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Windelband, Wilhelm
Die Wandlung des deutschen Geistes im neunzehnten Jahrhundert — Heidelberg, [ca. 1909]

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https://doi.org/10.11588/diglit.23173#0013
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Die IPanblung bes beutfcfjen (Seiftes im \y. 3afyrfyun&ert. 9

6enn bei6e r>on jener BtI6ung 6urcr?6rungen werben unb 6a-
6urdj 6iefe felbft erft ib/re Dollen6ung fin6en. Diefe Belegung
beginnt mit Scbleiermachers „He6en" unb mit 6er ungeahnten
IDirfung, 6ie 6tefe auf 6en romantifdjen Kreis ausübten.
Denn auch fyier fpielte eine Jjiftorifdje 3Hufton
3^ealifterung 6es Mittelalters, roie fte r>on Xcor>aIis ponogen
reur6e. 5ie beruhte bei 6iefem auf 6em (Slauben an 6ie
Iftcglichfeit, 6en Katholisismus 5U einer mo6emen Bil6ungs-
religion aussugeftalten. Diefe 3Uufton ift fcf/nell gefcijrounöen:
fte rourbe nur von 6er realen ftrdjlid/en ZHadjt ergriffen, um
in 6en Dienft 6er flerifabultramontanen Heftauration geftellt
5U roerben. So r»erban6 ftcfy 6ie öeutfcfje Homantif mit 6er
fran3Öftfcr/en. Die Deflamationen 6er fran$öfifchen Cegitimiften
un6 Cra6ilionaIiften gegen 6ie Spaltung, 6ie 6er Prote-
ftantismus in 6ie Cebenseinb/eit 6er UTenfc^heit gebracht
habe, gegen 6ie Anarchie 6er IlTeinungen, gegen 6ie <Se-
fab/ren 6er (Seroiffensfreifyeit, 6as alles lieft ftcf) rr>ie Kopien
aus Icoualis, ^icbte 06er ^rie6rtch Schlegel. So ift aus 6en
rein innerlichen Anregungen Sdjleiermacb/ers 6ie Beroegung
geroor6en, mit 6er 6ie pofttioe religiöfe XHac^t in Deutfcbjanb,
true in gan^ (Europa roär/ren6 6es 3ab;rb;un6erts 5U einem
ITcafe von Be6eutung un6 pfydjologifdjer ^efttgung gelangt
ift, roie fte 6as \8. 3afyrfyunoer* ™ gefannt r)at.

Diefe H)en6ung in 6em pb/tIofopr/ifcb;=äftr)ettfchen Bil6ungs-
fyftem roäre unmöglich geroefen, roenn fte nicht mit 6er (£in-
bürgerung 6es Jjiftortfdjcn Denfens gefommen roäre, auf 6er
bie grofen Ceiftungen 6er Homantif beruf/ten. Die Per-
arbeitung 6es <Se6anfenftoffs 6er €>efcr/ichte fud)te nicht mehr
6as Abfiraft--Allgemeine, roie 6ie Aufflärung, fon6ern 6as
"Konfret»£eben6ige in allen t^tftortfd?en (£rfd)einungen menfch-
lieber Kulturbetätigung. Damit begann 6ie beroufte Arbeit
6er <Sefcf)icr;tsforfdmng mit ihrem fritifer/en <£>etr>tffen auf
allen (Gebieten: 6er £iteraturgefdjichte, 6er Kunftgefcbid)te,
öer Heligionsgefchtcr/te, 6er Philofopb/iegefchichte, ebenfo roie
6er politifc^en «Sefcijtd^te.

Aus 6iefem hif*orif^en Denfen aber emmer/s auch ^e
Iceubelebung 6es Staatsge6anfens. ^ier ift £)egel 6er ^eros.
Bei ihm ift es fidler 6er Aufruf an Schillers i6eales
(Briecfeentum getüefen, 6er ihn im Staat 6ie Perroirflichung
 
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