Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
7

es aus die Lehre vom Geist, sei es auf die Theorie der Wissen-
schast, u. s. w. Ganze Wissensgebiete, die sür den Eincn, wenn
nicht das einzige, so doch das hauptsächliche Feld philosophischer
Bearbeitung sind, werden von dem Andern ausdrücklich aus
dem Bereiche der Philosophie ausgeschieden. Es giebt Systeme,
welche nichts sein wollen als Ethik: es giebt andere, welche, die
Philosophie auf Erkenntnißtheorie beschränkend, die Untersuchung
der moralischen Probleme der psychologischen und biologischen
Entwicklungsgeschichte anheimgeben. Es giebt Systeme, in denen
die Philosophie ganz in Psychologie ausgelöst wird: es giebt
andere, welche sich sorgsältig gegm die Psychologie als eine
empirische Wissenschast abgrenzen. Von vielen vorsocratischen
„Philosophen" kennen wir kaum Anderes als einige Beobach-
tungen und Theorien, die man heutzutage in die Physik, Astro-
nomie, Meteorologie u. s. w. verweisen, niemals aber als
philosophisch bezeichnen würde: in den späteren Systemen er-
scheint bald eine eigene Naturansicht als integrirender Bcstand-
theil, bald wird darans principiell Berzicht gethan. Jn jeder
mittelalterlichen Philosophie liegt der Schwcrpunct des Jnter-
esses aus Fragen, welche jetzt Gegenstand der Theologie sind.
Die Entwicklung der neueren Philosophie weist diese Fragen
von Jahrhundert zu Jahrhundert mehr von sich ab. Die Pro-
bleme des Rechts oder der Kunst stellen hier die wichtigsten
Objecte der Philosophie dar: dort leugnet man die Möglichkeit
ihrer philosophischen Behandlung.

Aus dieser Verschiedenheit der Gegenstände der Philosophie
ergiebt sich nun eine nicht unerhcbliche, principiell bisher noch
kaum behandelte Schwierigkeit sür dcn Historiker derselben, die
Frage nämlich, in welcher Ausdehnung und in welchen Grenzen
er die von einem Philosophen herrührenden Ansichten und Lehren,
abgesehen von der biographischen Bedeutung, die sie als Aus-
flüsse seiner Persönlichkeit haben können, in die Geschichte der
 
Annotationen