Parte quarta [:] Riti, Costumi ed Arti · Kommentar
671
505,6-23 mit Anm. 1-2 sembrami esser da Suida stato mal inteso Aristofane: Hier wirft W nicht nur dem Suda-Lexikon s. v.
'Ρόπαλα („Keulen“; ed. Adler IV S. 299), sondern auch dem Aristophanes-Scholiasten und sämtlichen späteren Kommentatoren
vor, sie hätten einen Vers in den „Fröschen“ des Aristophanes (Aristoph. Ran. 47) falsch verstanden, weil sie ihn für sich allein
betrachtet und nicht mit dem vorangehenden Vers 46 zusammengenommen hätten. Die beiden Verse (Aristoph. Ran. 46-47)
lauten: όρων λεοντήν έπί κροκωτω κειμένην. / τίς ό νους; τί κόθορνος καί ρόπαλον ξυνηλθέτην; („Das Safrankleid, die
Löwenhaut darüber, / Kothurn und Keule - paßt zusammen, prächtig!“; Übers.: Ludwig Seeger). W zufolge geht es nicht um
die Unvereinbarkeit von Kothurn und Keule, sondern um die Unvereinbarkeit von Kothurn und Keule einerseits mit einem
Safrangewand und darüber befindlichem Löwenfell andererseits. Aber auch heutige Kommentatoren (Sommerstein a. O.;
Dover a. O.) betrachten die beiden Verse getrennt; ihnen zufolge enthält jeder Vers eine bewußt paradoxe Kombination eines
Elements der femininen Bekleidung des Dionysos, nämlich Safrangewand und Kothurn, mit einem der typischen Attribute
des Herakles, nämlich Löwenfell und Keule.
Lit.: Aristophanes. Frogs, hrsg. von Kenneth Dover, Oxford 1993, 40—41. 195; Aristophanes. Frogs, hrsg. von Alan H. Sommerstein, Warminster 1996
S. 40—41, 160.
505,25-26 mit Anm. 3 tutte... comparivano in veste talare: Bei Ovid (Ov. am. 3,1,11-14) tritt die personifizierte röm.
Tragödie auf: Venit et ingenti violentia Tragoedia passu / Fronte come torva, palla iacebat humi; / Laeva manus sceptrum late
regale movebat, / Ludius alta pedum vincla cothurnus erat. „Es kam mit machtvollem Schritt stürmisch Tragoedia einher / ihr
Haar fiel in die finstere Stirn, und ihr Mantelgewand schleppte auf dem Boden. / Ihre linke Hand bewegte weit ausladend ein
Königszepter, / ein lydischer Kothurn schnürte ihre Füße ein.“ (Übers.: Friedrich Walter Lenz). Dazu s. auch Komm. 501,26.
505,29-30 mit Anm. 4 professori di musica ...portavan Γabito lungo: In der rhetorischen Schrift „Rhetorica ad Herennium”
(„Rhetorik für Herennius) führt der unbekannte Autor als Vergleichsbeispiel einen prachtvoll gekleideten Lyraspieler an, der
aber eine schlechte Stimme hat (Rhet. Her. 4,67,60): Ut citharoedus cum prodierit optime vestitus, palla inaurata indutus,
cum chlamyde purpurea variis coloribus intexta [...]. „Wenn ein Kitharöde in den besten Kleidern auftritt, angetan mit einem
golddurchwirkten Obergewand, in einem purpurnen Mantel nach griechischem Schnitt [...]. (Übers.: Theodor Nüßlein).
506,3-6 mit Anm. 5 Per la prima ... un genio guasto e stucchevole: W. verweist ohne Band- und Seitenangabe auf Jean-
Baptiste Dubos (1670-1742), Reflexions critiques sur la poesie et sur lapeinture, 1. Aufl. Paris 1719 (zahlreiche weitere Aufl.
und Übers.); er benutzte (s. Indice I; MITextS. 553) die Edition Paris 1740. Gemeint ist wohl folgende, hier nach der deutschen
Ausgabe zitierte Passage (Jean-Baptiste Dubos, Kritische Betrachtung über die Poesie und Mahlerey, Kopenhagen 1761 Bd. III
S. 176-177): „Aus den Figuren der antiken Masken, die sich in alten Handschriften, auf geschnittenen Steinen, auf Münzen,
an den Überresten des marcellischen Theaters und auf unterschiedlichen andern Denkmalen befinden, siehet man, daß die
Öffnung ihres Mundes außerordentlich groß gewesen. Es war eine Art von einem gähnenden Schlunde, womit man die Kinder
zu fürchten machen konnte. Vermuthlich würden die Alten etwas so Unangenehmes an den Masken nicht geduldet haben,
wenn sie nicht irgendeinen Vortheil davon gehabt hätten. Nun sehe ich nicht ein, was dieses sonst für einer hätte sein können,
als der, daß man das Sprachrohr, welches die Stimme des Schauspielers verstärkte, bequem darinnen anbringen konnte.” Zu
Dubos s. GKKommentarίλχΎΣΑ,ΊΖ.
