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Me Majorität entscheidet.
Er (sich mit der Gattin zankend): Ruhig! Ich bin der Herr im Hause ....
Sie: Da täuschest Du Dich aber gewaltig! «Ruft zur Thüre hinaus): Rosa,
Lina, Jakob! (Die drei dienenden Personen treten ein.) Wer ist hier der Herr im Hause?
Alle drei unisono: Sie, gnädige Frau!
Vorschlag prr geistigen Bekämpfung.
Ich empfehle staatserhalteuden Gemüthern, sich nach Ablauf der Walpurgisnacht
zum Blocksberge zu begeben, dort die Besen zu sammeln, auf welchen die Hexen in
der erwähnten Nacht geritten sind, und diese Besen zur Bekehrung der Sozial-
demokraten zu verwenden.
Mephisto, Satan a. D.
Gegen die Maifeier,
Von einem Offiziosus.
Es ist ganz selbstverständlich, daß der Achtstundentag niemals
eingeführt werden darf. Wenn dies doch geschähe, so würden die
Arbeiter ihre viele freie Zeit dazu benützen, den heutigen Staat
auf Abbruch in Akkord zu nehmen und schleunigst niederzureißen.
Welche schlimme Folgen das hätte, läßt sich schon an dem Beispiel
des Welfenfonds Nachweisen, welcher gegenwärtig von Umstürzlern
aller Art angefeindet wird. Gäbe es keinen solchen Fonds, dann
hätte gelegentlich ein verdienstvoller Minister kassirt werden müssen,
anstatt daß er unkontrolirbare Summen kassirte. Bismarck hätte
dann keine Belege verbrennen dürfen, sondern hätte konstitutionelle
Verantwortlichkeit für auvertrautes Geld übernehmen müssen und
wäre dabei vielleicht anstatt der Belege selbst abgebrannt. Kurz,
die Ordnung wäre bedeutend geschädigt worden, wie ja in jedem
anderen Geschäft auch die Kassenrevision ein Nebel ist, welches zu
allerlei Unannehmlichkeiten führt, wenn die Kasse nicht stimmt. Es
ist schon schädlich, wenn die öffentliche Meinung Zeit hat, sich so
viel mit solchen Dingen zu beschäftigen; daher nieder mit allen
Bestrebungen, welche der großen Masse noch mehr müßige Zeit
schaffen. Arbeiten und schlafen, schlafen und arbeiten, das soll ihre
Losung sein, aber nicht acht Stunden Erholung zwischen Schlaf und
Arbeit. Für die Arbeiter giebt es nichts zu holen, denn was bliebe
sonst für uns staatserhaltende Reptile übrig? — Aber auch die
Maifeier als solche, ganz abgesehen von ihrem schädlichen Zwecke,
ist staatsgefährlich' Da begehen Franzosen, Deutsche, Engländer
und Luxemburger an einem und demselben Tage gemeinschaftlich
ein Fest! Es herrscht unter ihnen Uebereinstimmung, und es wird
auf diese Weise ganz der staatenbildende und nationale Grundsatz
verwischt, daß die Nationen dazu da sind, sich zu hassen und mit-
einander Krieg zu führen. Wenn das die Nationen vergessen,
wenn sie sich einbilden, sie könnten sich friedlich verständigen, dann
wird ja die Grundlage aller Ordnung, der Militarismus, erschüttert!
Die Leute kommen schließlich auf die naseweise Frage, wozu wir
gegen Frankreich eine Armee halten, während die Franzosen doch
ganz gesittete, friedliche Leute sind, die ebenfalls nicht einseheu,
warum sie gegen uns Vernichtungswerkzeuge bereit halten sollten!
— Man sieht hier, welche landesverrätherische Perspektiven eine
Maifeier eröffnet! Im vorigen Mai gelang es uns noch, diese
Maifeier in der gestimmten offiziösen und reaktionären Presse todt-
zulügen. Auch diesmal werden wir uns mit Feuereifer für's Vater-
land in die Schanze schlagen und werden die Maifeier mit großem
Aufwand von Druckerschwärze und, wo sich irgend Gelegenheit bietet,
mit Denunziationen aus der Welt schaffen. Aber wie lange werden
wir noch im Stande sein, das Vaterland zu retten?! Darum Hilfe
für uns, und sollte der ganze Reptiliensond draufgehen; es ist besser,
wir Reptilien verzehren ihn, als daß öffentlich darüber abgerechnet
werden muß!
Einige Sourgeois-Htimmen
über die Maifeier deF Proletariats.
Der sächsische Bourgeois.
Ti Herrjeemersch, Goddschdrambach nee!
Weeß Gnebbchen, de Boden, die gehn in de Heeh!
Oe machen sozialisch den ganzen Mai —
Da rennd nur, da loosd nur nach Bolizei!
Der schwäbische Bourgeois.
V du liabs Herrgöttle von Biberach,
Was ischt denn dös für a kitzliche Zach?
I kann's net begreife, i woiß net worum,
's wird au nix Gscheidts sei, grad ebe dorum.
