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766

Famoser Hase.

Ein Sonntagsjäger, der nie etwas trifft, geht mit seiner Frau im
Zoologischen Garten spazieren. Vor dem Elcphantcnhause bleiben sie stehen.

Die Gattin bemerkt, auf den Elephanten deutend: Sieh', Männchen,
wenn die Hasen diese Größe hätten, so würdest Du wahrscheinlich auch
einmal einen treffen.

Ein Stündchen bei Bann Hrri.

<Bon unserm Znterwiewer.)

„Wohnt hier der Bananen-Häring?" fragte ich die Schildwache protzig,
uin mich im Lager der Aufständischen gleich ordentlich in Respekt zu setzen.

„Sic meinen wohl den großen Häuptling Bana Heri?" fragte der
Kerl, höflich mit der Keule salutircnd.

„Mein Sohn", erwiderte ich belehrend, „wir sind hier auf deutschem
Gebiet, da können wir das arabische Kauderwelsch nicht brauchen. Wer die
Ehre haben will, von uns aufgehenkt zu werde», muß seinen Namen ver-
deutschen, so gut es geht; also melde mich dem Bananeu-Häring."

Er that es, und der besagte Häring kam mir mit vielen Bücklingen entgegen.

Ich begann unsere Unterredung, indem irf| die Personalien des zu Be-
fragenden feststellte und ihn aufforderte, die reine Wahrheit zu sagen, nichts
zu verschweigen und nichts hinzuzusetzen.

Bana Heri erwiderte, er setze höchstens Wißmann ein Wenig zu, im
Uebrigen sei er bereit, alle Auskünfte zu geben und nur die Einkünfte
der deutschostafrikauischen Zollstation gelegentlich mit Beschlag zu belegen.

„Was veranlaßt Sie, aus dem Innern in das unter unserm Schutze
stehende Küstengebiet vorzudringen?" fragte ich.

„Das thue ich nur aus Vorliebe für die aus Europa kommenden
Zivilisationsmittel", cntgegnetc er. „Bei Sansibar ist ein Schiff mit 10,000
Flaschen Wachholderschnaps aus Preußen angckommen, davon kann ich mir
doch meinen Antheil nicht entgehen lassen."

„Schön", sagte ich, „das macht Ihnen Ehre, daß Sie die Kultur zu
schätzen wissen, aber warum reizen Sic dann die Schwarzen zum Wider-
stande gegen uns auf?"

„Ach, das thue ich nur, um mich in Euren Weißbüchern ein Wenig
anschwärzen zu lassen. Die Kolonialpolitik macht mehr Effekt, wenn von
Krieg und Eroberung feindlicher Ortschaften die Rede ist. Nur sollte Wiß-
mann nicht immerfort dasselbe Dorf, das langweilige Saadani, erobern;
das fällt ja schließlich auf."

„Sie bekennen also, daß unserm Vordringen in's Innere von Afrika
nichts Bemerkcnswcrthes im Wege steht?" fragte ich.

„Nicht das Geringste", erwiderte Bana Heri. „Sehen Sie" — er
zeigte mir einen Schlüsselbund — „das sind die Schlüssel zum Innern. Ich
behalte sic nur einstweilen in Verwahrung, bis es Herrn Wißmann ge-
lingt, mich zu hängen. Dann mag er mit ein paar Gerichtsvollziehern
erscheinen und das Innere in aller Form in Besitz nehmen. Die Schwarzen
haben ihn schon längst zum Fressen gern und was die arabischen Sklaven-
händler betrifft, so werden dieselben durch Gründung von Gesinde-, Ver-

dingungS- und Arbcitsvermittlungsbureaus nach wie vor ihr ehrliches Brot
finden."

Nach diesen befriedigenden Auskünften wollte mich Bana Heri noch zur
Tafel ziehen, indem er mir versicherte, er könne mit ächt pommerscher
Gänsebrust aufwarten, die er bei einer deutschen Proviantkolonne gekauft
: habe, ich traute aber nicht, weil Tags zuvor ein Missionär verschwunden
war, der möglicherweise als Voressen auf den Tisch kam. Ich verabschiedete
mich von ihm also mit dem Wunsche, er möge seine Anhänglichkeit an Afrika
recht bald durch die That beweisen, indem er sich aushängen ließe.

„Danke, gleichfalls", erwiderte er, als ob er auch bei mir einen Hang
:! zur Kolonialpolitik voraussetze. Er gab mir einen Passierschein, mit dessen
Hilfe ich ungehindert durch das ganze Lager und bis zu dm deutschen Vor-
posten kam. Dort ließ ich den Schein durch einen Sprachgelehrten entziffern.

Er enthielt nur die zwei ominösen Worte: „Zu mager".

Dieser Bana Heri ist also doch einmal eine Berühmtheit, die ihren
Jnterwiewer nicht dick bekam.

Gutes Mittel gegen schlechte Zeiten.

i.

Me die Bemühungen des Herrn Haupt von Erfolg gekrönt werden.
 
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