10C0
-«M- Klassische Sonette.
(Schluß.)
V. Dir Mpilibüpgpp.
EiHch! immer schlechter werden jetzt die Zeiten,
<*$4/ Seit vielen Jahren geht's mit uns bergab,
Mit Defizit schließt jede Rechnung ab
lind hohe Zeit ist's für uns einzuschreiten.
Der Staat muß helfen. Keine andre Rettung
Giebt es fürwahr. Die Freiheit bracht' Verderben.
Wir müssen au der eignen Arznei sterben.
Das ist des Schicksals tragische Verkettung.
VII. Dpp tprofpfaripr.
| Ach! von des Lebens sorglos heiterm Führen
Nur eine Sage haben wir vernommen.
Was ist uns alles, was ihr schätzt und preiset!
Die Wissenschaft mit ihren Wunderwerken,
Sie dient nur eure liebermacht zu stärken,
Als Stiefmutter Kultur sich uns erweiset.
Wir waren stets das Fundament der Staaten,
Das breite, das Jahrhunderte gedauert.
Zum Dank sind wir von Allen jetzt verrathen.
Wir sterben hin, vom Staate unbetrauert,
Belächelt von den rothen Demokraten,
Vor deren Prophezeiungen uns schauert.
Freiheit, was ist sie uns? Wir sind gebunden,
Sind auch nicht Ketten unsrer Knechtschaft Zeichen,
Noch auch der Geißelhiebe rothe Wunden;
Es sind das Brot, das unsre Herrn uns reichen,
Der trägen Arbeit ewig gleiche Stunden
Und unsrer armen Kinder Noth, der bleichen.
VI. Dip gpivigpn Wmpfpp.
Aus Menschenleiberu seht lebend'ge Ketten,
Vom Unteruehmergeist planvoll verbunden!
Wollt' nicht die geistig Armen drum verachten,
Die Glieder nur, von fremdem Geist gereihet,
Nur Automaten fast, die unbefreiet
Ihr enges Tagewerk als Welt betrachten.
Doch seid wohl auf der Hut vor diesen Blinden,
Wenn an dem Supremat des Geists sie rütteln
Mit der Sophistik trügerischen Gründen!
VIH. Dip Lorigltipniokkatip.
A^hr, die ihr ausgestoßen und verachtet
V® Kämpft mit der täglich neuen Noth des Lebens
Kommt her zu uns, dauil war es nicht vergebens,
Daß ihr in dieser Knechtschaft habt geschmachtet.
Dann werden der vererbten Noth Beeuder
Die aus der Klassenleiter tiefster Stufe,
Zu der Befreiung edelstem Berufe
Vereint die Proletarier aller Länder.
Ist erst vom Zwang der Noth die Welt befreiet,
Daun ist sie frei auch von dem alten Hassen
Und von dem Kampf, der stets den Haß erneuet.
Nicht werden sie bekämpft mit Staates Bütteln,
Mit Stricken läßt sich nicht die Armuth binden,
Sie weicht nur überlegner Bildung Mitteln.
Den Kampf jedoch wird man nicht eher lassen,
Bis sichern Daseins jeder sich erfreuet
Und bis getilgt die letzte Spur der Klassen.
Die rechte Lösung.
A. : Wie soll man wohl aus der Bochumer
Stempelgeschichte klug werden? Die fraglichen
Stempel sollen nicht gefälscht sein, aber es hat
sie auch der staatlich dazu berufene Graveur nicht
angefertigt.
B. : Ach, diese Stempel sind au sich schon
so gravierend, daß dazu gar nicht erst ein
Graveur nöthig war.
Schlußfolgerung.
Lehrer: Warum nennt man Menschen, die hin-
gerichtet werden, arme Sünder?
Schüler: Weil das bei reichen Sündern nicht
vorkommt.
DaF neue Strafmittel.
^er König Stumm darf strafen
Aicht mehr zu viel am Lohn,
Doch eine fchlimm're Ltrasart
Hat er erfunden schon.
Wenn seinem Zorn erregte
Lin böser Arbeitsmann —
Verbannt wird der Verruchte
Aus Ltumm's Gesichtskreis daun.
Wer in privaten Dingen
Geht feinen eig'nen Gang —
Lr darf den Stumm nicht schauen
Drei volle Tage lang.
