1626
Im Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein spielte Tölcke von der
ersten Stunde seines Beitritts an eine hervorragende Rolle. Der
Präsident dieses Vereins, Bernhard Becker, war mit der Redaktion
des „Sozialdemokrat" (Dr. v. Schweitzer) in Streit gerathen und legte
am 21. November 1865 sein Amt nieder. Die am 30. November in
Frankfurt a. M. zusammengetretene Generalversammlung wählte Tölcke
zum Präsidenten, lieber den Zustand, in dem sich damals der All-
gemeine Deutsche Arbeiterverein befand, äußert sich Tölcke selbst wie
folgt: „Im Innern zerrissen, nach Außen gelähmt, ohne Geld (die
Kasse enthielt einen Bestand von sechs Thalern) und ohne Organ, so
wurde mir der Verein überliefert."
Tölcke's Wahl zum Präsidenten wurde indeß von der Polizei-
behörde in Leipzig, wo damals der Verein seinen Sitz hatte, niemals an-
erkannt; dasselbe geschah gegenüber dem Vizepräsidenten F. W. Fritzsche.
In den nun folgenden Jahren trat Tölcke's Name sehr selten in
die Oeffentlichkeit.
In diese Zeit fiel auch die Affaire mit dem Abgeordneten Löwe-
Calbe. Der Hergang ist folgender: In einer im Jahre 1868 von
den Fortschrittlern in das Konzerthaus zu Berlin einberufenen Ver-
sammlung, woselbst Löwe-Calbe sprechen sollte, erschien Tölcke mit
einer großen Anzahl Parteigenossen. Da die Fortschrittler auf seine
berechtigten Forderungen betreffend die Bureauwahl und die Frei-
heit der Diskussion nicht eingehen wollten, so entstand ein furchtbarer
Tumult. Tölcke gewann die Tribüne, übernahm ohne Weiteres den
Vorsitz und bediente sich dabei statt der fehlenden Glocke seines derben
Stockes, mit welchem er des Oefteren heftig auf den Tisch schlug, um
sich Gehör zu verschaffen und die Ordnung herzustellen. Dieses Vor-
kommniß war für die Gegner Anlaß, ihm die Bezeichnung „Tölcke
mit dem Knüppel" beizulegen.
Gelegentlich des im Jahre 1869 nach Eisenach berufenen Kongresses
der ausgeschiedenen Mitglieder des Allgemeinen Deutschen Arbeiter-
vereins trat Tölcke wieder in Aktion, indein er mit vielen Anhängern
nach Eisenach eilte, um das Unternehmen zu Hintertreiben.
An den nun beginnenden Kämpfen zwischen den beiden Fraktionen
der Lassalleaner und Eisenacher, nahm Tölcke im Interesse der ersteren
den lebhaftesten Antheil. Manches harte Wort ist in jenen Jahren
von beiden Seiten gefallen und auch Tölcke ist oft das Ziel von An-
griffen gewesen. Das hinderte ihn aber nicht, nach den Reichstags-
wahlen 1874, bei denen sich herausstellte, daß beide Fraktionen fast
gleich stark waren, den ersten Schritt zur Versöhnung zu thun.
Tölcke war es, der sich im Herbst 1874 brieflich an die Leitung
der Eisenacher Fraktion in Hamburg wandte und damit den ersten
entscheidenden Schritt zur Aussöhnung that, die dann auf dem Ver-
einigungskongreß in Gotha, 22.-27. Mai 1875, ihren Abschluß fand.
An den Arbeiten des Vereinigungskongresses und des Kongresses
von 1877, beide in Gotha, nahm Tölcke den regsten Antheil, wie er
vorher alle Generalversammlungen des Allgemeinen Deutschen Arbeiter-
vereins besucht hatte. Das Attentatsjahr 1878 brachte auch für unseren
Veteranen im politischen Kampfe eine Reihe von Prozessen und
Gesängnißstrafen.
