Schauspieler als „ Tragischen Poeten“, obgleich er sein Gewand als das eines
Tragödienschauspielers beschreibt. In GK2S. 397,435 (CjKTextS. 375,411) bezeichnet er ihn - allgemeiner - als „ Tragico“ und
in GK2S. 280 (CjKTextS. 269) als „tragischePerson“, womit sowohl ein tragischer Schauspieler als auch ein tragischer Dichter
gemeint sein kann; ebenso AGKS. 45, 66 {AGKTexte undKommentarS. 62, 87). Zur Bezeichnung als „Poeten“ veranlaßte ihn
der Vergleich des königlichen Zepters mit dem Zepter, das Homer auf dem Relief des Archelaos aus Priene (GK DenkmälerGr.
842) in Händen hält, sowie die kniende Frau, die er als Melpomene deutete. Möglicherweise dachte W., das Theaterkostüm
diene zur Kennzeichnung des tragischen Dichters. Die Statue des Sophokles im Vatikan wurde erst 1839 gefunden. Die frühen
Tragiker waren Dichter, Regisseur und Schauspieler in einer Person; T Livius Andronicus trat z.B. selbst in seinen Stücken auf.
Zur Zeit der Entstehung des Wandgemäldes (erste Hälfte des 1. Jhs.n.Chr) gab es jedoch Berufsschauspieler.
Lit. zu griechischen Schauspielern: Paulette Ghiron-Bistagne, Recherches sur les acteurs dans la Grece antique, Paris 1976 S. 136-142; NP V (1998) Sp.
645-647 s. v Histrio, Sp. 810-811 s. v. Hypokrites (Horst-Dieter Blume). - Zur Statue des Sophokles im Vatikan: Richter, Portraits I S. 129 Nr. 2 Abb.
680; dies., The Portraits of the Greeks, abridged and recised by Robert R. R. Smith, Oxford 1984 S. 206; Paul Zänker, Die Maske des Sokrates: Das Bild
des Intellektuellen in der antiken Kunst, München 1995 S. 49—51 Abb. 25.
Sechstes Kapitel.
Euripides.
An der kleinen Statue in der Villa des Kardinals Alexander Albani, unter Nr. 168., die zwar ohne Kopf und ohne Hände gefunden,
und so, wie man sie hier sieht, ergänzt worden ist, ersieht man indessen, aus der Inschrifi des Fußgestelles, daß dadurch Euripides,
der andere tragische Dichter, abgebildet sey. Es fehlte übrigens noch daran der Theil des Marmorwerkes hinter dem Stuhle linker
Hand, [91] auf welchem man die Titel der elfTrauerspiele dieses Dichters eingegraben sieht. Aber zum guten Glücke fiel derselbe in
die Hände des P. Contucci, ehemaligen Aufsehers des Kabinets im römischen Collegium. Es war nicht schwer einzusehen, daß dieses
Bruchstück zu jener kleinen Statue gehört, indem alle Th ei le genau an einander paßten, als man beyde Stücke zusammenhielt. Eben
so fehlt auch daran der untere Theil rechter Hand, der bis an das Fußgestell geht. Was übrigens den Kopfbetrift; so ist derselbe nach
einer alten Büste copiert worden, welche eben diesen Dichter mit seinem in alter Manier eingegrabenen Namen vorstellt und sich
imfarnesinischen Pallaste befindet, woselbst man noch zwey andere antike Büsten sieht, die Jener sehr gleichen, aber keinen Namen
an sich haben. In Ansehung des Mangels der Hände ist zu bemerken, daß aus einigen an besagter Figur übrig gebliebenen Stützen
zu ersehen war, daß sie einen langen Scepter in der Hand gehabt habe, ungefehr wie derjenige ist, welchen ein tragischer Dichter in
einem weißen Talar auf dem oben angeführten alten Gemählde im herkulanischen Kabinette in der Hand hat, welches Gemählde,
nebst noch drey Andern von derselben Größe, im J. 1761. beym Ausgraben des alten Herculanum entdeckt wurde, und schon lange
von der Mauer in dem Zustande, wie es gefunden ward, losgerissen war (Pitt, ercol. T 4. tav. 41.). Indessen geht das obere Ende dieses
Scepters, der eine gelbe Farbe hat, nicht in eine Spitze zu. Uebrigens ist es eine bekannte Sache, daß die tragischen Schauspieler, wenn
sie Helden oder Könige vorstellten, mit dem Scepter auf der Bühne erschienen, so wie dagegen die komischen Schauspieler mit einem
kurzen Stabe auftraten, wie ich bey Nr. 189. näher zeigen werde.
