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Thätigkeiten mitten in der Zeit; und wenn sie die allgewaltige
Macht in allen Dingen ist, wie kann ich ste in mir vernichten?

Ein Weg scheint sich mir zu bieten, den schon Mancher
betreten hat. Es wurde mir schwer, etwas so völlig Jnhalt-
loses und Sinnloses wie die leere Zeit sür den Boden alles
dessen, was wirklich ist, zu halten. Aber der Anblick der
Dinge nöthigte mich dazu; denn Nichts hakl ich je ersahren,
nicht in mir, noch außer mir, was nicht irgend eine Stelle
in dieser leeren Zeit eingenommen hätte und nicht durch das-
Verhältniß zu dem Vvrhergehenden und dem Nachsolgenden
bestimmt gewesen wäre. Aber diese Nöthigung, jeden Jnhalt
meiner Vorstellungen in zeitlicher Einordnung auszusassen, —
sollte sie vielleicht nicht im Jnhalt, sondern nur in einem Gesetz
meiner Vorstellungsthätigkeit begründet sein? Sollte jenes end-
lose Gnnze, welches ich noch dazu mit den einzelnen Zeitgrößen
in kein irgendwie aussprechbares nnd sest bestimmbares Ver-
hältniß setzen kann, und welches selbst, wie ich mich besinne,
nicht einmäl ein Object meiner Erfahrung ist, sollte es viel-
leicht nur eine Form meiner Vorstellung sein, der keine Wirk-
lichkeit entspricht? So wäre das Schreckbild der Vergänglich-
keit, vor dem ich schauderte, nur ein Wahnbild, mit dem ich
mich selber üngstigte.

Wäre es an dem, so fiele eine große Last von mir auch
in anderer Hinsicht. Denn die schwersten Zweifel, die mich vst
beunruhigt haben, stnd gerade dadurch hervorgerusen worden,
daß man mir hat zeigen können, es sei in all den Erscheinun-
gen, welche im Ablaus der Zeit sich vor mir abrollen, ein
geheiiner Rhhthmus, wonach die Form der Bewegung sich immer
wiederholt, und nach diesem Rhhthmus könne Alles, was da
austaucht in der Reihenfolge der Dinge und ihrer Thätigkeiten,
so begriffen werden, daß man einsieht, wie es hat kommen
müssen und wie es ebenso anch wieder verschwinden muß. Zu
 
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