506,11 anco in altre chefra poco saro perproporre: W. meint das in MI TextS. 502 Abb. 192 dargestellte und in MIS.
252-254 {MITextS. 508-511) besprochene Menanderrelief, Rom, Vatikanische Museen Inv. 9985; s. dazu Komm, zu 508,25.
506,13 mit Anm. 1 un berrettino difeltro: Gemeint ist das sog. πιλίδιον („kleine Filzkappe“). Laut Ulpian (Ulp. ad
Demosthenem 19,255 Nr. 249; Ulpian, Scholia Demosthenica VoL II hrsg. von Mervin R. Dilts, Leipzig 1986 S. 81) be-
schimpften sich in Festumzügen Maskierte, die unter ihren Masken Filzkappen trugen, um sich den Kopf nicht wundzureiben.
506,14—17 mit Anm. 2 insegna Ateneo... un attor... senza la maschera: Nach Athenaios (Athen. 10,452f) galt Kleon als der
beste Schauspieler Italiens, der ohne Maske (αυτοπρόσωπος; wörtlich: „in seiner eigenen Person“) spielte; er erhielt deswegen
den Spitznamen ,Mimaulos‘ (griech. μίμαυλος; „Mimenschauspieler“).
Lit.: I. E. Stephanie, Dionysiakoi Technical, Herakleion 1988 S. 265 Nr. 1457.
506,19-21 mit Anm. 3 queldiadema ...la cuiforma... estata rassomigliata al lambda: So Poll. 4,133 (ed. Bethe I S. 241);
s. dazu GKKommentar zu 541,1. Die von W. angesprochenen Stirndiademe, die auf der Stirnmitte eine Λ-förmige Spitze
ausbilden, gab es in der Antike: Eines aus Goldblech wird z.B. in Karlsruhe, Antikensammlungen Inv. 67/73 aufbewahrt; es
dürfte aus dem 3. Jh.v.Chr. stammen. An antiken Götterstatuen scheinen sich solche Diademe allerdings nicht nachweisen zu
lassen. Diese tragen in der Regel vielmehr ein Diadem im Haar, nicht auf der Stirn. Zudem sind solche Diademe in der Mitte
oberhalb der Stirn zwar höher als an der Seite über den Ohren, doch gewinnen sie nur ganz sanft und allmählich an Höhe
bevor sie wieder schmaler werden, so daß keine Spitze, sondern allenfalls ein flacher Bogen entsteht. Allerdings können solche
Diademe, wenn sie auf Münzen in Seitenansicht dargestellt werden, durchaus Λ-förmig erscheinen; vgL z.B. die Münzbilder
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505,6-23 mit Anm. 1-2 sembrami esser da Suida stato mal inteso Aristofane: Hier wirft W nicht nur dem Suda-Lexikon s. v.
'Ρόπαλα („Keulen“; ed. Adler IV S. 299), sondern auch dem Aristophanes-Scholiasten und sämtlichen späteren Kommentatoren
vor, sie hätten einen Vers in den „Fröschen“ des Aristophanes (Aristoph. Ran. 47) falsch verstanden, weil sie ihn für sich allein
betrachtet und nicht mit dem vorangehenden Vers 46 zusammengenommen hätten. Die beiden Verse (Aristoph. Ran. 46-47)
lauten: όρων λεοντήν έπί κροκωτω κειμένην. / τίς ό νους; τί κόθορνος καί ρόπαλον ξυνηλθέτην; („Das Safrankleid, die
Löwenhaut darüber, / Kothurn und Keule - paßt zusammen, prächtig!“; Übers.: Ludwig Seeger). W zufolge geht es nicht um
die Unvereinbarkeit von Kothurn und Keule, sondern um die Unvereinbarkeit von Kothurn und Keule einerseits mit einem
Safrangewand und darüber befindlichem Löwenfell andererseits. Aber auch heutige Kommentatoren (Sommerstein a. O.;
Dover a. O.) betrachten die beiden Verse getrennt; ihnen zufolge enthält jeder Vers eine bewußt paradoxe Kombination eines
Elements der femininen Bekleidung des Dionysos, nämlich Safrangewand und Kothurn, mit einem der typischen Attribute
des Herakles, nämlich Löwenfell und Keule.
Lit.: Aristophanes. Frogs, hrsg. von Kenneth Dover, Oxford 1993, 40—41. 195; Aristophanes. Frogs, hrsg. von Alan H. Sommerstein, Warminster 1996
S. 40—41, 160.
505,25-26 mit Anm. 3 tutte... comparivano in veste talare: Bei Ovid (Ov. am. 3,1,11-14) tritt die personifizierte röm.
Tragödie auf: Venit et ingenti violentia Tragoedia passu / Fronte come torva, palla iacebat humi; / Laeva manus sceptrum late
regale movebat, / Ludius alta pedum vincla cothurnus erat. „Es kam mit machtvollem Schritt stürmisch Tragoedia einher / ihr
Haar fiel in die finstere Stirn, und ihr Mantelgewand schleppte auf dem Boden. / Ihre linke Hand bewegte weit ausladend ein
Königszepter, / ein lydischer Kothurn schnürte ihre Füße ein.“ (Übers.: Friedrich Walter Lenz). Dazu s. auch Komm. 501,26.