Man hat indessen bey dem Ergänzen der Figur unsers Dichters statt des Scepters einen Thyrsus in die Hand gegeben, und zwar
vermöge eines griechischen Epigramms, das zum Lobe des Euripides gemacht worden ist (Anthol. Lib. 5. epigr. 5. v. 4.). Ueberdem
bekleidet Dionysius von Byzanz den nemlichen Dichter mit dem ganzen Apparat des Bacchus (Ibid. Lib. 3. c. 26. epigr. 25. v. 5.);
vielleicht weil er ihn einst in diesem Aufzuge in irgend einer Statue gesehen hat; indem die Trauerspiele unter dem besondern Schutze
des Bacchus aufgeführt wurden, welches auch überdem häufig in seinen Tempeln zu geschehen pflegte (Demosthen. Περί είρειν.
p. 22. a. I. 18.). Selbst der Epheu war so zu sagen den Trauerspieldichtern geweihet; daher derselbe auch in einem andern griechischen
Kommentare zu S. 459-485
466,6-7 mit Anm. 2 morte delpoeta Eschilo: So die Erzählung des hellenistischen Dichters Sotades aus Maroneia (3. Jh. v
Chr), der als Erfinder der obszönen Dichtung galt; sie ist überliefert bei Stobaios (Stob. 4,34,8; loannis Stobaei anthologium
recensuerunt Curtius Wachsmuth et Otto Hense vol. V, Berlin 1912 S. 826) und Valerius Maximus (Val. Max. 9,12 ext. 2).
Zu der von W. benutzten Stobaios-Edition s. Komm, zu 217,23-25.
466,8 pasta antica ... alNum. 167: MLTextS. 464 Abb. 167; neuzeitliche Paste mit Darstellung des Aischylos, Moskau,
Historisches Museum, ehemals Florenz, Sammlung Stosch, dann Berlin, Antikensammlung FG 9628 (GKDenkmäler Gr.
1159). Vgl. Description S. 417-418 Nr. IV 51.
466,9-12 mit Anm. 3 riscaldato dal vino: So Plutarch (Plut. mor. 622e), Pseudo-Lukian (Pseudo-Lukian. encomium
Demosthenis 15) und Athenaios (Athen. 10,428f).
466,13-14 mit Anm. 4 figura d’ un poeta tragico Ercolanese: AdE IV Taf. 41 zeigt das Wandgemälde eines Schaupielers in
königlicher Tracht, Neapel, Nationalmuseum Inv. 9019 (CjK DenkmälerGr. 1018; dazu jetzt auch: Verschüttet vom Vesuv. Die
letzten Stunden von Herculaneum, hrsg. von Josef Mühlenbrock, Dieter Richter, Ausst.-Kat. Haltern, Berlin, Bremen, Mainz
2005 S. 213 [Abb.], S. 298-299 N. 8.5); s. dazu auch Komm, zu 466,32-35. In GK1 S. 271 (GKTextS. 538) und GK2
S. 571-572 {GKTextS. 539) bezeichnet W. den Schauspieler als „ Tragischen Poeten“, obgleich er sein Gewand als das eines
Tragödienschauspielers beschreibt. In GK2S. 397,435 (CjKTextS. 375,411) bezeichnet er ihn - allgemeiner - als „ Tragico“ und
in GK2S. 280 (CjKTextS. 269) als „tragischePerson“, womit sowohl ein tragischer Schauspieler als auch ein tragischer Dichter
gemeint sein kann; ebenso AGKS. 45, 66 {AGKTexte undKommentarS. 62, 87). Zur Bezeichnung als „Poeten“ veranlaßte ihn
der Vergleich des königlichen Zepters mit dem Zepter, das Homer auf dem Relief des Archelaos aus Priene (GK DenkmälerGr.
842) in Händen hält, sowie die kniende Frau, die er als Melpomene deutete. Möglicherweise dachte W., das Theaterkostüm
diene zur Kennzeichnung des tragischen Dichters. Die Statue des Sophokles im Vatikan wurde erst 1839 gefunden. Die frühen
Tragiker waren Dichter, Regisseur und Schauspieler in einer Person; T Livius Andronicus trat z.B. selbst in seinen Stücken auf.
