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Vellage zum „Mahren Mmv" Or. 135.

Deutschlands neueste Eroberung.

Eine wahre Begebenheit.

s war am heil'gen Ledanstage;
Das meerumrauschte Helgoland,
Umwoben von des Nordens Zage
Trug auch ein festliches Gewand;
Doch nicht mehr jetzt der stolzen Briten
Buntfarbig Tuch im wind sich bläht,

Leit Deutschland friedlich sich erstritten
Das Liland! Lchwarz-weiß-roth nur weht
Die Zahne von des Leuchtthurms warte.
Und von dem rothen Zelsgestein
Lpricht stolz Germaniens Ltandarte:

„Ihr Helgoländer seid jetzt mein!"

Und als der Abend war gekommen.

Als roth die Lonne sank ins Neer,

Und als ihr letzter Ltrahl verglommen.
Als es am Ltrande kühl und leer.

Da tönten lustig bald die Teigen
Und Alle zogen munter hin
wo froh im Helgoländer Neigen
Lich schwenkt die Helgoländerin;

Ls sprangen mit die Badegäste
Im Walzer und im Hoppsa hier.

Auch gaben heute sie zum Zeste
Den Helgoländern freies Bier.

Und was den Helden war im Wege,
Das wurde jämmerlich verhau'n,

Ls regnete die schönsten Lchläge
Auf Männer, Jünglinge und Zrau'n,
Bierflaschen könnt' man fliegen sehen
Im wilden Thaos rings umher,

Ls war der Laal im Handumdrehen
Bon Tänzern und von Gästen leer;
Und ob auch mit betrübter Miene
Trompete, Baß und Teige schwieg,
Lrrungen hatte die Marine
Termaniens den ersten Lieg!

Die Insulaner, stets gemüthlich,

Lie schmückten ihre Häuschen auch.

Und lustig flatterte und friedlich

Das Noth-weiß-grün nach altem Brauch;

Das sind die Zarben, wie sie sagen.

Die ziemen sich für Helgoland,
wo roth ins Meer die Zelfen ragen,
wo grün das Land und weiß der Land;
Lo wehten in der Nordsee Brise
Die bunten Wimpel groß und klein.
Bezeugend, daß der freie Zriese
Nicht gerne will ein Preuße sein.

Warum war Buridan's Esel wirklich
rin Esel?

Weil, wenn er kein Esel gewesen wäre, er die
zwei Heubündel, zwischen denen er Hungers starb,
alle beide aufgespeist hätte. Den Lehrsatz, welchen
er beweisen wollte und so eselhaft bewies, hätte er
dann eben so gut bewiesen. Die zwei Heubündel
waren bekanntlich einander ganz gleich und gleich
anziehend, — und deshalb konnte sich Buridan's
Grauchen, das „die Freiheit des Willens" leugnete,
nicht zur Wahl entschließen. Als Nicht-Esel hätte
er die Gleichheit der Anziehungskraft durch
gleichmäßige Aufspeisung ad oculos demon-
strirt und den „freien Willen" mit aufgespeist. l.

Elegie

der „Kölnischen Zeitung" am Grabe des f Sozialistengesetzes.

Weinend im verfloss'nen Jahre
Trauert' ich an Deiner Bahre
Und zerraufte meine Haare.

Gräßlich war sie, jene Stunde,

Da mich traf die Trauerkunde,

Und es blutet noch die Wunde.

Hier, an Deinem Sarkophage,

Laß erneuern meine Klage
Heut', an Deinem Sterbetage.

Weh, daß wir Dich müssen missen,

Daß Du wurdest uns entrissen,

Daß Du in das Gras gebissen!

Nimmer ist es schön im Reiche,

Seit Du, Theure, eine Leiche,

Du, der Rothen Vogelscheuche.

Die verdammten Sozialisten
Wissen jetzt mit tausend Listen
Ueberall sich einzunisten.

ta, die rothen Bösewichter
chneiden höhnische Gesichter
Selbst dem Millionärezüchter.

Ach, er selbst, Dein grrroßer Vater,

Hat jetzt einen Riesenkater,

In ihm gährt es wie im Krater.

Und als nun dieser frohe Trubel
Im allerbesten Lchwunge war.

