Parte quarta [:] Riti, Costumi ed Arti · Kommentar
681
III.
515.19 il bassorilievo notato col Num. 194: MITextS. 514 Abb. 194; Grabrelief; Rom, Villa Albani Inv. 902. Von einem
röm. Grabbau an der Via Tiburtina. H. 1,67 m, B. 1,72m. Mitte des 2. Jhs. n. Chr Zahlreiche Ergänzungen; u.a. ist der Kopf
der größeren Figur modern. W. hält den Erwachsenen auf Grund des neben diesem dargestellten Thyrsosstabes für einen
Tragödiendichter, die kleinere Figur hingegen wegen der von ihr gehaltenen Theatermaske für einen Komödiendichter. Die
von W. zuvor in MI TextS. 464 Abb. 168 (s. Komm, zu 466,22) zitierte Figur des Euripides war ebenfalls mit einem Thyrsos
versehen. Die im Hintergrund des Grabreliefs dargestellten Spielzeuge sind W zufolge im antiken Theater möglicherweise für
Intermezzi benutzt worden. Diese Deutung fand keinen Anklang, doch können auch alle jüngeren Deutungsversuche nicht
wirklich überzeugen. Cain (a. O.) vermutete zuletzt, daß der Kopf der größeren Figur falsch ergänzt sei. Hier sei wohl kein
bärtiger Erwachsener, sondern ein Kind dargestellt gewesen. Das Relief würde dann zwei Knaben zeigen, die ihr Spielzeug im
Heiligtum des Dionysos als Weihgaben dargebracht haben. Das Relief bot W. darüber hinaus Anlaß, auf Form und Funktion
des Trochus, eines Spielreifens, einzugehen.
Bei W.: Description S. 453 Nr. V.5, 458 Nr. V.21; Sendschreiben S. 59 (Herkulanische Schriften I) S. 107,23; Herkulanische Schriften II Taf. 47.2); Ville e
Palazzi di RomaS. 107,23 mit Anm. 1.
Lit.: Kat. Villa Albani I S. 68—74Taf. 20—22 (Hans-Ulrich Cain); Helbig4 IV S. 200—201 Nr. 3235 (Dietrich Willers).
515.20 mit Anm. 1 incastrato gia in un antico sepolcro presso Tivoli: Das aus aus einem
torartig durchbrochenen, recht-eckigen Unterbau aus Quadern und einem schmaleren recht-
eckigen, turmartigen Oberbau bestehende Grabmal ist abgebildet bei Giovanni Pietro Bellori,
Gli antichi sepolcri, owero Mausolei romani et etruschi, trovati in Roma et in altri luoghi celebri
[...], Roma 1699Taf. 48 (abgedruckt in: Kat. VillaAlbani I S. 71); Bellori erwähnt nur, daß es
an der Ponte Lucano vorTibur stehe. Cain (a. O. S. 70) zufolge stehen die Ruinen - entgegen
W. - noch heute ca. 26-27 km von Rom entfernt an der Via Tiburtina.
Lit.: Kat. VillaAlbani I S. 68—74Taf. 20—22 (Hans-Ulrich Cain).
515.24 ho accennato alNum. 168: MIS. 224 {MITextS. 467,6-11).
515.25 mit Anm. 2 Lalepre... dedicato a Venere: Philostrat (Philostr. imag. 1,6,5; ed. Kayser II
S. 303) beschreibt eine Darstellung kleiner Eroten, die einen Hasen jagen; sie wollen ihn lebend
fangen, da er das beliebteste Weihgeschenk für Aphrodite (ίερεΐον τη Αφροδίτη ήδιστον) ist.
Der Hase ist der Liebesgöttin geweiht, da er der Tradition nach immer trächtig ist, und, wenn er
einen Wurf stillt, schon den nächsten trägt, um ihn mit der gleichen Milch zu säugen (Philostr.
imag. 1,6,6; ed. Kayser II S. 303-304).
515,25-26 mit Anm. 3 Bacco,... ehe trasformossi in una lepre: In den „Eumeniden” des Aischylos (Aischyl. Eum. 26) heißt
es über den Gott Bacchus, der bewirkt hat, daß sein Widersacher Pentheus wie ein Hase zerrissen wurde: λαγώ δίκην Πενθεί
καταρράψας μόρον („Und Tod dem Pentheus einem Hasen gleich gewirkt“; Übers.: Johann Gustav Droysen). W. hat den
Vers also anders verstanden, da ihm zufolge nicht der Gott Bacchus, sondern Pentheus in einen Hasen verwandelt wird. Die
Formulierung λαγώ δίκην („einem Hasen gleich“) läßt sich grammatikalisch zwar sowohl auf Bacchus als auch auf Pentheus
beziehen; sie wird aber bereits von den Scholiasten auf den von Bacchus grausam bestraften Pentheus bezogen.
