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https://doi.org/10.11588/diglit.15409#0028
764
Dem scheidenden Kanzler.
C0w war er gewaltig und hochgestellt,
Der Kanzler, genannt von Eisen!
Ties zu den Füszen lag ihm die Welt,
Zu rühmen ihn und zu greisen.
Zum Spott rin gar niitzlich Element
Hies; dir Sozialisten er truhend
Und wünscht' in das deutsche Parlament
Sirlz ihrer drei volle Dutzend.
Doch dir soziale Bewegung schwoll,
Philister khatrn erbleichen,
Da wurden dir Wahlen verhängirihvoll,
Da mutz auch der Kanzler weichen;
Vorbei ist, was stch so lang erprobt,
Die Zeit des lachenden Trutzes,
Europa hat stch zu fordern gelobt
Die Wohlkhak des Arbriterschnhes.
Da hilft kein Stiitzrn auf's alte Rour,
Auch nichts, nach Kanossa zu gehen,
Das ist der Zeit gewaltiger Strom,
Des neuen Zeitgeistes Wehen,
Der strgreich das stolze Haupt erhebt
Ganz ohne Rühmen und Prahlen,
Indrtz stch dir alte Welt belebt
In Frühlingsfonnenstrahlen.
Ich will, wir hochgemutst nrir auch fei,
Gefallener Grütze nicht spotten,
Bald werden zu wildem Hohngrschrei
Zusantmrn dir Knechte stch rottrir,
Und wo man vor der scheidenden Macht
Am allrrtirfstrlr gekrochen,
Wird spöttisch bald hinterher gelacht
Und gar drsprktirlich gesprochen.
Zu vornehm fiihl' ich mich für den Mob
Der nieder» Lobhudler-Gesellen,
Dir schmeichelnd schon wieder das Horoskop
Den neuen Gewalten stellen;
Drin Scheidenden aber ganz ungenirt
Zum Abschied geb' ich zu bedenken:
Nur wer in Freiheit rin Volk hat regiert,
Geht ohne Grollen und Kränken! Jacob.
Ultramontanc Enttäuschung.
Wir wollten zwar die deutsche Politik in das
Fahrwasser Sankt Peters geleitet sehen, — aber
den Hinzpeter haben wir damit nicht gemeint.
Gleiches Recht für alle Reichstage.
A. : Ist cs wahr, daß der gegenwärtige Reichs-
tag das Mißfallen des Bundesrathes in hervor-
ragender Weise erregt hat?
B. : O nein, — man ist durchaus nicht gewillt,
dem Reichstage seinen antikartellistischen Karakter
fühlen zu lassen und ihn hinter frühere Reichs-
tage zurückznsetzen. Er soll seine Militär» er-
mehrungsvorlagc bekommen, wie jeder andere
sie bekommen hat.
Bismarck.
Bedrückt von seines Amtes Last
Wußt' er stch kaum zu helfen mehr —
Wie sehr er auch den Fortschritt haßt,
Der Rücktritt ward ihm dennoch schwer.
Seid umschlungen, Millionen.
Mehr als Millionen Stimmen
Gab das Volk den Sozialisten,
Und es reizt den Polizisten,
Diese Wähler all', die schlimmen,
Zu verhaften ohne Schonen
Mit dem Rufe, mit dem grimmen
„Seid umschlungen, Millionen!"
Zur Abänderung des Wahlrechts.
Die Reaktionäre machen allerlei Vorschläge >
über schwerfällige und komplizirte Maßregeln, durch
die man das Wahlrecht unschädlich machen könne,
und auf das Einfachste, Natürlichste kommen sic
nicht: Man mache einfach die Betheiligung an der
Wahl von einer polizeilichen Erlaubniß ab-
hängig und ertheile diese Erlaubniß nur solchen
Wählern, die glaubhaft Nachweisen können, daß sie
Kartellbrüder sind!
Sächsisches Stimmungsbild.
Zwischen Bärne un Meißen
Liegd Drüsen so scheen,
Da drin sitzt ä Landdag,
Gemiedlich un gleen.
Den duhn de Sozialen
Nu ärgern so sehr,
Se woll'n, daß der Boygodd
Verfolgd werd nich mehr.
Der Landdag werd wiedig
Un will nischd mehr här'n.
Er boygodd sich selber,
Wer gann's em verwehr'n?
Raute über den Reichstag.
