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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 7.1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.15409#0031
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767

Den Deutsch -Freisinnigen.

Raum war der Lieg erstritten.

Den es entschlossen auszubeuten galt.

Da riefen die Leviten

Des Fortschritts knickebeinig schon ihr „Halt!"
Da ward's Herrn Hänel schwüle.

Da ward er — nicht vor Liegesfrende — stumm.
Da sah er sich mit zärtlichem Gefühle
Rach den verkrachten Liberalen um.

Ltatt sie hineinzulegen.

Wo immer er auf seinem Weg sie fand,

Ltreckt er gerührt entgegen

Den Abgetakelten die Bruderhand.

Vor denen auf der Linken

Hat ihm allda professorhaft gegraust —

Da Hub er an, voll Angst nach rechts zu winken
Und machte uns zur Linken eine Kaust.

Und was in Kiel nur keimte.

In Breslau reiste es erstaunlich schnell —

Man schusterte und leimte

Zusammen schleunigst eine Art Kartell.

Geduldig sich zu schicken

In Leydewitz sogar — wie schien's gering!

Lie fragten nicht, ob dabei in die Wicken

Der exste Grundsatz aller Taktik ging.

Lie wußten nur, es standen

Die feinen Röcke hier, die groben dort —

Sie suchten sich und fanden

Sich mittelst eines Blicks, fast ohne Wort.

Bedenk' es, Volk, und lerne:

Du wirst nur siegen durch die eigne Kraft;

Ls ist und bleibt reaktionär im Kerne
Die hochwohllöbliche Philisterschaft.

wenn sie nach Stimmen Haschen,

So sage ihnen osten in's Gesicht:

„Ihr wollt den Pelz zwar waschen,

Raß aber werden darf er dabei nicht!

Ihr wollt zwar mit uns fechten.

Das heißt wollt hinter uns zum Sturme geh'».
Doch darf dabei den Brüdern auf der Rechten
An Leib und Gliedern Schaden nicht gescheh'n!

Ihr jagt Mandate friedlich

Luch ab und stellt euch hie und da ein Bein;

Ihr diskutirt ganz niedlich

Und manchmal scheints beinahe Lrnst zu sein.

Kommt es jedoch zum Klappen,

Da wird's um's Herz euch plötzlich windelweich,
verschieden sind der Karbe nach die Kappen,
Die lieben Brüder aber, die sind gleich!"

Ihr Kortschritts-Partisane,

Nehmt euch nach dieser Wahl vor uns in Acht;
Ihr mit der Schillersahne —

Der Schnitt in unser Kerbholz ist gemacht.
Bei uns wird nichts vergessen;
wir richten uns ja schließlich mit euch ein,
von Kall zu Kall — das nächste Mal indessen
Wird „Kiel und Breslau!" unstre Losung

sein!

Milderung.

Auch die russische Regierung verschließt sich
nicht mehr ganz den Geboten der Milde und Mensch-
lichkeit. In Sibirien wurden Gefangene und Ver-!
bannte zu sofortigem Tode begnadigt und
dieser Akt der Humanität ohne Zögern an ihnen
vollzogen.

Die kräftige Stimme.

Der kleine Emil: Onkel, heut' Hab' ich einen
Löwen gesehen.

Onkel: So? Na, hat er recht gebrüllt?

Der kleine Emil: Ja, Onkel! Aber noch
lang nicht so arg, als Du neulich imLicder-
tafelkonzert!

Wir sind ein ungebildet Volk!

Wir sind ein ungebildet Volk,

Wir hören so viel Geflunker,

Und wollen dennoch er glauben nicht,

Daß der Mensch erst anfängt beim Junker.

Wir sind ein ungebildet Volk,

Wir glauben, daß zwei mal zwei vier ist,
Und daß auch ohne Kartellpräsident
Der Reichstag besser dran schier ist.

Wir sind ein ungebildet Volk
Und werden täglich böser;

Wir wollen manchmal gar klüger sein
Als solch' ein Offiziöser.