516,1 II disco detto Σόλος da Omero: Das Wort σόλος kommt bei Homer nur in Hom. 11. 23,826, 839 und 844 vor; danach
begegnet es erst in der epischen Dichtung der hellenistischen Zeit wieder. Seine Bedeutung ist nicht ganz klar, doch dürfte mit
ihm ein Klumpen aus Metall gemeint sein. Wahrscheinlich handelt es sich um ein Lehnwort unbekannter Herkunft; möglicher-
weise bestand zwischen ihm und ,Soloi‘, dem Namen zweier Orte in Zypern und Kilikien, ein etymologischer Bezug. In Hom.
11. 23,826 heißt es über den von Achill ausgesetzten Kampfpreis: Αύτάρ Πηλεΐδης θήκεν σόλον αύτοχόωνον, [...]. „Doch der
Pelide setzte aus eine rein gegossene Eisenscheibe, [...].“ (Übers.: Wolfgang Schadewaldt). Bereits in der Antike gab es eine Debatte
über das hier dem Wort σόλος beigefügte Adjektiv αύτοχόωνος („grob gegossen“; „massiv“), das auf einen Meteoriten oder aber
eine direkt aus dem Schmelzofen kommende Eisenmasse hindeutet. Offensichtlich wurde das Metall, aus dem der Gegenstand
bestand, auch in der Antike eher für Eisen gehalten und nicht für Bronze, wie W. schreibt.
Lit.: Nicholas Richardson, The Iliad: A commentary. Vol. VI, books 21-24, Cambridge 1993 S. 263.
516,2-3 nel museo Ercolanese uno di bronzo traforato: Diskusförmige Türglocke aus Pompeji, möglicherweise identisch:
Neapel, Museo Nazionale Inv. 78622.
Bei W: Sendschreiben S. 59 (Herkulanische Schriften I S. 107); Nachrichten S. 45 (Herkulanische Schriften II S. 34); MIS. 257 (MI Text S. 516); Br. II Nr.
561 S. 316.
Lit.: Herkulanische Schriften I Komm, zu 107,17; Herkulanische Schriften IITaf 60,4.
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III.
515.19 il bassorilievo notato col Num. 194: MITextS. 514 Abb. 194; Grabrelief; Rom, Villa Albani Inv. 902. Von einem
röm. Grabbau an der Via Tiburtina. H. 1,67 m, B. 1,72m. Mitte des 2. Jhs. n. Chr Zahlreiche Ergänzungen; u.a. ist der Kopf
der größeren Figur modern. W. hält den Erwachsenen auf Grund des neben diesem dargestellten Thyrsosstabes für einen
Tragödiendichter, die kleinere Figur hingegen wegen der von ihr gehaltenen Theatermaske für einen Komödiendichter. Die
von W. zuvor in MI TextS. 464 Abb. 168 (s. Komm, zu 466,22) zitierte Figur des Euripides war ebenfalls mit einem Thyrsos
versehen. Die im Hintergrund des Grabreliefs dargestellten Spielzeuge sind W zufolge im antiken Theater möglicherweise für
Intermezzi benutzt worden. Diese Deutung fand keinen Anklang, doch können auch alle jüngeren Deutungsversuche nicht
wirklich überzeugen. Cain (a. O.) vermutete zuletzt, daß der Kopf der größeren Figur falsch ergänzt sei. Hier sei wohl kein
bärtiger Erwachsener, sondern ein Kind dargestellt gewesen. Das Relief würde dann zwei Knaben zeigen, die ihr Spielzeug im
Heiligtum des Dionysos als Weihgaben dargebracht haben. Das Relief bot W. darüber hinaus Anlaß, auf Form und Funktion
des Trochus, eines Spielreifens, einzugehen.
Bei W.: Description S. 453 Nr. V.5, 458 Nr. V.21; Sendschreiben S. 59 (Herkulanische Schriften I) S. 107,23; Herkulanische Schriften II Taf. 47.2); Ville e
Palazzi di RomaS. 107,23 mit Anm. 1.
Lit.: Kat. Villa Albani I S. 68—74Taf. 20—22 (Hans-Ulrich Cain); Helbig4 IV S. 200—201 Nr. 3235 (Dietrich Willers).
