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Er: Ach, Luise, es ist ein romantisches Gefühl, wenn int Mondenschein zwei liebende
Herzen heftig aneinanderschlagen!

Sic: Sonderbar, — das hat bis jetzt ein Jeder gesagt!

Die geheime Wahl.

(Aus dem 19. hannoverschen Wahlkreise.)

Der Pastor: Nun, mein lieber Peter Pump,
für wen habt Ihr denn neulich gewählt?

Peter: Jä, Herr Pastur, dat weit ick sülber nich!

Der Pastor: Wie, lieber Peter, das wißt Ihr
selber nicht? Ihr habt doch nicht etwa dem gott-
losen Sozialdemokraten Eure Stimme gegeben?

Peter: Herr Pastur, unmöglich is dat nich.
Sehn's! Ick Hess alle twee Zeddels kregen, von
Smalseldt un Bismarck, so heet de Kierls glööv
ick; de Zeddels heff'k in de Tasch stecken. Een davon
Hess ick denn heruute kreegen un in den Wahlkasten
steeken. Den annern heff'k wegschmeeten.

Der Pastor: Aber Peter, wenn Ihr nun den
Eigenthum und Ehe schändenden Sozialdemokraten
gewählt habt?

Peter: Herr Pastur, denn is 't Gott's Willen!
De Wahl schall doch geheem sinn!

Parlamentarisches.

Michel: Na, Jacob, hast's auch schon gelesen:
in einer der letzten Reichstagssitzungen wurde die
„Beschlußunfähigkeit" des Hauses festgestellt!

Jacob: So! Das hat lange gedauert, bis die
's mal eingesehen haben, daß sie unfähig sind,
einen wirklich guten Beschluß zu fassen!
Nun sind sie endlich auf den Sprung gekommen!

Michel: Ganz richtig! Es soll sogar ein
Hammelsprung gewesen sein!

Kalauer Kreisstruersreiheit.

Zu manchem Worte aus Kalau
Sagt man oft unwillkürlich: „Au!"

Jetzt aber höre ich betheuern,

In Kalau zahlt man keine Steuern;

Könnt' alle Welt zu Kalauern man machen,
Wie würd' ob solcher Kalauer man lachen!

Ein Rarilätenhän-ler

wird nächstens nach Berlin kommen und viele seltene
Sachen zeigen. Wenn Alles echt ist, dann dürfte
die Sammlung sechzehn Millionen Thaler werth
sein. Es gelangen zur Ausstellung:

1. Zwei konservative Redakteure, die zu den
Säugethieren und nicht zu den Reptilien ge-
hören. (Sehr seltene Exemplare!)

2. Ein konservativer Mantel, der noch nicht nach
dem Winde gedreht worden ist. (?? Die Red.)

3. Ein ungebogenes nationalliberales Rückgrat.

4. Ein eingelöster Ehrenschein eines Antisemiten-
häuptlings. (Steht einzig da!)

5. Ein zufriedener Agrarier. (Ganz rar.)

6. Ein Fackelzug für den Altreichskanzler, der,
ohne Zuschuß aus dem Welfeufonds, nur von
den Theilnehmern bestritten wird.

7. Eine Quittung über die Verwendung des
Welfeufonds. (Etwas angebrannt.)

Aus einem Zeitungsbericht.

„Gestern Nacht wurde hier bei Metzgermeister R.
eingebrochen; der Dieb nahm ein todtes Schwein
vom Nagel und ließ dasselbe mit laufen!"

^as' lLrinklied.

„Ein deutsches Haus, in dem es nichts zu
trinken giebt, wäre kein Lob für die deutschen
Zustände."

Singer in der Reichstagssitzung
am 2. Mai.

I^as sprach im deutschen Reichstag gut
Der rothe Paul, der Singer.

Ein guter Trunk erfrischt das Blut
Und ist ein Grambezwinger.

Zur Labsal und zum Frohgenuß
Erschuf Natur die Reben:

In jedem deutschen Hause muß
Es was zu trinken geben.

Es ließ für Reiche nicht allein
Die Erde Trauben sprossen,

Nicht haben Regen, Sonnenschein
Sich nur für sie ergossen.

Der Wein, sowie das Lied, der Kuß,

Soll alles Volk erheben:

In jedem deutschen Hause muß
Es was zu trinken geben.

Und will nicht Wein und auch nicht Bier
Die schnöde Welt beschecren,

So soll ein Schnäpslein denn dafür
Ersatz dem Volk gewähren;

Fortschwemmen jeglichen Verdruß,

Gcmüth und Geist beleben:

In jedem deutschen Hause muß
Es was zu trinken geben.

Wir wollen wie der Korpsbursch uicht
Uns voll und toll bezechen.

Der Trunk soll das Verstandeslicht
Erhellen, doch nicht schwächen.

Uns soll der Freiheit Genius
Beim Gläschen auch umschweben:

In jedem deutschen Hause muß
Es was zu trinken geben.

Wer einen Trunk im Leibe hat,

Will sich nicht knechtisch ducken,

Nimmt vor den Mund kein Feigenblatt
Und will kein Unrecht schlucken.

Da kommt erst recht in Schwung und Fluß
Ein jedes freie Streben:

In jedem deutschen Hause muß
Es was zu trinken geben.

Uns soll der edle Feuersaft
Zum Freiheitskampf befeuern,

Verdoppeln unfern Muth und Kraft,

Zum ueuen Port zu steuern,

Wo nicht der Protz im Ueberfluß
Und Arbeit darbt daneben:

In jedem deutschen Hause muß
Es was zu trinken geben.
 
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