Körperlich gebrochen, aber geistig noch vollständig frisch, erschien
Tölcke nach Aufhebung des Sozialistengesetzes auf dem Parteitag in
Halle, um sich dort zu überzeugen, „inwieweit die sozialdemokratischen
Grundsätze in Deutschland sich verbreitet und ihre Anhänger zuge-
nommen haben". Der alte Genosse hatte seine helle Freude am Stande
der Partei und er gab seiner Genugthuung darüber beredten Ausdruck.
Wir bringen nachstehend den bezüglichen Theil seiner Rede zum
Abdruck: „Parteigenossen! Ich bin wohl einer der ältesten Parteige-
nossen in ganz Deutschland. Ich habe das Bedürfniß gefühlt, an diesem
Parteitage theilzunehmen selbst dann, wenn ich mir hier den Tod geholt
hätte. Ich habe die Beweggründe dazu geschöpft aus meiner langjährigen
Thätigkeit in der Partei; ich bin deren Angehöriger seit dem Beginn
der Arbeiterbewegung in Deutschland; ich habe fast allen General-
versammlungen des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins angehört,
und nach der Vereinigung der beiden Fraktionen, allen Kongressen bei-
gewohnt, bis dann meine Theilnahme an den inneren Angelegenheiten
der Partei theils durch das Sozialistengesetz gehindert wurde, theils
aber auch in Folge einer Verhaftung, die ich auf Grund des Preß-
gesetzes erduldet habe als Redakteur einer Parteizeitung in Westfalen.
Während der Haft habe ich mir schwere Krankheiten zugezogen, so daß
ich aus dem Gefängniß zu meiner Familie entlassen werden mußte.
„Ich mußte aber unbedingt diesen Parteitag besuchen. Ich wollte
mich überzeugen, inwieweit die sozialdemokratischen Grundsätze in
Deutschland sich verbreitet und ihre Anhänger zugenommen. Ich habe
die Verhandlungen dieses Parteitages mit großem Interesse und mit
möglichster Aufmerksamkeit verfolgt und gefunden, daß die Partei in
diesem Augenblick, nach zwölfjähriger Pause, eine Sicherheit für die
Weiterentwicklung ihrer Grundsätze und Bestrebungen in Deutschland
bietet, wie ich sie kaum erwartet hätte. Die wichtigsten Beschlüsse
hat der Parteitag gefaßt mit Einstimmigkeit, andere untergeordnete
Punkte sind erledigt worden mit fast eben derselben Einstimmigkeit.
Die Anträge wegen vorgekommener Streitigkeiten sind mit möglichster
Gründlichkeit erledigt worden, und ich bin überzeugt, daß von jetzt
ab in der Partei derartige Sachen kaum mehr Vorkommen werden.
Der Parteitag hat endgültig auch in dieser Frage entschieden und die
Partei wird sich den gefaßten Beschlüssen, auch in anderer Beziehung,
unbedingt fügen. Das ist keine absolute Disziplin, wie man sie uns
von gewisser Seite Vorhalten könnte, daß man sagt, es müsse den be-
kannten Vorstehern Folge geleistet werden. Aber es muß von jedem
Parteigenossen unbedingt vorausgesetzt werden, daß er die gefaßten
Beschlüsse respektirt und ihnen folgt, bis sie abgeändert werden.
„Ich weiß nicht, ob es mir möglich sein wird, an einem künftigen
Parteitag theilzunehmen. Wenn ich über kurz oder lang sterbe, dann
sterbe ich getrost in der Ueberzeugung, daß die Prinzipien der Sozialdemo-
kratie allein die zukünftigen Geschicke der Menschheit gestalten werden."
Von den Genossen des Dortmunder Wahlkreises 1890 als Kandidat
aufgestellt, kam er in die Stichwahl, in der er mit rund 17 000 gegen
19 000 Stimmen dem nationalliberalen Gegner unterlag. Bei der letzten
Wahl sielen auf Tölcke bei der Stichwahl 21525 Stimmen, während
der Nationalliberale mit 21589 siegte. Es ist dies sicher der letzte
Sieg der Gegner in diesem Kreise gewesen.