Der ungarische Bourgeois.
Ceremtete! Ersten Mai?
Ans der Pußta ist man frei!
Tummelt Bößlein der Magnat,
Aber drinnen in der Ztadt
Zollen schaffen Arbeitslait',
Wird bezahlt ja Arbeitszeit;
Lein ja zu nix Anderm da!
Teremtete! Paprika!
Der sranxöstsche Bourgeois.
h'a ira! Bin radikal!
Tb Banquier, ob General!
Eibsrte! F raternite!
Dazu Sauce Egalite!
Macht uns Arbeitsmann viel Aoth —
Mille tonnerre, gleich schießt ihn todt!
Der englische Bourgeois.
Englisllman ist nobel sehr!
Money giebt mit Grazie er
Zür Mission und Heilsarmee,
Doch der Arbeit Leid und Weh
Und ihr Uampf geht ihm nicht nah —
Englishman ist Bourgeois!
Der israelitische Bourgeois.
Was kimmen fe zu steigen
Bon Berg und Chol, die Gäscht?
Was woll'n fe denn erreichen
Mit ihrem Maienfest?
Das könn' mer nich gestatten —
Acht Ltunden Arbeit blos!
Das wären Nastematten!
Der Bebbach wär' nich groß!
Der russische Bourgeois.
Heil'ge Laus im Pelz des Zaren!
Heil'ges Calglicht! was geschah?
Bottet sich das Volk zu Lchaaren —
Ist denn keine Unute da?
Aufruhr herrscht im Busfenlande!
Her, Uosaken! Leid bereit!
Aach Zibirien mit der Bande,
In die ew'ge Arbeitszeit! k.
Neugierige Frage.
Meister: Warum macht Ihr denn diesmal den
ersten Mai nicht zu einem freien Tage?
Gehilfe: Weil es ohnedies ein Freitag ist.
Auch eine Programmkritik.
Rentier: Daß das sozialdemokratische Pro-
gramm ein Unsinn ist, zeigt schon der erste Satz
des Programms. Da heißt es: „Die Arbeit ist die
Quelle alles Reichthums." Hi hi hi! Ich habe
in meinem ganzen Leben nichts gearbeitet.
AuF der Hchule.
Lehrer (erklärend): Die Liebe der Mutter ist
unendlich und an jedem Tage neu. Sie herzt und
liebt Dich und giebt Dir jeden Morgen einen —?
Nun, Mäxchen, was giebt Dir Deine Mama, wenn
Du morgens erwachst?
Mäxchen (sich schüttelnd): Leberthran!
Me Majorität entscheidet.
Er (sich mit der Gattin zankend): Ruhig! Ich bin der Herr im Hause ....
Sie: Da täuschest Du Dich aber gewaltig! «Ruft zur Thüre hinaus): Rosa,
Lina, Jakob! (Die drei dienenden Personen treten ein.) Wer ist hier der Herr im Hause?
Alle drei unisono: Sie, gnädige Frau!
Vorschlag prr geistigen Bekämpfung.
Ich empfehle staatserhalteuden Gemüthern, sich nach Ablauf der Walpurgisnacht
zum Blocksberge zu begeben, dort die Besen zu sammeln, auf welchen die Hexen in
der erwähnten Nacht geritten sind, und diese Besen zur Bekehrung der Sozial-
demokraten zu verwenden.
Mephisto, Satan a. D.
Gegen die Maifeier,
Von einem Offiziosus.
Es ist ganz selbstverständlich, daß der Achtstundentag niemals
eingeführt werden darf. Wenn dies doch geschähe, so würden die
Arbeiter ihre viele freie Zeit dazu benützen, den heutigen Staat
auf Abbruch in Akkord zu nehmen und schleunigst niederzureißen.
Welche schlimme Folgen das hätte, läßt sich schon an dem Beispiel
des Welfenfonds Nachweisen, welcher gegenwärtig von Umstürzlern
aller Art angefeindet wird. Gäbe es keinen solchen Fonds, dann
hätte gelegentlich ein verdienstvoller Minister kassirt werden müssen,
anstatt daß er unkontrolirbare Summen kassirte. Bismarck hätte
dann keine Belege verbrennen dürfen, sondern hätte konstitutionelle
Verantwortlichkeit für auvertrautes Geld übernehmen müssen und
wäre dabei vielleicht anstatt der Belege selbst abgebrannt. Kurz,
die Ordnung wäre bedeutend geschädigt worden, wie ja in jedem
anderen Geschäft auch die Kassenrevision ein Nebel ist, welches zu
allerlei Unannehmlichkeiten führt, wenn die Kasse nicht stimmt. Es
ist schon schädlich, wenn die öffentliche Meinung Zeit hat, sich so
viel mit solchen Dingen zu beschäftigen; daher nieder mit allen
Bestrebungen, welche der großen Masse noch mehr müßige Zeit
schaffen. Arbeiten und schlafen, schlafen und arbeiten, das soll ihre
Losung sein, aber nicht acht Stunden Erholung zwischen Schlaf und
Arbeit. Für die Arbeiter giebt es nichts zu holen, denn was bliebe
sonst für uns staatserhaltende Reptile übrig? — Aber auch die
Maifeier als solche, ganz abgesehen von ihrem schädlichen Zwecke,
ist staatsgefährlich' Da begehen Franzosen, Deutsche, Engländer
und Luxemburger an einem und demselben Tage gemeinschaftlich
ein Fest! Es herrscht unter ihnen Uebereinstimmung, und es wird
auf diese Weise ganz der staatenbildende und nationale Grundsatz
verwischt, daß die Nationen dazu da sind, sich zu hassen und mit-
einander Krieg zu führen. Wenn das die Nationen vergessen,
wenn sie sich einbilden, sie könnten sich friedlich verständigen, dann
wird ja die Grundlage aller Ordnung, der Militarismus, erschüttert!
