Nr. 122 des „Wahren Jacob" gelangt am 28. März 1891 zur Ausgabe
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-- 976 -
Ein fiergcßlicher Versuch
die Wand mit dem kröpfe einzurennen.
Llnternehmer-Ltartelle.
tark und mächtig ist die Willkür
Lines Sultans oder Zaren;
Rücksichtslos in ßeindeslande
Herrschen fremde Löldnerschaaren.
Doch der Willkür höchster Gipfel
Und des Unrechts reichste (Duelle
Lind der großen Unternehmer
Starke Industrie-Rartelle.
Will der Staat sich Mittel schaffen.
Will er heben reiche Schätze
Aus der Lteuerkraft des Volkes,
Da bedars's erst der Gesetze;
Doch wenn große Unternehmer
Linig sind, das Volk zu schröpfen,
Giebt es weder Schutz noch Schranke,
Einzig geht's nach ihren Röpsen.
Wenn zur Strafe für verbrechen
Menschen in dem Zuchthaus schmachten —
Ihres Leides Maß und Grenze
Muß der Rerkermeister achten.
Doch wenn ein Rarlell beschlossen
Aussperrung der Arbeitsleute,
Niemand fragt dann, wie viel Vpfer
Fallen als des Llends Reute.
Zwar das Staatsgesetz allein nicht
Soll der Menschen Handeln lenken.
Der Moral und der Gesittung
Sollen wir Beachtung schenken.
Aber solcher Rücksicht Schwächen
fallen im Rartellgebiete,
Die Moral des Bundes lautet:
Dividenden und Profite'
(Db durch hochgeschraubte Preise
And're Ligenthum verlieren,
(Db die Rohlen so vertheuert.
Daß die armen Leute frieren,
(Db der Wohlstand eines Volkes
Niedergeht mit raschen Schritten —
Li, was kümmert's die Rartelle,
Ihr Lrfolg bleibt unbestritten!
Darum, Ihr, der Neuzeit Löhne,
Wollt die Despotie Ihr bannen,
Lucht sie nicht an fernen Höfen
Asiatischer Tyrannen.
Letzt die Mächtigsten der Lrde
Schöpfen aus der Volkskrast (Duelle,
Letzt im Reich des Rapitales
Grausam herrschend die Rartelle!
M. K.
Später Triumph.
A. : So hat Bismarck doch noch einen großen
Erfolg erlebt! Es hat ihm der erste Rothe
gehuldigt!
B. : Oho! Bebel? Vollmar?
A.: Nein, — der rothe Fischer von Augsburg.
Nante über die Reichsanleihe.
Ick kann et nich anders leugnen, als daß ick
mir sehr jeschmeichelt fühle über den so stark
überjezeichneten Reichspump. Herrjott, haben wir
Deitschen eenen Mordskredit! Uff jeden deitschen
Mann kommt von diese Anleihe nach meiner unmaß-
jeblichsten Schätzung mindestens zehn Mark in Jold.
Ick werde mir deshalb schleunigst uff de Reichsbank
verfügen und mich die uff mir fallenden zehn Reichs-
pumvmark bolen!
Zur Arbeiterschutzdebatte.
Geselle: Wird denn dieses Arbeiterschutzgesetz
wirklich unsere Lebensweise verbessern?
Meister: Freilich; es sind schon verschiedene
Gutfleisch-Anträge angenommen worden; es
scheint also, daß die Arbeiter zu ihrer Ernährung
gutes Fleisch bekommen sollen.
Duett.
Germania:
Laß ab von dem schmierigen alten Kosacken,
Er wird dich mit groben Fäusten anpacken,
Zerreißt deine Robe so elegant
Und bringt dir nur Spitzel und Knuten ins Land!
La France:
Gewiß, ich mag nicht gern mit ihm tanzen,
Ich weiß, er wird mich mit Schnaps nur kuranzen;
Doch bin ich erschrocken zu öfteren Malen,
Du weißt, ob den kalten Wasserstrahlen!
Germania:
Du meinst den Alten mit den drei Haaren?
Der ist in den Sachsenwald gefahren;
Dort sondert er ab aus seiner Seelen
Die Galle — der wird dich nicht mehr quälen!
La France:
Da will ich dem Russen noch kündigen heut,
Er suche sich eine Baschkirenmaid;
Die paßt auch besser zu seiner Art!
Ich bin für den Bären doch viel zu zart!
Beide:
Wohl diesseits und jenseits vom grünen Rhein,
So hoffen wir, wird es bald besser sein;
Wir legen ab die lastende Wehr,
Spazieren in leichter Toilette einher!