In C. W. Tölcke ist eine charakteristische Persönlichkeit der deutschen
sozialdemokratischen Arbeiterbewegung aus dem Leben geschieden. Her-
vorgegangen aus der bürgerlichen Demokratie, deren Reihen in Folge
von Rechnungsträgerei sich immer mehr lichteten, schloß,sich Tölcke
aus ganzem Herzen der Arbeiterbewegung an. Die stramme Zentrali-
sation, wie sie im Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein eingeführt
war, fand in ihm einen thatkräftigen Verehrer und Förderer. Mag
sein, daß die Richtung, zu der der „alte Tölcke" zählte, manches Mal
der Form eine zu große Bedeutung beimaß, als aber die Stürme des
Sozialistengesetzes über die deutsche Arbeiterschaft hinbrausten und die
Versuchungen zur Absplitterung in verlockendster Form an die Partei-
genossen herantraten, da war es nicht zum wenigsten der Geist der
„Organisationstreue", den Tölcke mit gehegt und gepflegt, der alle
Schwierigkeiten überwinden half. Mit C. W. Tölcke schied auch der
letzte Präsident des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins aus dem
Leben, der bis zu seiner Todesstunde der Arbeiterbewegung treu ge-
blieben ist.
Jetzt deckt die heimathliche Erde den braven Kämpfer und Ge-
nossen. Zu Tausenden waren die westfälischen Arbeiter zusammen-
geströmt, um dem Dahingegangenen am offenen Grabe die letzte Ehre
zu erweisen. Die Genossen aus zahlreichen Orten, sowie die größeren
Parteiorgane hatten Kränze gesandt, der Parteivorstand und die
Reichstagsfraktion waren im Leichenzuge vertreten. Im Geiste sandten
Hunderttausende deutscher Proletarier den letzten Scheidegruß.
Auch auf schriftstellerischem Gebiete ist Tölcke thätig gewesen.
Im Jahre 1871 schrieb er im Aufträge der Generalversammlung des
Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins in Berlin ein Buch über Zweck,
Mittel und Ziele des Vereins, in welchem in einem besonderen Theil
die Geschichte des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins und das
Wirken Lassalle's eingehend behandelt worden ist.
In Tölcke's Nachlaß befinden sich werthvolle Druckschriften, Briefe
und Aufzeichnungen, die sich auf die Arbeiterbewegung und besonders
den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein beziehen. Dieser kostbare
Schatz soll dem Partei-Archiv einverleibt werden, ein Entschluß, durch
den sich die Familie des Verstorbenen den Dank der ganzen Partei
verdient hat und durch dessen Ausführung dem Verstorbenen selbst
ein Denkmal für die spätesten Zeiten gesetzt wird.
Im Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein spielte Tölcke von der
ersten Stunde seines Beitritts an eine hervorragende Rolle. Der
Präsident dieses Vereins, Bernhard Becker, war mit der Redaktion
des „Sozialdemokrat" (Dr. v. Schweitzer) in Streit gerathen und legte
am 21. November 1865 sein Amt nieder. Die am 30. November in
Frankfurt a. M. zusammengetretene Generalversammlung wählte Tölcke
zum Präsidenten, lieber den Zustand, in dem sich damals der All-
gemeine Deutsche Arbeiterverein befand, äußert sich Tölcke selbst wie
folgt: „Im Innern zerrissen, nach Außen gelähmt, ohne Geld (die
Kasse enthielt einen Bestand von sechs Thalern) und ohne Organ, so
wurde mir der Verein überliefert."
Tölcke's Wahl zum Präsidenten wurde indeß von der Polizei-
behörde in Leipzig, wo damals der Verein seinen Sitz hatte, niemals an-
erkannt; dasselbe geschah gegenüber dem Vizepräsidenten F. W. Fritzsche.
In den nun folgenden Jahren trat Tölcke's Name sehr selten in
die Oeffentlichkeit.
