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Windelband, Wilhelm
Die Wandlung des deutschen Geistes im neunzehnten Jahrhundert — Heidelberg, [ca. 1909]

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https://doi.org/10.11588/diglit.23173#0024
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20

Wilhelm WinMbanb

miffenfchaftlich ebenbürtige Aufgabe 6er Kulturmiffenfchaften
neben 6er <£rforfdnmg 6es phyftfchen Kosmos mur6e, morin
ftd) öte XTaturmiffenfchaften jufammenfc^ltefen. TXad) betben
Dichtungen mar 6er miffenfchaftliche <£>eift jener Cage gleid}-
mäßig interefftert un6 gleichmäßig erfolgreich-

2lber alle ötefe £eiftungen lagen 6ocf/ fchließlich außer-
halb 6er Philofophie, un6 pon 6iefer felbft roie für fte
felbft mar menig übrig geblieben. Die <£rfenntnistheorie,
auf 6ie fte befc^ränft mer6en follte, un6 6ie man eben ba--
butd) felbft uon tieferen philofopf)ifchen Prinsipien ablöfte,
mur6e fchließlich nur su einer £e^re Pom llrfprung un6 6er
(£ntmicflung 6er Dorftellungen, 6. h- eine Pfycr/ologie. <Sera6e
6em J^iftorifc^en Heiatipismus mar eine pfychologifche €r-
flärung aller <Sebil6e 6es Denfens 6as Sympathi^e. 2lber
für 6iefe Aufgabe roar 6ann freilich 6ie Pfychologie nicht in
6en begrifflichen formen brauchbar, roie fte 6em einen o6er
6em an6ern 6er metaphYftfchen Syfteme entfprungen mar,
fon6ern nur eine empirifche Pfycr/ologie, 6ie fich im genaueren
(^ufammenhang mit 6er Zcaiurforfcf)ung, PhyP un6 Phy-
ftologie ^iclt. So r>oÜ3og ftd? 6ie 2lblöfung 6er Pfycr/ologie
pon 6er Philofophie, ihre Konftituierung als felbftän6ige
Dis3iplin; aber 6iefe <Brün6ung mußte mit 2lnleir/en aus
6er Itaturforfcfmng beftritten mer6en: es mar mefentlich
phYftologifche Pfyct/ologie un6 nach ^ecf?ners Vorgang
experimentelle PfychophYftf. Diefer Betrieb 6er empirifchen
Pfychologie mar 6ie an ftch 3meifelIos mohlbegrün6ete 2lus-
führung un6 bemußte ©eftaltung 6effen, mas fchon 6en
^orfchern 6es acht3ehnten 3ar/rhun6erts porgefchmebt liatU,
2luf folcher @run6Iage, 6ie freilich nicht 6ie ganse PfYch°-
logie ift, mur6e in 6er Hat eine pfYchologifcr/e XDiffenfchaft
begrün6et, 6ie als ^orfcb/ung ihre eigene Stellung außerhalb
6er Philofophie befiel, als 6iejenige unter 6en Spesiab
miffenfchaften, melche 3mar 6ie breiteften un6 intimften Be-
5iehungen 5ur Philofophie t)at, aber eben als eine befon6ere
Dis3iplin, 6ie mA[t felber philofophie ift un6 nicht 6amit
permechfelt mer6en 6arf. Un6 6och gefcfjah vidjad) gera6e
6iefes. VOa^venb auf 6er einen Seite 6ie Philofophie in 6en
Helatipismus 6er (öefchicf/te 6er Philofophie aufgelöft muröe,
fo ging an6ererfeits 6er Heft, 6en man noch etma in 6er
 
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