Ick kann nich bejreifcn, Wat die Kartellpresse an
unfern neujewählten Reichstag zu bemäkeln hat,
indem se doch zu behaupten jeruht, der olle Windt-
horst wär als Reichstagskönig proklamirt, Wat
doch eene sehr rojalistische Wahl sein dähte. Ick
Hab' es aber immer jesagt: aus bet kleene Windt-
horst wird noch een großes Thier, un ick wünsche
man blos, det den Reichstagskönig im Verkehr mit
die vielen Sozialdemokraten keene Perle von Meppen
aus de Krone fällt.
Volkswirthschaftlichcs.
Die Großindustriellen akzcptirten zwar gern den
Ausspruch von Malthus, daß der Tisch der Natur
nicht für Alle gedeckt sei, aber sie ärgern sich nun
doch, daß der Sezirtisch der Industrie nicht
für sie allein gedeckt sein soll.
Der Umfall.
A. : Was ist denn mit der Mehrzahl der Stutt-
garter Volksparteiler geschehen, daß sie bei der
Stichwahl so jämmerlich in's Kartell Hinliber ge-
fallen sind?
B. : Se hent halt em Bismarck für ihr Reichs-
treue'Brief ond Siegle gäba wölla.
Vom Kirchhof des Kartells.
ff
Bon Helldorf und von Hammerstein —
O große Pein!
Wer führt die Konservativen jetzt an?
Die Beiden es jetzt lassen gähn.
f
Wörmann.
Zu überseeischen Dampfern
Ergreift er nicht mehr das Wort,
Dieweil er bei den Wahlen
Gefallen ist über Bord.
ff
Zwei Götzen stürzten in den Sand:
Der Debbchen-Götz in Leipzig-Land,
Der Göz von Böblingen in Schwaben.
Sic liegen todt hier und begraben.
f
Hier ruht
Der mit dem rothen Gespenst die Spießer-
Einst gruseln gemacht: der badische Fieser.
f
Sedlmayer.
Auch er ward weggefegt vom großen Besen.
Die Spatenbiermusik fiel traurig ein:
„Behüt' dich Gott, es wär so schön gewesen!
Behüt' dich Gott, es hat nicht sollen sein!"
f
„Das Wasser rauscht', das Wasser schwoll,"
Es lockt' mit dem Köder Getreidezoll
Der Fischer die Wähler in's Verderbe»,
Drum mußt' er jetzo selber sterben.
Dem scheidenden Kanzler.
C0w war er gewaltig und hochgestellt,
Der Kanzler, genannt von Eisen!
Ties zu den Füszen lag ihm die Welt,
Zu rühmen ihn und zu greisen.
Zum Spott rin gar niitzlich Element
Hies; dir Sozialisten er truhend
Und wünscht' in das deutsche Parlament
Sirlz ihrer drei volle Dutzend.
Doch dir soziale Bewegung schwoll,
Philister khatrn erbleichen,
Da wurden dir Wahlen verhängirihvoll,
Da mutz auch der Kanzler weichen;
Vorbei ist, was stch so lang erprobt,
Die Zeit des lachenden Trutzes,
Europa hat stch zu fordern gelobt
Die Wohlkhak des Arbriterschnhes.
Da hilft kein Stiitzrn auf's alte Rour,
Auch nichts, nach Kanossa zu gehen,
Das ist der Zeit gewaltiger Strom,
Des neuen Zeitgeistes Wehen,
Der strgreich das stolze Haupt erhebt
Ganz ohne Rühmen und Prahlen,
Indrtz stch dir alte Welt belebt
In Frühlingsfonnenstrahlen.
Ich will, wir hochgemutst nrir auch fei,
Gefallener Grütze nicht spotten,
Bald werden zu wildem Hohngrschrei
Zusantmrn dir Knechte stch rottrir,
Und wo man vor der scheidenden Macht
Am allrrtirfstrlr gekrochen,
Wird spöttisch bald hinterher gelacht
Und gar drsprktirlich gesprochen.
Zu vornehm fiihl' ich mich für den Mob
Der nieder» Lobhudler-Gesellen,
Dir schmeichelnd schon wieder das Horoskop
Den neuen Gewalten stellen;
Drin Scheidenden aber ganz ungenirt
Zum Abschied geb' ich zu bedenken:
Nur wer in Freiheit rin Volk hat regiert,
Geht ohne Grollen und Kränken! Jacob.
Ultramontanc Enttäuschung.
Wir wollten zwar die deutsche Politik in das
Fahrwasser Sankt Peters geleitet sehen, — aber
den Hinzpeter haben wir damit nicht gemeint.