Lr darf sich für den Stumm nicht
Abrackern früh und spät —
Sein starker Arm muß rasten,
Lein Vpser wird verschmäht.
Doch hat er treu erlitten
Lein Straf-Martyrium —
In Gnade strahlt ihm wieder
Das Aug' des Königs Ltumm.
Darum, Ihr Arbeitsleute,
Stets fürchtet Stumm, den Herrn,
Sonst müßt Ihr büßend schmachten,
von seinem Antlitz fern.
Bliemchens Gutachten.
Ich sage Eich so viel: ich sage gar nischd weider,
als wie das der affriganische Klumbadsch, den mau
Golonisazjohn nennen duht, vor uns Dräsner sehre
nedig is, weil'r äu großen nadsjonaleu Zweck er-
filld. Mir Dräsner war'n immer in äuner schlim-
men Lage, wie mer de Wilden vor uns're „Vogel-
wiese" beziehen sollten: endweder, mer strichen ä
baar Friedrichstädter schwarz an, nachher war'n's
geeue ächdeu Wilden; oder mer ließen uns ächde
schwarze Deisel gommen, nachher waren das wieder
geeue nadsjonaleu Dcidschen un verlezden unser
baddriodisches Gemiede. Aber nu is das andersch,
jetzt genn' mer de Mohren aus Gamerun oder von
Emin Bascha'u bezieh':: un Jeder muß ä Schdeiupel
hindeu druff Ham, daß er ä schwarzer dcidscher
Bruder is; dadorch griecht unsere Vogelwiese, die
ä bissel uff'n Hund — was de Bradwerschg'n betriffd,
sogar uff de Gatze — gegomm is, wieder ä neien
Glanz als üchdes deidsches Nadsjoualsest.
Aus der Instruktionsstunde.
Korporal: Was ist eine Sonnenfiusterniß?
Müller: Wenn man drei Tage Dunkel-
Arrest hat.
Zur Tagesfrage.
ErsterBörsianer: Au denSchieneulieferanten
reibt sich jetzt Alles.
Zweiter Börsianer: Na, deshalb sind sie
auch so gerieben.
-«M- Klassische Sonette.
(Schluß.)
V. Dir Mpilibüpgpp.
EiHch! immer schlechter werden jetzt die Zeiten,
<*$4/ Seit vielen Jahren geht's mit uns bergab,
Mit Defizit schließt jede Rechnung ab
lind hohe Zeit ist's für uns einzuschreiten.
Der Staat muß helfen. Keine andre Rettung
Giebt es fürwahr. Die Freiheit bracht' Verderben.
Wir müssen au der eignen Arznei sterben.
Das ist des Schicksals tragische Verkettung.
VII. Dpp tprofpfaripr.
| Ach! von des Lebens sorglos heiterm Führen
Nur eine Sage haben wir vernommen.
Was ist uns alles, was ihr schätzt und preiset!
Die Wissenschaft mit ihren Wunderwerken,
Sie dient nur eure liebermacht zu stärken,
Als Stiefmutter Kultur sich uns erweiset.
Wir waren stets das Fundament der Staaten,
Das breite, das Jahrhunderte gedauert.
Zum Dank sind wir von Allen jetzt verrathen.
Wir sterben hin, vom Staate unbetrauert,
Belächelt von den rothen Demokraten,
Vor deren Prophezeiungen uns schauert.
Freiheit, was ist sie uns? Wir sind gebunden,
Sind auch nicht Ketten unsrer Knechtschaft Zeichen,
Noch auch der Geißelhiebe rothe Wunden;
Es sind das Brot, das unsre Herrn uns reichen,
Der trägen Arbeit ewig gleiche Stunden
Und unsrer armen Kinder Noth, der bleichen.
VI. Dip gpivigpn Wmpfpp.
Aus Menschenleiberu seht lebend'ge Ketten,
Vom Unteruehmergeist planvoll verbunden!
Wollt' nicht die geistig Armen drum verachten,
Die Glieder nur, von fremdem Geist gereihet,
Nur Automaten fast, die unbefreiet
Ihr enges Tagewerk als Welt betrachten.
Doch seid wohl auf der Hut vor diesen Blinden,
Wenn an dem Supremat des Geists sie rütteln
Mit der Sophistik trügerischen Gründen!
