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1039

Die unheilvollen Streiks.

Die Einwohner der kleinen Seestadt W. waren
dieser Tage in nicht geringer Aufregung.

Auf dein Hafendamm sah man einen Mann
stehen, dessen Benehmen ein höchst auffallendes war.
Plötzlich stürzte er sich in das Wasser. Zum Glück
war ein großer Bernhardinerhund da, der dem
Selbstmörder nachsprang, ihn mit den Zähnen am
Rockkragen packte und so lange über Wasser hielt,
bis ein Boot herbeikam. Ans Land gebracht entriß
sich der kaum Gerettete seiner Uingebung und rannte
mit Windeseile nach der Eisenbahn, wo er sich aus die
Schienen legte, um sich überfahren zu lassen. Einige
Männer, die ihm gefolgt waren, rissen ihn noch
rechtzeitig hinweg, als schon der Zug daherbrauste.

Der hartnäckige Selbstmörder stieg nun auf einen
Kirchthurm in der Absicht, sich da hinab zu stürzen,
allein man hielt ihn gerade noch an einem Beine fest,
als sein Körper schon über der grausigen Tiefe schwebte.

Man brachte ihn in seinen Gasthof. Er ging
auf sein Zimmer und bald darauf vernahm sein
Zimmernachbar, wie ein Stuhl umfiel. Voll böser
Ahnungen stürzte er hinüber und siehe da, der
Fremde hatte sich am Thürpfosten aufgehängt. Rasch
ward er abgeschnitten und es gelang, ihn wieder
ins Leben zurückzurufen.

Nun ward der hartnäckige Todeskandidat endlich
zur Polizei gebracht. Dort erfuhr man das Er-
staunliche.

Es war ein westfälischer Kohlengrubcnbesitzer.
Dieser Mann hatte aus seinen Werken bisher ein
Einkommen von jährlich 100,000 Mark gehabt.
Vornehm erzogen konnte er mit dieser Summe nicht
auskommen und hoffte durch den letzten Kohlen-
arbeiterstreik seine Einnahmen auf jährlich 200,000
Mark zu erhöhen. Da der Streik zu frühe wieder
aufhörte, gelang ihm dies nicht. Diese getäuschte
Erwartung trieb den Armen zu dem Entschlüsse, sich
das Leben zu nehmen. Hoffentlich ist er davon
abzubringen.

Da kann man sehen, welches Unheil die Be-
gehrlichkeit der Arbeiter und die Streiks zu ver-
ursachen im Stande sind.

Agrarische Schnadahüpfel.

Herr Kain der erste Agrarier war,

Der Abel, sein Bruder, der war Proletar.

Todt schlug ihn der Kain aus Habsucht und Groll.
Erfunden war dainals leider noch nicht der Zoll.

O, Abel, in Deutschland nicht flösse dein Blut:
Du trügest die Zölle und alles wär' gut.

Bismarck's Rückgang.

Sonst galt er als „ehrlicher Makler,"

Jetzt ist er ein Mäkler blos;

Sonst schloß er Verträge des Handels,

Jetzt ist er in Händeln groß.

Aus den Krirgervereinen.

A. : Potz Blitz! man kennt Dich ja beinah'nicht
mehr; warum hast Du denn Deinen schönen Bart
wegputzen lassen?

B. : Ja, weißt Du, das Präsidium des Kriege. -
Vereins hat mich wissen lassen, wenn ich noch ferner
meinen rothen Bart trage, werde ich wegen Ver-
dachts der Sozialdemokratie ausgeschlossen.

Der lwLhafte Hund.

i.

„Sie sollen mal sehen, wie schön mein Hund
apportirt."

Der boshafte Hund.

„Allons, apporte!“

„Was, du heimtückisches Vieh willst nicht
apportiren? Na, warte!"

5.

„So, jetzt werfe ich mein Taschentuch ins Wasser/

„O weh, Hilfe, Hilfe!'

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von Karl Hunger.

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den Locken."

0. W. Sie haben ahnungsvoll für den Papierkorb
gesorgt.

G. in Wetter a. R. Ten katzenmörderischen Pfarrer
sollten Sie beim dortigen Thierschutzverein verklagen.

1. E. r SW—t b. Hof. Äehnliche Versammlungs-
auflösungen sind besonders in Sachsen sehr häufig vorgekommen.
Warum sollen vie biedern Bayern hinter den „Hellen Sachsen"
zurückstehen?

V. Leider in vorliegender Form nicht verwendbar.

S. „Wer war der erste Krämer? Simso», denn der
Herr nahm die Stärke von ihm."

A. > Eschweiler. Nach den „Eschweiler katholischen
Eonntagsblättern" ist „die Sozialdemokratie so alt wie die
Welt und die ersten Sozialdemokraten waren Adam und Eva."
Das läßt tief blicken. Danach kann es uns nicht verwundern,
wenn das Blatt schreibt, daß „die moderne Wissenschaft auf

den Mistbeeten des Hochmuths, des Eigendünkels, des Sinnen-
genusses und vor Allem des Mammons gewachsen ist," und
daß „das Narrenschiff der modernen Wissenschaft gleich tausend
seiner Vorgänger am Felsen der Kirche (die natürlich ein»
gothische ist) scheitern wird." Der Redakteur dieses Blattes
heißt Kratz und ist seines Zeichens ein Oberpfarrer und zugleich
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