Nr. 27.
Erscheint monatlich einmal. Preis pro Nummer 10 Pfennig.
1886.
Berlin. Es hat sich eine Gesellschaft gebildet, welche die in Folge
der Diätcnprozcsse den sozialdcmolralischcn Abgeordneten abzupfünden-
dcn Mobilien känflicb crlvcrben will, mit sic znm ewigen Andenken
im germanischen Museum zu Nürnberg auszubuvahrcn.
Dresden. Ta bei 19. Wahlkreis von Geher geholt, so ist das
„dritte Dutzend" nunmehr zur allgemeinen Freude „angeschnitten".
Hamburg. King Bell bcsläligt in einem Schreiben an Wocr-
mann, daß der ihm gelieferte Schnaps stets snsclsrci gewesen sei.
Ein Schnapsransch gehöre zu den feineren Genüssen der Edlen von
Kamerun.
London. Die Thcilnchmcr an den Arbeiter-Tumulten sind zu
schwerer Kcrkcrslrafc vcrurtheilt. — Die Pall-Mall-Gazctte berichtet,
daß die wegen Attentate auf junge Mädchen Angeklagten mangelnder
Beweise halber frcigcsprochen wurden.
Ach, wenn ich ein Staatsmann wäre!
dj, wenn ich ein Staatsmann wäre
A[\, Mit Machtvollkommenheit,
Wie stürzt' ich mich in die schwere
Gewaltige Roth der Zeit!
Cs sollt' mich nicht geniren,
Daß Alles verzwickt und verzwackt,
Ich wollt' einmal reformiren,
Daß es nur so knickt und knackt.
Der europäische Frieden,
Der heut' nur ein Traum noch ist,
Der sollte uns sein beschieden
In allerkürzester Frist.
Ich ftieste dem Alexander
And auch dem Milan dazu
Die Göpfe hart aneinander —
Da gab’ es am Dalkan Ruh'.
Ach, wenn ich ein Staatsmann wäre,
Wie wollt' ich früh anfsteh'n!
Cs sollte, bei meiner Ehre,
Herr Windthorst sein Wunder seh'n.
Zwar bin ich kein Darbaroffa,
Doch sicher bin ich Lest',
Ich ginge nicht nach Canossa,
Ich machte weit Kürzern prozest.
Ich nähm' an dem Ohr die Mucker
And an dem Kragen geschwind,
Die öffentlich Wafferschlucken
Und heimlich Schnapssäufer sind,
Die tugendhaften Prasser —
Cs sollt' ihnen werden bang,
Sie dürften nur Brunnenwasser
Mir trinken ihr Leben lang.
Ach, wenn ich ein Staatsmann wäre,
Ich fühlte mich stark znm Sieg,
Ich machte dem mächtigen Heere
Der Lügner und Heuchler den Krieg.
Mit freundlichem Lächeln und Grinsen
Sollten sie nimmer mich fah'n,
Sie sollten bezahlen mit Zinsen
Den Unfug, den sie gethan.
Wie wollt' ich verkünden im Lande
Und weithin rings umher,
Dast Armuth noch keine Schande,
Dast Reichthnm noch keine Ehr'.
Ich wartet' auch nicht bis morgen,
Dehaglich, voll guter Ding',
Ich müstte heute schon sorgen,
Dast keiner so hungrig ging'.
Ach, wenn ich ein Staatsmann wäre —
Doch ist's noch lang nicht so weit,
Und weiter schleppt sich die schwere
Gewaltige Roth der Zeit.
Das Uolk mit Schnaps und Kartoffeln
Uerharrt in schweigsamer Ruh'
Und ich in meinen Pantoffeln
Schmauch' meine pfeife dazu.
So mancher zog ab mit Trauern,
Dem hoch gestanden der Sinn,
Drum will ich nicht sehr bedauern,
Dast ich kein Staatsmann bin.
Wer säst auf dem hohen Pferde,
Der stet auch schon hoch herab;
Ich bleib' auf der sichern Crde
Im alten vergnügten Trab. I cr c o b.
