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Nur soll man sie nicht eine erklärende Theorie nennen, denn
sie ist eine Hypothese, und zwar eine von denjenigen, die nie-
mals verificirt werden können.

Denn wenn wir von den Dingen nichts weiter kennen,
als die Wirkungen, welche sie aus unsere Borstellungsthätigkeit
ausüben, nach welchem Wahrheitsbegriff soll denn diese Annahme
selbst als wahr beurtheilt werdcn? Wo ist die wahrnehmbare
Thatsache, mit der diese Theorie übereinstimmen soll? Jene in
der Hypothese angcnommene Einwirkung der Dinge aus die
Vorstellungsthätigkeit kann selbst niemals wahrgenommen werden,
da, der Hypothese selbst zusolge, jede Wahrnehmung nur eine
Vorstellungscombination ist und niemals die Dinge selbst ent-
hält. Oder soll etwa diese Ansicht in dem Sinne „wahr" sein,
daß das darin ausgesprochene Causalverhältniß zwischen den
Dingen und unseren Vorstellungen der gedankliche Ausdruck,
d. h. das Abbild des zwischen beiden rsalitsr, in imtura rsrum
bestehenden Verhältnisses ist? Aber dann sind wir ja wieder
bei der alten Vorstellung von der Uebereinstimmung zwischen
Denken und Sein!

Jn der That liegt jenes ursprüngliche Vorurtheil auch
noch dieser Hypothese heimlich zu Grunde. Alle die Theorien
der englischen und der sranzösischen Philosophen des vorigen
Jahrhunderts, welche dem Menschen die Fähigkeit absprechen,
die „Dinge an sich" zu erkennen, vollziehen damit einen Act
der Resignation und häben deshalb einen skeptischen Anslug.
Es kommt immer dabei so heraus, daß unser Wissen eigentlich
ein Abbild des Universums sein sollte, daß das aber nun ein-
mal leider nicht der Fall sei, daß vielmehr das Höchste, was
wir erreichen können, darin bestehe, den wirklichen Zusammen-
hang soweit im Bewußtsein zu reproduciren, als wir unsere
Vorstellungen sür Wirkungen unbekannter Dinge erklären. Die
Lehre von der immanenten Wahrheit ist nur ein partieller
 
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