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Immanuel Rant.

Zur Säcnlarfeier seiner Philosophic.

(Ein Bortrag. 1881.)

Die altehrwürdige Gewohnheit, große Abschnitte nnserer
Zeitrechnnng zur Veranlassung für eine sestliche Erinnerung an
große Märmer, Thaten und Ereignisse zu nehmen, legt den
Jahrzehnten, in denen wir leben, viele Verpflichtungen aus.
Nicht als wären wir ein sonderlich dankbares, mit dem gei-
stigen Blick nach rückwärts gewendetes Geschlecht: aber es
trennt uns eben ein Jahrhundert von der Zeit höchster
Lebendigkcit deutscher Cultur, von der Zeit, wo bei uns Dich-
tung und Philosophie sich' in ungeahnter Krast erhoben und
einander die Hände reichten, um aus Kamps und Gegensatz eine
ganz neue Bildung zu erzeugen, — jener Zeit, wo Schlag aus
Schlag Großes gethan, Größeres gewollt, Größtes geahnt wurde.

Wer solche Feier ernst begeht, der thut es mit getheiltem
Gesühle. Die Freude erwärmt ihn, daß doch noch nicht ganz
Verloren ist der dankbare Aufblick zu jencn Höhen unseres natio-
nalen Bildungslebens, von denen uns die sittlichen und intel-
lectuellen Kräfte herabgeflossen sind, welche, zu mächtigem that-
kräftigem Strome vereinigt, besruchtend und gestaltend sich über
den Boden unseres Volkslebens ergossen haben. Doch daneben
tritt gewissenhaste Einkehr in uns selbst und damit der Ueber-
schlag des Verlustes, den wir neben gewaltigstem Gewinn doch
 
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