Als Niemand in dem Lcherz und Jubel
An Unfall dachte, noch Gefahr,

Da stürzte plötzlich eine Notte,

Gleich stark an Muth, wie stark an Zahl,
Die Helden von der deutschen Zlotte,
Ltuhlbeinbewaffnel in den Laal;

Lie hatten Zreibier auch bekommen.

Doch war zu früh es alle schon,

Drum hatten flott sie unternommen
Die Zlottendemonstration.

Säße Er noch fest im Bügel,

Führte Er noch stramm die Zügel,

Deckt' Dich nicht der Grabeshügel:

Niemand dürfte sich erkühnen,

Oeffentlich mit spött'schen Mienen
Reden von geflickten Schienen.

Wirst Du nicht bald auferstehen,

Ist es bald um uns geschehen

Und die Welt muß untergehen! 8t.

Theologisches.

Aus agrarischen Kreisen ist an die Theologie
der Wunsch ergangen, man möge die bekannte
sozialdemokratische Forderung des christlichen Vater-
unsers: „Unser tägliches Brot gieb uns
heute" mit einigen Reserven versehen, da es dem
Interesse des Großgrundbesitzes durchaus nicht ent-
spricht, daß Jedem ohne Weiteres sein tägliches
Brot gegeben wird.

Verschwörung und Untergang der
„Rothen Nelke".

Aln Schöneberg im Preußenland,

Vfc Dicht an der Hauptstadt Grenzen,

Vor Kurzem ein Verein bestand
Mit schrecklichen Tendenzen.

Er hat Gesangskunst freventlich
Benützt als Umsturzmittel,

Und nannte „Rothe Nelke" sich —
Welch' konfiszirter Titel!

Zuletzt in einer Brauerei
Bracht' er ein Fest zu Stande.

Da zogen Alt und Jung herbei —

Viel Tausend! welche Schande!

Und schönes Wetter obendrein
Hat sich dem Fest erschlossen;

Ach, Küster und Schulmeisterlein,

Die sahen's gramzerflossen.

Nun zeigte die Verschwörung sich
Im Hellen Sonnenscheine.

Ein Bündniß schlossen fürchterlich
Die singenden Vereine.

Nun freuet Luch, Ihr wackern Zriesen,
Die Ihr so lange britisch wart.

Nun hat man schlagend Luch bewiesen.
Was deutsche Litte, deutsche Art!

Nun paukte Luren harten Lchädeln
Man deutschen Patriotismus ein.

Nun wird den Helgoländer Mädeln
Lin Deutscher doch viel lieber sein!

Was diplomatisch ward begonnen.

Jetzt ist besiegelt es mit Blut,

Jetzt ward erst Helgoland gewonnen
Durch unsrer Zlotte Heldenmuth! j. a.

Die „Hoffnung" und der „Phönix" kam,
Der „Kreuzberg" und die „Eiche"!

Sogar die „Zukunft" Antheil nahm;

Der „Vorwärts" that das Gleiche.

Der „Rothen Nelke" reichten sie
Die Hand zum Bruderbünde
Und sangen dann in Harmonie
Mit ihr so manche Stunde.

Ein Rädelsführer wagte noch
Zu reden gar beim Feste —

Er brachte aus ein donnernd Hoch
Auf des Vereines Gäste!

Und als der Abend niedersank
Ist Schlimmres noch geschehen —

Man konnte Lichter bunt und blank
In Kinderhänden sehen!

Die schon verführte Jugend, ach!

Was mußte hier sie lernen!

Schritt mit Musik dem Takte nach
Mit bunten Stocklaternen!

Und man verstand das Fest dabei
Noch so geschickt zu leiten,

Daß nie die hohe Polizei
Vermochte einzuschreiten.

Doch andern Tages stieg empor
Das Strafgericht, das strenge!

Der Lehrer nahm die Kinder vor.

Der Amtmann die Gesänge.

Als ein politisch arger Bund
Ward der Verein verboten,

Das Leben war geknickt zur Stund'

Der Nelke nun, der rothen.

Und weitres Strafverfahren droht
Aus Anlaß jenes Festes —

So sorgt ein Amtmann in der Noth
Doch stets für unser Bestes! k.

Wundersame Frage.

Zwei sächsische Handwerksburschen kommen zu
einem belgischen Volksaufstand.

„Du, was machen denn die?"

„„Die machen Revolution!""

„Dürfen se denn das?" G.
 
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