Erscheint monatlich einmal. Preis pro Nummer 10 Pfennig.
1886.
Berlin. Es hat sich eine Gesellschaft gebildet, welche die in Folge
der Diätcnprozcsse den sozialdcmolralischcn Abgeordneten abzupfünden-
dcn Mobilien känflicb crlvcrben will, mit sic znm ewigen Andenken
im germanischen Museum zu Nürnberg auszubuvahrcn.
Dresden. Ta bei 19. Wahlkreis von Geher geholt, so ist das
„dritte Dutzend" nunmehr zur allgemeinen Freude „angeschnitten".
Hamburg. King Bell bcsläligt in einem Schreiben an Wocr-
mann, daß der ihm gelieferte Schnaps stets snsclsrci gewesen sei.
Ein Schnapsransch gehöre zu den feineren Genüssen der Edlen von
Kamerun.
London. Die Thcilnchmcr an den Arbeiter-Tumulten sind zu
schwerer Kcrkcrslrafc vcrurtheilt. — Die Pall-Mall-Gazctte berichtet,
daß die wegen Attentate auf junge Mädchen Angeklagten mangelnder
Beweise halber frcigcsprochen wurden.
Ach, wenn ich ein Staatsmann wäre!
dj, wenn ich ein Staatsmann wäre
A[\, Mit Machtvollkommenheit,
Wie stürzt' ich mich in die schwere
Gewaltige Roth der Zeit!
Cs sollt' mich nicht geniren,
Daß Alles verzwickt und verzwackt,
Ich wollt' einmal reformiren,
Daß es nur so knickt und knackt.
Der europäische Frieden,
Der heut' nur ein Traum noch ist,
Der sollte uns sein beschieden
In allerkürzester Frist.
Ich ftieste dem Alexander
And auch dem Milan dazu
Die Göpfe hart aneinander —
Da gab’ es am Dalkan Ruh'.
Ach, wenn ich ein Staatsmann wäre,
Wie wollt' ich früh anfsteh'n!
Cs sollte, bei meiner Ehre,
Herr Windthorst sein Wunder seh'n.
Zwar bin ich kein Darbaroffa,
Doch sicher bin ich Lest',
Ich ginge nicht nach Canossa,
Ich machte weit Kürzern prozest.
Ich nähm' an dem Ohr die Mucker
And an dem Kragen geschwind,
Die öffentlich Wafferschlucken
Und heimlich Schnapssäufer sind,
Die tugendhaften Prasser —
Cs sollt' ihnen werden bang,
Sie dürften nur Brunnenwasser
Mir trinken ihr Leben lang.
Ach, wenn ich ein Staatsmann wäre,
Ich fühlte mich stark znm Sieg,
Ich machte dem mächtigen Heere
Der Lügner und Heuchler den Krieg.
Mit freundlichem Lächeln und Grinsen
Sollten sie nimmer mich fah'n,
Sie sollten bezahlen mit Zinsen
Den Unfug, den sie gethan.
Wie wollt' ich verkünden im Lande
Und weithin rings umher,
Dast Armuth noch keine Schande,
Dast Reichthnm noch keine Ehr'.
Ich wartet' auch nicht bis morgen,
Dehaglich, voll guter Ding',
Ich müstte heute schon sorgen,
Dast keiner so hungrig ging'.
Ach, wenn ich ein Staatsmann wäre —
Doch ist's noch lang nicht so weit,
Und weiter schleppt sich die schwere
Gewaltige Roth der Zeit.
Das Uolk mit Schnaps und Kartoffeln
Uerharrt in schweigsamer Ruh'
Und ich in meinen Pantoffeln
Schmauch' meine pfeife dazu.
So mancher zog ab mit Trauern,
Dem hoch gestanden der Sinn,
Drum will ich nicht sehr bedauern,
Dast ich kein Staatsmann bin.
Wer säst auf dem hohen Pferde,
Der stet auch schon hoch herab;
Ich bleib' auf der sichern Crde
Im alten vergnügten Trab. I cr c o b.