505,29-30 mit Anm. 4 professori di musica ...portavan Γabito lungo: In der rhetorischen Schrift „Rhetorica ad Herennium”
(„Rhetorik für Herennius) führt der unbekannte Autor als Vergleichsbeispiel einen prachtvoll gekleideten Lyraspieler an, der
aber eine schlechte Stimme hat (Rhet. Her. 4,67,60): Ut citharoedus cum prodierit optime vestitus, palla inaurata indutus,
cum chlamyde purpurea variis coloribus intexta [...]. „Wenn ein Kitharöde in den besten Kleidern auftritt, angetan mit einem
golddurchwirkten Obergewand, in einem purpurnen Mantel nach griechischem Schnitt [...]. (Übers.: Theodor Nüßlein).
506,3-6 mit Anm. 5 Per la prima ... un genio guasto e stucchevole: W. verweist ohne Band- und Seitenangabe auf Jean-
Baptiste Dubos (1670-1742), Reflexions critiques sur la poesie et sur lapeinture, 1. Aufl. Paris 1719 (zahlreiche weitere Aufl.
und Übers.); er benutzte (s. Indice I; MITextS. 553) die Edition Paris 1740. Gemeint ist wohl folgende, hier nach der deutschen
Ausgabe zitierte Passage (Jean-Baptiste Dubos, Kritische Betrachtung über die Poesie und Mahlerey, Kopenhagen 1761 Bd. III
S. 176-177): „Aus den Figuren der antiken Masken, die sich in alten Handschriften, auf geschnittenen Steinen, auf Münzen,
an den Überresten des marcellischen Theaters und auf unterschiedlichen andern Denkmalen befinden, siehet man, daß die
Öffnung ihres Mundes außerordentlich groß gewesen. Es war eine Art von einem gähnenden Schlunde, womit man die Kinder
zu fürchten machen konnte. Vermuthlich würden die Alten etwas so Unangenehmes an den Masken nicht geduldet haben,
wenn sie nicht irgendeinen Vortheil davon gehabt hätten. Nun sehe ich nicht ein, was dieses sonst für einer hätte sein können,
als der, daß man das Sprachrohr, welches die Stimme des Schauspielers verstärkte, bequem darinnen anbringen konnte.” Zu
Dubos s. GKKommentarίλχΎΣΑ,ΊΖ.
506,11 anco in altre chefra poco saro perproporre: W. meint das in MI TextS. 502 Abb. 192 dargestellte und in MIS.
252-254 {MITextS. 508-511) besprochene Menanderrelief, Rom, Vatikanische Museen Inv. 9985; s. dazu Komm, zu 508,25.
506,13 mit Anm. 1 un berrettino difeltro: Gemeint ist das sog. πιλίδιον („kleine Filzkappe“). Laut Ulpian (Ulp. ad
Demosthenem 19,255 Nr. 249; Ulpian, Scholia Demosthenica VoL II hrsg. von Mervin R. Dilts, Leipzig 1986 S. 81) be-
schimpften sich in Festumzügen Maskierte, die unter ihren Masken Filzkappen trugen, um sich den Kopf nicht wundzureiben.
506,14—17 mit Anm. 2 insegna Ateneo... un attor... senza la maschera: Nach Athenaios (Athen. 10,452f) galt Kleon als der
beste Schauspieler Italiens, der ohne Maske (αυτοπρόσωπος; wörtlich: „in seiner eigenen Person“) spielte; er erhielt deswegen
den Spitznamen ,Mimaulos‘ (griech. μίμαυλος; „Mimenschauspieler“).
Lit.: I. E. Stephanie, Dionysiakoi Technical, Herakleion 1988 S. 265 Nr. 1457.
506,19-21 mit Anm. 3 queldiadema ...la cuiforma... estata rassomigliata al lambda: So Poll. 4,133 (ed. Bethe I S. 241);
s. dazu GKKommentar zu 541,1. Die von W. angesprochenen Stirndiademe, die auf der Stirnmitte eine Λ-förmige Spitze
ausbilden, gab es in der Antike: Eines aus Goldblech wird z.B. in Karlsruhe, Antikensammlungen Inv. 67/73 aufbewahrt; es
dürfte aus dem 3. Jh.v.Chr. stammen. An antiken Götterstatuen scheinen sich solche Diademe allerdings nicht nachweisen zu
lassen. Diese tragen in der Regel vielmehr ein Diadem im Haar, nicht auf der Stirn. Zudem sind solche Diademe in der Mitte
oberhalb der Stirn zwar höher als an der Seite über den Ohren, doch gewinnen sie nur ganz sanft und allmählich an Höhe
bevor sie wieder schmaler werden, so daß keine Spitze, sondern allenfalls ein flacher Bogen entsteht. Allerdings können solche
Diademe, wenn sie auf Münzen in Seitenansicht dargestellt werden, durchaus Λ-förmig erscheinen; vgL z.B. die Münzbilder