VIH. Dip Lorigltipniokkatip.
A^hr, die ihr ausgestoßen und verachtet
V® Kämpft mit der täglich neuen Noth des Lebens
Kommt her zu uns, dauil war es nicht vergebens,
Daß ihr in dieser Knechtschaft habt geschmachtet.
Dann werden der vererbten Noth Beeuder
Die aus der Klassenleiter tiefster Stufe,
Zu der Befreiung edelstem Berufe
Vereint die Proletarier aller Länder.
Ist erst vom Zwang der Noth die Welt befreiet,
Daun ist sie frei auch von dem alten Hassen
Und von dem Kampf, der stets den Haß erneuet.
Nicht werden sie bekämpft mit Staates Bütteln,
Mit Stricken läßt sich nicht die Armuth binden,
Sie weicht nur überlegner Bildung Mitteln.
Den Kampf jedoch wird man nicht eher lassen,
Bis sichern Daseins jeder sich erfreuet
Und bis getilgt die letzte Spur der Klassen.
Die rechte Lösung.
A. : Wie soll man wohl aus der Bochumer
Stempelgeschichte klug werden? Die fraglichen
Stempel sollen nicht gefälscht sein, aber es hat
sie auch der staatlich dazu berufene Graveur nicht
angefertigt.
B. : Ach, diese Stempel sind au sich schon
so gravierend, daß dazu gar nicht erst ein
Graveur nöthig war.
Schlußfolgerung.
Lehrer: Warum nennt man Menschen, die hin-
gerichtet werden, arme Sünder?
Schüler: Weil das bei reichen Sündern nicht
vorkommt.
DaF neue Strafmittel.
^er König Stumm darf strafen
Aicht mehr zu viel am Lohn,
Doch eine fchlimm're Ltrasart
Hat er erfunden schon.
Wenn seinem Zorn erregte
Lin böser Arbeitsmann —
Verbannt wird der Verruchte
Aus Ltumm's Gesichtskreis daun.
Wer in privaten Dingen
Geht feinen eig'nen Gang —
Lr darf den Stumm nicht schauen
Drei volle Tage lang.
Lr darf sich für den Stumm nicht
Abrackern früh und spät —
Sein starker Arm muß rasten,
Lein Vpser wird verschmäht.
Doch hat er treu erlitten
Lein Straf-Martyrium —
In Gnade strahlt ihm wieder
Das Aug' des Königs Ltumm.
Darum, Ihr Arbeitsleute,
Stets fürchtet Stumm, den Herrn,
Sonst müßt Ihr büßend schmachten,
von seinem Antlitz fern.
Bliemchens Gutachten.
Ich sage Eich so viel: ich sage gar nischd weider,
als wie das der affriganische Klumbadsch, den mau
Golonisazjohn nennen duht, vor uns Dräsner sehre
nedig is, weil'r äu großen nadsjonaleu Zweck er-
filld. Mir Dräsner war'n immer in äuner schlim-
men Lage, wie mer de Wilden vor uns're „Vogel-
wiese" beziehen sollten: endweder, mer strichen ä
baar Friedrichstädter schwarz an, nachher war'n's
geeue ächdeu Wilden; oder mer ließen uns ächde
schwarze Deisel gommen, nachher waren das wieder
geeue nadsjonaleu Dcidschen un verlezden unser
baddriodisches Gemiede. Aber nu is das andersch,
jetzt genn' mer de Mohren aus Gamerun oder von
Emin Bascha'u bezieh':: un Jeder muß ä Schdeiupel
hindeu druff Ham, daß er ä schwarzer dcidscher
Bruder is; dadorch griecht unsere Vogelwiese, die
ä bissel uff'n Hund — was de Bradwerschg'n betriffd,
sogar uff de Gatze — gegomm is, wieder ä neien
Glanz als üchdes deidsches Nadsjoualsest.
Aus der Instruktionsstunde.
Korporal: Was ist eine Sonnenfiusterniß?
Müller: Wenn man drei Tage Dunkel-
Arrest hat.
Zur Tagesfrage.
ErsterBörsianer: Au denSchieneulieferanten
reibt sich jetzt Alles.
Zweiter Börsianer: Na, deshalb sind sie
auch so gerieben.