Die Leute kommen schließlich auf die naseweise Frage, wozu wir
gegen Frankreich eine Armee halten, während die Franzosen doch
ganz gesittete, friedliche Leute sind, die ebenfalls nicht einseheu,
warum sie gegen uns Vernichtungswerkzeuge bereit halten sollten!
— Man sieht hier, welche landesverrätherische Perspektiven eine
Maifeier eröffnet! Im vorigen Mai gelang es uns noch, diese
Maifeier in der gestimmten offiziösen und reaktionären Presse todt-
zulügen. Auch diesmal werden wir uns mit Feuereifer für's Vater-
land in die Schanze schlagen und werden die Maifeier mit großem
Aufwand von Druckerschwärze und, wo sich irgend Gelegenheit bietet,
mit Denunziationen aus der Welt schaffen. Aber wie lange werden
wir noch im Stande sein, das Vaterland zu retten?! Darum Hilfe
für uns, und sollte der ganze Reptiliensond draufgehen; es ist besser,
wir Reptilien verzehren ihn, als daß öffentlich darüber abgerechnet
werden muß!
Einige Sourgeois-Htimmen
über die Maifeier deF Proletariats.
Der sächsische Bourgeois.
Ti Herrjeemersch, Goddschdrambach nee!
Weeß Gnebbchen, de Boden, die gehn in de Heeh!
Oe machen sozialisch den ganzen Mai —
Da rennd nur, da loosd nur nach Bolizei!
Der schwäbische Bourgeois.
V du liabs Herrgöttle von Biberach,
Was ischt denn dös für a kitzliche Zach?
I kann's net begreife, i woiß net worum,
's wird au nix Gscheidts sei, grad ebe dorum.
Der ungarische Bourgeois.
Ceremtete! Ersten Mai?
Ans der Pußta ist man frei!
Tummelt Bößlein der Magnat,
Aber drinnen in der Ztadt
Zollen schaffen Arbeitslait',
Wird bezahlt ja Arbeitszeit;
Lein ja zu nix Anderm da!
Teremtete! Paprika!
Der sranxöstsche Bourgeois.
h'a ira! Bin radikal!
Tb Banquier, ob General!
Eibsrte! F raternite!
Dazu Sauce Egalite!
Macht uns Arbeitsmann viel Aoth —
Mille tonnerre, gleich schießt ihn todt!
Der englische Bourgeois.
Englisllman ist nobel sehr!
Money giebt mit Grazie er
Zür Mission und Heilsarmee,
Doch der Arbeit Leid und Weh
Und ihr Uampf geht ihm nicht nah —
Englishman ist Bourgeois!
Der israelitische Bourgeois.
Was kimmen fe zu steigen
Bon Berg und Chol, die Gäscht?
Was woll'n fe denn erreichen
Mit ihrem Maienfest?
Das könn' mer nich gestatten —
Acht Ltunden Arbeit blos!
Das wären Nastematten!
Der Bebbach wär' nich groß!
Der russische Bourgeois.
Heil'ge Laus im Pelz des Zaren!
Heil'ges Calglicht! was geschah?
Bottet sich das Volk zu Lchaaren —
Ist denn keine Unute da?
Aufruhr herrscht im Busfenlande!
Her, Uosaken! Leid bereit!
Aach Zibirien mit der Bande,
In die ew'ge Arbeitszeit! k.
Neugierige Frage.
Meister: Warum macht Ihr denn diesmal den
ersten Mai nicht zu einem freien Tage?
Gehilfe: Weil es ohnedies ein Freitag ist.
Auch eine Programmkritik.
Rentier: Daß das sozialdemokratische Pro-
gramm ein Unsinn ist, zeigt schon der erste Satz
des Programms. Da heißt es: „Die Arbeit ist die
Quelle alles Reichthums." Hi hi hi! Ich habe
in meinem ganzen Leben nichts gearbeitet.
AuF der Hchule.
Lehrer (erklärend): Die Liebe der Mutter ist
unendlich und an jedem Tage neu. Sie herzt und
liebt Dich und giebt Dir jeden Morgen einen —?
Nun, Mäxchen, was giebt Dir Deine Mama, wenn
Du morgens erwachst?
Mäxchen (sich schüttelnd): Leberthran!