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manchet wäre janz Anders in de Welt, un mit die autojraphirten Straf-
anträje hätte man sich ja ooch janz anders inrichten kennen. Aber ick sage
ja, et is manchmal zu dämlich, wenn man 'ne Sache zu spät erfahrt, sonst
is man nämlich davor jeschitzt, dat man Alles, wat man so manchmal in'n
Reichsdag jeheert oder in de Zeitungen jelesen hat, vor baare Minze nimmt.
Na, vor mir is et immer noch frieh jenug jewesen, ick frei mir, dat
ick ieberhaupt noch dahinter jekommen bin, womit ick verbleibe erjebenst un
mit ville Jrieße Dein tretet’
Jotthilf Naucke.
An'n Jörlitzer Bahnhof jleich links.
Hobrlspähne.
In Bochum bei der Reichstagswahl
Fehlt' es an schwarzen Zetteln,
Da ging der stolze Zentrumsthurm
Beim Sozialismus betteln.
Doch Windthorst sah mit großem Schmerz:
Die Sache ward nur schlimmer,
Weil trotzdem fiel der Schwarze durch —
Ja, Beteu hilft nicht immer!
*
*
Daß Emin Pascha angefeindet wird, weil er
sich nicht auf Herrn Stockes gestützt hat, scheint
mir ganz verständlich. Unsere Kolonialpolitikcr
glauben ja doch, daß sich ohne Hilfe des Stockes
nichts kolonisiren läßt.
;fc *
„Tie Schutzzölle sind nur ein Morphium";
Die „Post" ist dahinter gekommen,
Nachdem sie von diesem Morphium
Ein wenig zu viel genommen;
Denn nach dem Rausche, dem süßen, kam er,
Der unauslöschliche Katzenjammer.
* t *
Der Konflikt im preußischen Abgeordnetenhause dürfte doch einen noch
nie dagewesenen Ausgang nehmen. Während sonst bei Konflikten immer die
Linke umfiel, wird diesmal die Rechte Umfallen.
*
Die Polen dürfen jetzt herein —
Der Bismarck grollend steht:
Er möcht' allein der Pol noch sein,
Uni den sich Alles dreht.
Gegen die sozialdemokratische Agitation ans dem Lande ruft man den
Dreschflegel zu Hilfe. Das wird aber auch nichts helfen, denn an
Flegeln hat es bei der Sozialistenbekämpfung noch nie gefehlt.
Ihr getreuer
Säge, Schreiner.
Herr: Mein Fräulein, darf ich Sie zu Tische führen.
Fräulein: Meinethalben sogar zum — Altar!
Die Bochmner Wahl.
Ja, der Thurm des Zentrums wackelt,
Die „Germania" hat gefackelt.
Ob Herr Leo auch orakelt
Und Herr Windthorst hat spektakelt:
Es half alles nichts: er wackelt.
Besitzer der Waffe zu der berühmten zehnten Legion Cäsars gehört habe.
Sonach könne man hoffen, die weiteren Forschungen würden den Beweis
ergeben, daß der berühmte Römer hier wirklich mit seinem Heer den Rhein
überschritten habe.
Das Stüdtlein gerieth in Aufregung ob der Kunde, und der Bürger-
meister glaubte gut zu thun, wenn für die Sache möglichst Reklame gemacht
würde, um die allgemeine Aufmerksamkeit auch auswärts aus die Sache
zu lenken.
So beschloß denn der Gemeinderath, den Professor Meidinger durch ein
Bankett zu ehren und ihn zugleich dadurch zu energischer Fortsetzung seiner
Arbeiten zu ermuntern. Wenn die Zeitungen von all' diesen Dingen be-
richteten, so wuchs wiederum das Interesse für die Stadt.
Das Bankett wurde im großen Rathhaussaale gehalten und verlief
äußerst glänzend. Der Bürgermeister selbst hielt die Lobrede auf den Professor,
den verdienten Forscher, der von nun an das Verdienst habe, eine neue und
ruhmvolle Zeit für die Stadt herbeigeführt zu haben. Denn die großen
Denkmäler der Vergangenheit erschlossen zu haben, das seien Leistungen, an
die sich immer nur die kühnsten Geister wagen könnten.
Der Herr Professor dankte in schlichten Worten, und nun trat das hübsche
Töchterlein des Bürgermeisters an ihn heran und überreichte dem Gelehrten
einen Lorbeerkranz. Dazu trug sie einen gereimten Lobspruch vor. Der
Professor, der gegen Damen nicht blöde war, konnte den ganzen Abend kein
Auge mehr von dem rosigen Antlitz der schönen Kranzspenderin wenden und
er wich nicht mehr von ihrer Seite. Ihre Liebenswürdigkeit hatte ihn
völlig bezaubert.
Damit aber brachte er einen jungen Mann, der für des Bürgermeisters
Töchterlein schon lange in heißer Liebe entbrannt war, in gewaltige Auf-
regung. Dies war ein Student, ein kecker Bursch, der nur auf einen Anlaß
wartete, um loszubrechen.
Es wurde inzwischen eifrig weitergegraben und bald sollten auch die
Anstrengungen belohnt sein. Nach einigen Tagen stieß man auf eine
festverschlosfene Kiste, die dem äußeren Anscheine nach uralt sein mußte. Der
kostbare Fund ward äußerst vorsichtig herausgehoben und im Triumphe auf
das Rathhaus gebracht, um dort in Gegenwart des Bürgermeisters ge-
öffnet zu werden. Der Professor strahlte. Einige Blätter hatten die Aecht-
heit des Römerschwertes angezweifelt. Jetzt mußten sie glänzend überführt
werden, denn die Kiste barg zweifelsohne Kostbarkeiten oder Urkunden.
Sie war nicht leicht zu öffnen; endlich sprang der Deckel auf und es
zeigte sich eine Schichte uralten grauen Papiers. Ah, das waren unstreitig
Papyrusrollen aus der Römerzeit. In der ersten Rolle aber lagen zwei
Dinger von seltsamer Gestalt; sie sahen schier wie lange Ohren irgend eines
Thieres aus. „Vielleicht irgend eine Helmzier!" sprach der Professor; „die
Kiste war luftdicht verschlossen und so hat sich Alles erhalten."
Ein Schreiber nahm sie in die Hand. „Das sind leibhaftige Esels-
ohren aus Papiermache!" sagte derselbe.
In demselben Augenblicke ertönte ein Schrei und der arme Professor
sank bewußtlos nieder. In seiner Hand hielt er die Rolle, in welcher die
Eselsohren gewickelt gewesen; darauf stand mit großer lateinischer Schrift:
„Dem lieben Professor Meidinger gewidmet von seinem
Freunde Julius Cäsar."
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Die Ausgrabungen wurden von dem Tage ab eingestellt, nachdem der
alte Julius Cäsar sich so unzweideutig geäußert hatte. Das Städtlein hat
auch seine Schulden noch nicht los; des Bürgermeisters Töchterlein aber
heiratete später den Studenten.