515.20 mit Anm. 1 incastrato gia in un antico sepolcro presso Tivoli: Das aus aus einem
torartig durchbrochenen, recht-eckigen Unterbau aus Quadern und einem schmaleren recht-
eckigen, turmartigen Oberbau bestehende Grabmal ist abgebildet bei Giovanni Pietro Bellori,
Gli antichi sepolcri, owero Mausolei romani et etruschi, trovati in Roma et in altri luoghi celebri
[...], Roma 1699Taf. 48 (abgedruckt in: Kat. VillaAlbani I S. 71); Bellori erwähnt nur, daß es
an der Ponte Lucano vorTibur stehe. Cain (a. O. S. 70) zufolge stehen die Ruinen - entgegen
W. - noch heute ca. 26-27 km von Rom entfernt an der Via Tiburtina.
Lit.: Kat. VillaAlbani I S. 68—74Taf. 20—22 (Hans-Ulrich Cain).
515.24 ho accennato alNum. 168: MIS. 224 {MITextS. 467,6-11).
515.25 mit Anm. 2 Lalepre... dedicato a Venere: Philostrat (Philostr. imag. 1,6,5; ed. Kayser II
S. 303) beschreibt eine Darstellung kleiner Eroten, die einen Hasen jagen; sie wollen ihn lebend
fangen, da er das beliebteste Weihgeschenk für Aphrodite (ίερεΐον τη Αφροδίτη ήδιστον) ist.
Der Hase ist der Liebesgöttin geweiht, da er der Tradition nach immer trächtig ist, und, wenn er
einen Wurf stillt, schon den nächsten trägt, um ihn mit der gleichen Milch zu säugen (Philostr.
imag. 1,6,6; ed. Kayser II S. 303-304).
515,25-26 mit Anm. 3 Bacco,... ehe trasformossi in una lepre: In den „Eumeniden” des Aischylos (Aischyl. Eum. 26) heißt
es über den Gott Bacchus, der bewirkt hat, daß sein Widersacher Pentheus wie ein Hase zerrissen wurde: λαγώ δίκην Πενθεί
καταρράψας μόρον („Und Tod dem Pentheus einem Hasen gleich gewirkt“; Übers.: Johann Gustav Droysen). W. hat den
Vers also anders verstanden, da ihm zufolge nicht der Gott Bacchus, sondern Pentheus in einen Hasen verwandelt wird. Die
Formulierung λαγώ δίκην („einem Hasen gleich“) läßt sich grammatikalisch zwar sowohl auf Bacchus als auch auf Pentheus
beziehen; sie wird aber bereits von den Scholiasten auf den von Bacchus grausam bestraften Pentheus bezogen.
516,1 II disco detto Σόλος da Omero: Das Wort σόλος kommt bei Homer nur in Hom. 11. 23,826, 839 und 844 vor; danach
begegnet es erst in der epischen Dichtung der hellenistischen Zeit wieder. Seine Bedeutung ist nicht ganz klar, doch dürfte mit
ihm ein Klumpen aus Metall gemeint sein. Wahrscheinlich handelt es sich um ein Lehnwort unbekannter Herkunft; möglicher-
weise bestand zwischen ihm und ,Soloi‘, dem Namen zweier Orte in Zypern und Kilikien, ein etymologischer Bezug. In Hom.
11. 23,826 heißt es über den von Achill ausgesetzten Kampfpreis: Αύτάρ Πηλεΐδης θήκεν σόλον αύτοχόωνον, [...]. „Doch der
Pelide setzte aus eine rein gegossene Eisenscheibe, [...].“ (Übers.: Wolfgang Schadewaldt). Bereits in der Antike gab es eine Debatte
über das hier dem Wort σόλος beigefügte Adjektiv αύτοχόωνος („grob gegossen“; „massiv“), das auf einen Meteoriten oder aber
eine direkt aus dem Schmelzofen kommende Eisenmasse hindeutet. Offensichtlich wurde das Metall, aus dem der Gegenstand
bestand, auch in der Antike eher für Eisen gehalten und nicht für Bronze, wie W. schreibt.
Lit.: Nicholas Richardson, The Iliad: A commentary. Vol. VI, books 21-24, Cambridge 1993 S. 263.
516,2-3 nel museo Ercolanese uno di bronzo traforato: Diskusförmige Türglocke aus Pompeji, möglicherweise identisch:
Neapel, Museo Nazionale Inv. 78622.
Bei W: Sendschreiben S. 59 (Herkulanische Schriften I S. 107); Nachrichten S. 45 (Herkulanische Schriften II S. 34); MIS. 257 (MI Text S. 516); Br. II Nr.
561 S. 316.
Lit.: Herkulanische Schriften I Komm, zu 107,17; Herkulanische Schriften IITaf 60,4.