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- 765

«^9. Hempernturwech seL.

Der Schneider aus Meppen: So, Durchlaucht, der alte Mock taugt nicht für diese Jahreszeit — ich habe Ihnen
einen hübschen Mantel machen lassen, Fasson Kanossa — der wird Ihnen auf Ihrer Reise gut thun.

Hänel's Traum.

(Frei nach Heine.)

Herr Hänel steht so einsam
Im Norden aus kahler Höh';

Ihn schläfert, sein müdes Auge
Schweift träumend über die See.

Er träumt von einer Mappe,

Die fern am Strand der Spree
Verschlossen einsam trauert —

Dem Hänel ist gar so weh!

Die Jahreszeiten.

Viel neue Blüthen trägt jeder Strauch,

Sei's Hagedorn oder Flieder,

Besonders der Reichstag auch steht in Flor,
Viel neue Gesichter bracht er hervor —

Die Reaktion erkennt ihn kaum wieder.

Die neue Zeit.

Weil fünf Schreier seines Zeichens
Sind gewählt zum Reichstag heut,

Kündet frohen Muths der Stöcker
Deutschland eine „neue Zeit".

Ach, ihr edlen Fünf, ihr werdet
Eures Daseins wohl nicht ftoh,

So lang Euch nicht die Posaunen
Sind bescheert von Jericho.

Denn es bleibt in ihren Fugen
Vorderhand noch steh'n die Welt,

Ob nun heute grad ein Böckel
Oder Seinesgleichen — bellt.

Klassisch.

A. : Was ist denn bei Schulzcn's wieder für ein
mörderischer Eheskandal? Die Frau wirft dem
Manne ja alle Teller und Tassen an den Kopf,
daß sie in tausend Stücke zerbrechen!

B. : Ja, ja, die Frau hält über ihren Mann
eben ein Scherbengericht ab.

Verlängerung der Legislaturperioden.

Als ihr in's Wahlrecht habt gemacht
So schnöden Riß,

Da hattet ihr wohl nicht bedacht
Die Nemesis:

Wer andern eine Schlinge webt
Verstrickt sich drei»;

Wer andern eine Grube gräbt,

Fällt selbst hinein.

Gegen die Arbeitcrausschüssc.

Fabrikant A.: Es scheint wirklich, daß die
Arbeiter-Ausschüsse eingeführt werden! Was sollen
wir nun dagegen thun? Wir können doch unmöglich
dulden, daß die Arbeiter in Angelegenheiten der
Fabrik das große Wort führen!

Fabrikant B.: Ist gar nicht nöthig; wozu
haben wir denn die Fabrik-Ordnung? Wir
dulden die Arbeiter-Ausschüsse, verbieten den Ar-
beitern aber die Betheiligung daran bei mindestens
drei Mark Strafe.

Fabrikant A.: Wie sollen wir das motiviren?

Fabrikant B.: Sehr einfach — es steht ja
schon in den meisten Fabrik-Ordnungen: Wer Aus-
schuß liefert, hat Lohnabzüge zu gewärtigen.

Leipziger Klapphornverse.

Zwei Götzen wollten ein Mandat
Wohl auf dem Land und in der Stadt;

Die Stadt ließ sich bemeiern,

Das Land — das wählte Geyern.

Adam's Loos.

Wie kam es, daß Adam Plötzlich im Schweiße
seines Angesichts so schwer arbeiten mußte, als
er aus dem Paradiese kam, während er bis dahin
so leicht seinen Unterhalt gefunden hatte?

Er mußte von da ab die Kosten der Garde-
robe seiner Frau bestreiten, was er früher
nicht nöthig hatte.

Nekrolog.

Mit Mutter Angst hatt' Vater Lüge
Gezeugt einen häßlichen Wechselbalg;

Der lag vor drei Jahren in der Wiege,

Jetzt liegt er auf dem Katafalk.

Warum so bald er sterben gemußt,

Seine Lebensfrist eine gar so kleine? —

Die Angst hat eine enge Brust
Und Lüge hat gar kurze Beine.

Erfüllter Traum.

Seppel: Mit den Träumen ist's doch eine
merkwürdige Sache. Gestern Nacht hatte ich wieder
einen Traum, der heute wirklich ganz genau in
Erfüllung gegangen ist.

Hansel: So? Was hatte Dir denn gebäumt?

Seppel: Mir träumte, ich aß eine ganze
Schüssel voll Knödel auf.

Der „Kladderadatsch".

Er wirst auf seine Gegner Koth und Mist
Und streckt nach Kinder Art heraus die Zunge.
Zum Teufel ist sein Spiritus; er ist
Nichts weiter als ein Gassenjunge.

Berechtigter Vorwurf.

A. : Sprechen Sie französisch?

B. : O nein; ich mag die französische Sprache
nicht leiden.

A. : Warum nicht?

B. : Wissen Sie, ich bin Sprachreiniger und
das Französische enthält ja fast nur Fremdwörter.

Aus der Instruktion.

Lieutenant: Rekrut Speckmaier, was sind Sie
dem Unteroffizier Pump schuldig, wenn er Ihnen
aus der Straße begegnen sollte?

Rekrut: Ein Honneur!

Lieutenant: Was ist Ihnen hingegen nun
Unteroffizier Pump schuldig?

Rekrut: Zehn Mark, Herr Lieutenant!
 
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