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Nachdem aber einmal durch jene mit Recht als „mythologisch"
bezcichnete Operation die Seele in lauter selbständige kleine
Seelchen gesplittert war, so sand man weiter kein Arg darin,
das eine dieser Vermögen aus das andere einwirkend und den
Gang von desscn Thätigkeiten modificirend zu denkcn: und da
unter diesen Scelenvernwgen auch der Verstand als Denkver-
mögen und der Wille als Begehrungsvermögen sigurirten, so ist
es nicht gar verwunderlich, daß man aus das bezeichnete Pro-
blem sich nicht sondcrlich viel eingelassen hat.

Anders steht zu dieser Sache die neuere Psychologie. Sie
muß zwar in ihrer Ausdrucksweise sich der von jener älteren
Ausfassung beherrschten Sprache accommodiren, und spricht, nm
nicht überall gar zu weitläufig" zu werden, auch vom Willen
nnd Vvm Verstande, als wären das solche abstracten, selb-
stündigen Dinge: aber das sind sür sie eben nur beqneme Ab-
kürzungen ihres Ausdrncks, nnd sie geht dem gegenüber von der
Ansicht aus, daß der Zusammenhang von Ersahrungsthatsachen,
welche wir als unser Seelenleben bezeichnen, in der Bewegung
einfacher und ursprünglicher Elemente besteht. Sie stellt sich
deshalb die Doppelausgabe, einerseits diese Urthatsachen des
psychischen Lebens in ihrem gesetzmäßigen Ursprunge sestzustellen,
andcrerseits diejenigen Formcn auszusnchen, in welchen sich nach
sesten Gesctzen diese cinsachen Elemente zu den complicirten
Gebildcn verknüpsen, die den unmittelbaren Gegenstand unserer
inneren Erfahrnng ausmachcn. Erst vor diescr Aufsassung der
seclischen Vorgänge trctcn die wirklichen Schwierigkeiten der
Probleme hervor; erst sie äbcr besitzt auch di'e Mittel, um deren
Ueberwindung wenigstens anznbahnen. Von ihr sällt auch ein
ncues Licht über die Frage, „wie wir etwas denken können
deshalb, weil wir es dcnken wvllen".

Es ist eine unnöthige Vermehrung jener Schwierigkeiten,
welche man sich durch eine sast sophistische Wendung der Sache
 
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