Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Windelband, Wilhelm
Präludien: Aufsätze und Reden zur Einleitung in die Philosophie — Freiburg i. B. [u.a.], 1884

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.19220#0020
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
6

Weite weltumspannender Varstellungen, dort die ordnende Macht
combinatorischer Gedaukenarbeit.

Jn der That verlangen die historischen Thatsachen, von
einer so unbedingtcn Unterordnung der Philosophie unter den
Begriff der Wissenschast, wie sie sast uberall angenonunen wird,
Abstand zu nehmen. Der offene Blick des Historikers wird
vielmehr in ihr eine vielverzweigte, proteusartige Culturerschei-
nung sehen müssen, die sich nicht einsach schematisiren oder
rubriciren läßt; er wird verstehen, daß man mit jener üblichen
Subsnmtion der Philosophie nicht ininder als der Wissenschast
Unrecht thut, — jener, indem man ihrem weitausgreisenden
Streben ein zu enges Kleid auszwängt, — dieser, indem man sie
sür Alles verantwortlich macht, was aus zahlreichen anderen
Quellen in die Philosvphie einströmt.

Allein gcseht auch, man könnte die historische Erscheinung
der Philosophie unter den Begriff der Wissenschast subsumiren
und Alles, was dagegen spricht, aus die Unvollkommenheit der
einzelnen Philosophien schieben, so entsteht die nicht minder
schwierige Frage, wodurch sich nun innerhalb dieser Gattung
die Philosophie als besondere Art von den übrigen Wissen-
schaften unterscheiden soll. Auch aus diese zweite Frage giebt
die Geschichte — und nur von dieser ist hier zunächst die
Rede — keine allgemeingiltige Antwort. Unterscheiden kann
man die Wissenschasten theils nach ihren Gegenständen, theils
nach ihren Methoden: aber in keiner von beiden Hinsichten
läßt sich ein sür alle historischen Erscheinungen der Philosophie
gleichüleibendes Mcrkmal feststellen.

Was zunächst dic Gegenstände betrifft, so stehen neben
solchen Systemen der Philosophie, welche Alles, was ist oder
gar^ „was möglich ist", zu ihrem Objecte machen, ebenso be-
deuksame andere, die ihr Untersuchungsgebiet eng begrenzen, sei
es z. V. anf die „letzten Gründe" des Seins und Denkens, sei
 
Annotationen