Gleiches Recht für alle Reichstage.
A. : Ist cs wahr, daß der gegenwärtige Reichs-
tag das Mißfallen des Bundesrathes in hervor-
ragender Weise erregt hat?
B. : O nein, — man ist durchaus nicht gewillt,
dem Reichstage seinen antikartellistischen Karakter
fühlen zu lassen und ihn hinter frühere Reichs-
tage zurückznsetzen. Er soll seine Militär» er-
mehrungsvorlagc bekommen, wie jeder andere
sie bekommen hat.
Bismarck.
Bedrückt von seines Amtes Last
Wußt' er stch kaum zu helfen mehr —
Wie sehr er auch den Fortschritt haßt,
Der Rücktritt ward ihm dennoch schwer.
Seid umschlungen, Millionen.
Mehr als Millionen Stimmen
Gab das Volk den Sozialisten,
Und es reizt den Polizisten,
Diese Wähler all', die schlimmen,
Zu verhaften ohne Schonen
Mit dem Rufe, mit dem grimmen
„Seid umschlungen, Millionen!"
Zur Abänderung des Wahlrechts.
Die Reaktionäre machen allerlei Vorschläge >
über schwerfällige und komplizirte Maßregeln, durch
die man das Wahlrecht unschädlich machen könne,
und auf das Einfachste, Natürlichste kommen sic
nicht: Man mache einfach die Betheiligung an der
Wahl von einer polizeilichen Erlaubniß ab-
hängig und ertheile diese Erlaubniß nur solchen
Wählern, die glaubhaft Nachweisen können, daß sie
Kartellbrüder sind!
Sächsisches Stimmungsbild.
Zwischen Bärne un Meißen
Liegd Drüsen so scheen,
Da drin sitzt ä Landdag,
Gemiedlich un gleen.
Den duhn de Sozialen
Nu ärgern so sehr,
Se woll'n, daß der Boygodd
Verfolgd werd nich mehr.
Der Landdag werd wiedig
Un will nischd mehr här'n.
Er boygodd sich selber,
Wer gann's em verwehr'n?
Raute über den Reichstag.
Ick kann nich bejreifcn, Wat die Kartellpresse an
unfern neujewählten Reichstag zu bemäkeln hat,
indem se doch zu behaupten jeruht, der olle Windt-
horst wär als Reichstagskönig proklamirt, Wat
doch eene sehr rojalistische Wahl sein dähte. Ick
Hab' es aber immer jesagt: aus bet kleene Windt-
horst wird noch een großes Thier, un ick wünsche
man blos, det den Reichstagskönig im Verkehr mit
die vielen Sozialdemokraten keene Perle von Meppen
aus de Krone fällt.
Volkswirthschaftlichcs.
Die Großindustriellen akzcptirten zwar gern den
Ausspruch von Malthus, daß der Tisch der Natur
nicht für Alle gedeckt sei, aber sie ärgern sich nun
doch, daß der Sezirtisch der Industrie nicht
für sie allein gedeckt sein soll.
Der Umfall.
A. : Was ist denn mit der Mehrzahl der Stutt-
garter Volksparteiler geschehen, daß sie bei der
Stichwahl so jämmerlich in's Kartell Hinliber ge-
fallen sind?
B. : Se hent halt em Bismarck für ihr Reichs-
treue'Brief ond Siegle gäba wölla.
Vom Kirchhof des Kartells.
ff
Bon Helldorf und von Hammerstein —
O große Pein!
Wer führt die Konservativen jetzt an?
Die Beiden es jetzt lassen gähn.
f
Wörmann.
Zu überseeischen Dampfern
Ergreift er nicht mehr das Wort,
Dieweil er bei den Wahlen
Gefallen ist über Bord.
ff
Zwei Götzen stürzten in den Sand:
Der Debbchen-Götz in Leipzig-Land,
Der Göz von Böblingen in Schwaben.
Sic liegen todt hier und begraben.
f
Hier ruht
Der mit dem rothen Gespenst die Spießer-
Einst gruseln gemacht: der badische Fieser.
f
Sedlmayer.
Auch er ward weggefegt vom großen Besen.
Die Spatenbiermusik fiel traurig ein:
„Behüt' dich Gott, es wär so schön gewesen!
Behüt' dich Gott, es hat nicht sollen sein!"
f
„Das Wasser rauscht', das Wasser schwoll,"
Es lockt' mit dem Köder Getreidezoll
Der Fischer die Wähler in's Verderbe»,
Drum mußt' er jetzo selber sterben.