Wir sind ein ungebildet Volk
Und voll oft de« braunen Biere»;

Das Wirthshaus demokratisch macht,

Genau wohl wissen wir e».

Wir sind ein ungebildet Volk,

Bedürfen der Zucht und Leitung,

Drum sagt es dreist uns in's Gesicht
Die runzlige „Kölnische Zeitung".

Mißverstanden.

Frau Finanzräthin: Du gehst heute auch in's
Bureau, lieber Mann, — was ziehstDu denn an?
Er: Die Steuerschraube!

Vom Kaserncnhofe.

Sergeant: Sie kreuzmillionenduinmer Kerl!
Was sind Sie eigentlich von Berus?

Rekrut: Buchhalter, Herr Sergeant!
Sergeant: Haben Sie noch mehr Geschwister?
Rekrut: Jawohl, noch einen Bruder!
Sergeant: Ist der auch so dumm wie Sic?
Rekrut: Der ist noch viel dümmer!
Sergeant: Was ist denn der?

Rekrut: Sergeant!

Dr. W. Zimmermann's Grosser Deutscher Bauernkrieg.

Soeben ist mit Heft aa der zweite Band der Internationalen
Bibliothek II. Serie, enthaltend „Die Geschichte der Erde"
von !1i. Bommeli zum Abschluß gebracht worden.

Die Unterzeichnete Verlagsbuchhandlung fühlt sich gedrungen: auch
jetzt wiederum für das äußerst lebhafte Entgegenkommen zu danken,
welches die Jntcriiationalc Bibliothek t» allen Bevölkcrungskreisen
und besonders bei de» Arbeitern gefunden hat. Sie wird stets ein-
gedenk bleiben, daß das Beste grade gut genug für das Volk ist.

In 14 Tagen (IS. April) gelangt zur Ausgabe:

Dr. W. Zimmermaim's

Großer

Deutscher Bauernkrieg.

Jllustrirte Volksausgabe. .S'Sk.

Herausgegeben

von

Wilhelm Blos.

Von allen Historikern, die jene gewaltige Bewegung in Deutschland zum
Gegenstand ihrer Forschungen und Darstellung wählten, steht Zimmer-
mann dem Herzen des Volkes am nächsten. Seine Wahrheitsliebe hält
unerschrocken Hoch und Niedrig den Spiegel entgegen; er zeigt, daß der
Bauernkrieg „nichts plötzlich Hereinbrechendes und nichts Zufälliges" an
sich hatte, sondern „sich lange vorbereitet und seinen Grund in den Ver-
hältnissen des gemeinen Mannes" hatte.

„Die Bewegung von 1526 hat ihre schöne wie ihre düstere Seite,"
sagt Zimmermann in seiner Einleitung, „reine und edle Kräfte walten
darin, neben unreinen und finsteren. Der Geist, aus welchem der ganze
Kampf hervorging, war der Geist der Freiheit und des Lichtes. Die
einzelnen Erscheinungen, in welchen sich der Geist Bahn zu brechen sucht,
mögen noch so getrübt sein, dieser bleibt dennoch der, der er ist. Dieser
Geist muß zuletzt mit Allem aussöhnen."

Die Verlagsbuchhandlung ist bestrebt gewesen, dieses fesselnde, in
echt demokratischem Sinne geschriebene Geschichtswerk auch in einer wür-
digen Weise auszustatten; eine Fülle von Original-Illustrationen
(von Victor Schivert in München) begleiten den Text und soweit es
möglich war, zuverlässige Porträts jener Personen aufzufinden, die
in dem großen Bauernkrieg eine Rolle spielten, sind solche Bildnifie
dem Werke beigegeben.

Der „Große deutsche Bauernkrieg" erscheint in ca. 26 Liefer-
ungen L 20 Pf. Jedes Heft enthält an Text zwei Bogen Großoktav.

Alle Buchhandlungenjund Kolporteure nehmen Bestellungen entgegen.

Recht zahlreichen SubskriptionSanmeldnngen entgegensehend, zeichnet

Hochachtungsvoll

1. H. W. Dich. Stuttgart.
 
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