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ttoe Museum, un denn braucht er jarnischt mehr zu sagen, weil er hinten
Schloß hat. Ick mißjönne ihm die Ehre uff keenen Fall, janz im
E^entheil: in janz Berlin wißte ick oogenblicklich keenen Menschen, den
a vor wirdijer halten Wirde, wie Eugen Richtern, dct er een Denkmal
Heechstens noch Frau Lina Morjenstern, weil die doch mit ihre Volks-
uff v ^en Oiichter'schen Zukunftsstaat so mächtig vorarbeet't. Die kommt
Is die eene Seite von bet Denkmal, womit ick jloobe, die Weiberfeindlich-
>t von Eugen Richtern zart anjedeutct zu haben,
c, ®onjl wißte ick Dir heite nich ville Neiet zu schreiben. Stöcker rüstet
»ach un nach zu de Winterkampagne, er laßt schon in seine Orjane
inlarungen un verschiedenen anderen Mumpitz los, da kann die Sache
ö emlich sauber werden. Stöcker muß man seinen Spaß lassen, denn sonst
iefrr.61' un »'acht keenen Witz mehr. Die Onkels sind mächtig rin-

} un et wird heechstwahrscheinlich een ziemlichet Weileken dauern, bis
nick n ^ °kcn druff sind. Wenn ihr Oberhäuptling aus Friedrichsruh
ilo v -d nach Berlin kommt un de Reklametrommel vor se riehrt, denn
ick, is et ieberhaupt Essig mit sc und se kennen sich man jetzt schon
nyß.. 6ejrabcn lassen. Stöcker kann ja de Leichenrede halten, dct is ja sein
tot ' »tt er hat ja oogenblicklich weiter nischt zu duhn. Ick jloobe, det
>rde een saftiget Ding werden, wenn der mal so richtig icber seine eijeucn
vrnv./o^zikhen wirde — dct heeßt, er mißte sich vornehmen, dct er mal
Mal x>ch ^ ^^lt Wat vorschwindeln will. Denn Wirde man wenigstens
de Wahrheit erfahren, mit welcher Ueberzeugung ick verbleibe wie
»>er erjebenst un mit ville Jrieße Dein treier

.I o t t h i l f N a n ck e.

An'n Jörlitzer Bahnhof jleich links.

Sehnsucht.

AKs will herniedersinken

Nit dunklem Schleier die Nacht;
Die Sterne goldig blinken
In tausendfältiger Pracht.

Ich glaub', ihr lieben Sterne,
Ihr seid aus blankem 8old;
Kommt doch mal aus der Herne
Zu mir hsrangerollt.

Dann lass' ich euch münzen und schlagen
In Stückchen zu zwanzig Mark;

In diesen theuren Tagen
Mär' das gewiß kein Nuark.

^Lrbrrall Opposition.

Die Huberbäuerin ist im Dorf berüchtigt, daß sie dem Gesinde das
schlechteste Essen vorsetzt. Jüngst ist es so miserabel, daß Keiner es mag;
voll Wuth trägt die Bäuerin das Essen in den Schwcinestall und schüttet es
den Schweinen vor, die jedoch die Annahme verweigern und bedächtig die
Köpfe schütteln. Der hinzugekommene Bauer freut sich darüber und sagt
zur Bäuerin:

„Siehst Alte, je woll'n auch die Schweinerl Dei Essen nicht mehr."

Der (Aohlthäler.

. Sch<äch,,rm.lsi°.: .Da --
wird nichts gethan! Das ist erlogen, - erst setzt habe ich wuo
Zentner Makulatur gekauft!"

Hobelspähne.

Dem Bündnisse, das gegen Deutschland
Jüngst Frankreich mit Rußland schloß,

Ist beigetreten als Dritter
Ein würdiger Bundesgenoß.

Er ist es, der gegen uns Deutsche
Den Feinden am meisten nützt:

Der preußische Kapitalismus,

Der die russische Anleihe stützt.

* * *

Die Arbeiter sind sehr neugierig, wie lange der
Streik noch dauern wird, welchen die leitenden
Staatsmänner durchführen, indem sie jede Thätig-
keit zur Abhilfe des Roth stand es unterlassen.

* *

*

Es steht fest, daß der Steuerbetrug kein gemeiner Betrug ist, weil
er nicht von gemeinen, sondern von noblen Leuten ausgeübt wird.

* *

*

Das Sterben kam dem Boulanger
Gewiß so schwer nicht an —

Er war zu seinem Leid und Weh'

Ja längst ein todter Mann.

-I- *

*

Angesichts unseres famosen „neuen Kurses" bin ich entschieden für
die Einführung der einjährigen Dienstzeit — auch für den Reichs-
kanzlerposten.

* *

*

„Es wird immer ungezwungener in Deutschland," seufzte der
Bismarck, da zog man den Elsaß-Lothringern die Paßzwangsjacke aus.

* *

*

Ein Nothstand wieder uns erschreckt,

Den selbst Caprivi bald entdeckt,

Denn Hilfe wird sich lohnen:

Des Welfenfonds Sistirung droht,

Nun fragt man sich: o große Roth!

Wohin mit den Millionen? .

Ihr getreuer Säge, Schreiner.
 
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