Redaktion Georg Baßler; Druck und Verlag: I. H. W. Dietz, beide in Stuttgart.
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Ein fiergcßlicher Versuch
die Wand mit dem kröpfe einzurennen.
Llnternehmer-Ltartelle.
tark und mächtig ist die Willkür
Lines Sultans oder Zaren;
Rücksichtslos in ßeindeslande
Herrschen fremde Löldnerschaaren.
Doch der Willkür höchster Gipfel
Und des Unrechts reichste (Duelle
Lind der großen Unternehmer
Starke Industrie-Rartelle.
Will der Staat sich Mittel schaffen.
Will er heben reiche Schätze
Aus der Lteuerkraft des Volkes,
Da bedars's erst der Gesetze;
Doch wenn große Unternehmer
Linig sind, das Volk zu schröpfen,
Giebt es weder Schutz noch Schranke,
Einzig geht's nach ihren Röpsen.
Wenn zur Strafe für verbrechen
Menschen in dem Zuchthaus schmachten —
Ihres Leides Maß und Grenze
Muß der Rerkermeister achten.
Doch wenn ein Rarlell beschlossen
Aussperrung der Arbeitsleute,
Niemand fragt dann, wie viel Vpfer
Fallen als des Llends Reute.
Zwar das Staatsgesetz allein nicht
Soll der Menschen Handeln lenken.
Der Moral und der Gesittung
Sollen wir Beachtung schenken.
Aber solcher Rücksicht Schwächen
fallen im Rartellgebiete,
Die Moral des Bundes lautet:
Dividenden und Profite'
(Db durch hochgeschraubte Preise
And're Ligenthum verlieren,
(Db die Rohlen so vertheuert.
Daß die armen Leute frieren,
(Db der Wohlstand eines Volkes
Niedergeht mit raschen Schritten —
Li, was kümmert's die Rartelle,
Ihr Lrfolg bleibt unbestritten!
Darum, Ihr, der Neuzeit Löhne,
Wollt die Despotie Ihr bannen,
Lucht sie nicht an fernen Höfen
Asiatischer Tyrannen.
Letzt die Mächtigsten der Lrde
Schöpfen aus der Volkskrast (Duelle,
Letzt im Reich des Rapitales
Grausam herrschend die Rartelle!
M. K.
Später Triumph.
A. : So hat Bismarck doch noch einen großen
Erfolg erlebt! Es hat ihm der erste Rothe
gehuldigt!
B. : Oho! Bebel? Vollmar?
A.: Nein, — der rothe Fischer von Augsburg.
Nante über die Reichsanleihe.
Ick kann et nich anders leugnen, als daß ick
mir sehr jeschmeichelt fühle über den so stark
überjezeichneten Reichspump. Herrjott, haben wir
Deitschen eenen Mordskredit! Uff jeden deitschen
Mann kommt von diese Anleihe nach meiner unmaß-
jeblichsten Schätzung mindestens zehn Mark in Jold.
Ick werde mir deshalb schleunigst uff de Reichsbank
verfügen und mich die uff mir fallenden zehn Reichs-
pumvmark bolen!
Zur Arbeiterschutzdebatte.
Geselle: Wird denn dieses Arbeiterschutzgesetz
wirklich unsere Lebensweise verbessern?
Meister: Freilich; es sind schon verschiedene
Gutfleisch-Anträge angenommen worden; es
scheint also, daß die Arbeiter zu ihrer Ernährung
gutes Fleisch bekommen sollen.
Duett.
Germania:
Laß ab von dem schmierigen alten Kosacken,
Er wird dich mit groben Fäusten anpacken,
Zerreißt deine Robe so elegant
Und bringt dir nur Spitzel und Knuten ins Land!
La France:
Gewiß, ich mag nicht gern mit ihm tanzen,
Ich weiß, er wird mich mit Schnaps nur kuranzen;
Doch bin ich erschrocken zu öfteren Malen,
Du weißt, ob den kalten Wasserstrahlen!
Germania:
Du meinst den Alten mit den drei Haaren?
Der ist in den Sachsenwald gefahren;
Dort sondert er ab aus seiner Seelen
Die Galle — der wird dich nicht mehr quälen!
La France:
Da will ich dem Russen noch kündigen heut,
Er suche sich eine Baschkirenmaid;
Die paßt auch besser zu seiner Art!
Ich bin für den Bären doch viel zu zart!
Beide:
Wohl diesseits und jenseits vom grünen Rhein,
So hoffen wir, wird es bald besser sein;
Wir legen ab die lastende Wehr,
Spazieren in leichter Toilette einher!
Redaktion Georg Baßler; Druck und Verlag: I. H. W. Dietz, beide in Stuttgart.