Zur Zeit der Entstehung des Wandgemäldes (erste Hälfte des 1. Jhs.n.Chr) gab es jedoch Berufsschauspieler.
Lit. zu griechischen Schauspielern: Paulette Ghiron-Bistagne, Recherches sur les acteurs dans la Grece antique, Paris 1976 S. 136-142; NP V (1998) Sp.
645-647 s. v Histrio, Sp. 810-811 s. v. Hypokrites (Horst-Dieter Blume). - Zur Statue des Sophokles im Vatikan: Richter, Portraits I S. 129 Nr. 2 Abb.
680; dies., The Portraits of the Greeks, abridged and recised by Robert R. R. Smith, Oxford 1984 S. 206; Paul Zänker, Die Maske des Sokrates: Das Bild
des Intellektuellen in der antiken Kunst, München 1995 S. 49—51 Abb. 25.
Sechstes Kapitel.
Euripides.
An der kleinen Statue in der Villa des Kardinals Alexander Albani, unter Nr. 168., die zwar ohne Kopf und ohne Hände gefunden,
und so, wie man sie hier sieht, ergänzt worden ist, ersieht man indessen, aus der Inschrifi des Fußgestelles, daß dadurch Euripides,
der andere tragische Dichter, abgebildet sey. Es fehlte übrigens noch daran der Theil des Marmorwerkes hinter dem Stuhle linker
Hand, [91] auf welchem man die Titel der elfTrauerspiele dieses Dichters eingegraben sieht. Aber zum guten Glücke fiel derselbe in
die Hände des P. Contucci, ehemaligen Aufsehers des Kabinets im römischen Collegium. Es war nicht schwer einzusehen, daß dieses
Bruchstück zu jener kleinen Statue gehört, indem alle Th ei le genau an einander paßten, als man beyde Stücke zusammenhielt. Eben
so fehlt auch daran der untere Theil rechter Hand, der bis an das Fußgestell geht. Was übrigens den Kopfbetrift; so ist derselbe nach
einer alten Büste copiert worden, welche eben diesen Dichter mit seinem in alter Manier eingegrabenen Namen vorstellt und sich
imfarnesinischen Pallaste befindet, woselbst man noch zwey andere antike Büsten sieht, die Jener sehr gleichen, aber keinen Namen
an sich haben. In Ansehung des Mangels der Hände ist zu bemerken, daß aus einigen an besagter Figur übrig gebliebenen Stützen
zu ersehen war, daß sie einen langen Scepter in der Hand gehabt habe, ungefehr wie derjenige ist, welchen ein tragischer Dichter in
einem weißen Talar auf dem oben angeführten alten Gemählde im herkulanischen Kabinette in der Hand hat, welches Gemählde,
nebst noch drey Andern von derselben Größe, im J. 1761. beym Ausgraben des alten Herculanum entdeckt wurde, und schon lange
von der Mauer in dem Zustande, wie es gefunden ward, losgerissen war (Pitt, ercol. T 4. tav. 41.). Indessen geht das obere Ende dieses
Scepters, der eine gelbe Farbe hat, nicht in eine Spitze zu. Uebrigens ist es eine bekannte Sache, daß die tragischen Schauspieler, wenn
sie Helden oder Könige vorstellten, mit dem Scepter auf der Bühne erschienen, so wie dagegen die komischen Schauspieler mit einem
kurzen Stabe auftraten, wie ich bey Nr. 189. näher zeigen werde.
Man hat indessen bey dem Ergänzen der Figur unsers Dichters statt des Scepters einen Thyrsus in die Hand gegeben, und zwar
vermöge eines griechischen Epigramms, das zum Lobe des Euripides gemacht worden ist (Anthol. Lib. 5. epigr. 5. v. 4.). Ueberdem
bekleidet Dionysius von Byzanz den nemlichen Dichter mit dem ganzen Apparat des Bacchus (Ibid. Lib. 3. c. 26. epigr. 25. v. 5.);
vielleicht weil er ihn einst in diesem Aufzuge in irgend einer Statue gesehen hat; indem die Trauerspiele unter dem besondern Schutze
des Bacchus aufgeführt wurden, welches auch überdem häufig in seinen Tempeln zu geschehen pflegte (Demosthen. Περί είρειν.
p. 22. a. I. 18.). Selbst der Epheu war so zu sagen den Trauerspieldichtern geweihet; daher derselbe auch in einem andern griechischen