In diese Zeit fiel auch die Affaire mit dem Abgeordneten Löwe-
Calbe. Der Hergang ist folgender: In einer im Jahre 1868 von
den Fortschrittlern in das Konzerthaus zu Berlin einberufenen Ver-
sammlung, woselbst Löwe-Calbe sprechen sollte, erschien Tölcke mit
einer großen Anzahl Parteigenossen. Da die Fortschrittler auf seine
berechtigten Forderungen betreffend die Bureauwahl und die Frei-
heit der Diskussion nicht eingehen wollten, so entstand ein furchtbarer
Tumult. Tölcke gewann die Tribüne, übernahm ohne Weiteres den
Vorsitz und bediente sich dabei statt der fehlenden Glocke seines derben
Stockes, mit welchem er des Oefteren heftig auf den Tisch schlug, um
sich Gehör zu verschaffen und die Ordnung herzustellen. Dieses Vor-
kommniß war für die Gegner Anlaß, ihm die Bezeichnung „Tölcke
mit dem Knüppel" beizulegen.
Gelegentlich des im Jahre 1869 nach Eisenach berufenen Kongresses
der ausgeschiedenen Mitglieder des Allgemeinen Deutschen Arbeiter-
vereins trat Tölcke wieder in Aktion, indein er mit vielen Anhängern
nach Eisenach eilte, um das Unternehmen zu Hintertreiben.
An den nun beginnenden Kämpfen zwischen den beiden Fraktionen
der Lassalleaner und Eisenacher, nahm Tölcke im Interesse der ersteren
den lebhaftesten Antheil. Manches harte Wort ist in jenen Jahren
von beiden Seiten gefallen und auch Tölcke ist oft das Ziel von An-
griffen gewesen. Das hinderte ihn aber nicht, nach den Reichstags-
wahlen 1874, bei denen sich herausstellte, daß beide Fraktionen fast
gleich stark waren, den ersten Schritt zur Versöhnung zu thun.
Tölcke war es, der sich im Herbst 1874 brieflich an die Leitung
der Eisenacher Fraktion in Hamburg wandte und damit den ersten
entscheidenden Schritt zur Aussöhnung that, die dann auf dem Ver-
einigungskongreß in Gotha, 22.-27. Mai 1875, ihren Abschluß fand.
An den Arbeiten des Vereinigungskongresses und des Kongresses
von 1877, beide in Gotha, nahm Tölcke den regsten Antheil, wie er
vorher alle Generalversammlungen des Allgemeinen Deutschen Arbeiter-
vereins besucht hatte. Das Attentatsjahr 1878 brachte auch für unseren
Veteranen im politischen Kampfe eine Reihe von Prozessen und
Gesängnißstrafen.
Körperlich gebrochen, aber geistig noch vollständig frisch, erschien
Tölcke nach Aufhebung des Sozialistengesetzes auf dem Parteitag in
Halle, um sich dort zu überzeugen, „inwieweit die sozialdemokratischen
Grundsätze in Deutschland sich verbreitet und ihre Anhänger zuge-
nommen haben". Der alte Genosse hatte seine helle Freude am Stande
der Partei und er gab seiner Genugthuung darüber beredten Ausdruck.
Wir bringen nachstehend den bezüglichen Theil seiner Rede zum
Abdruck: „Parteigenossen! Ich bin wohl einer der ältesten Parteige-
nossen in ganz Deutschland. Ich habe das Bedürfniß gefühlt, an diesem
Parteitage theilzunehmen selbst dann, wenn ich mir hier den Tod geholt
hätte. Ich habe die Beweggründe dazu geschöpft aus meiner langjährigen
Thätigkeit in der Partei; ich bin deren Angehöriger seit dem Beginn
der Arbeiterbewegung in Deutschland; ich habe fast allen General-
versammlungen des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins angehört,
und nach der Vereinigung der beiden Fraktionen, allen Kongressen bei-
gewohnt, bis dann meine Theilnahme an den inneren Angelegenheiten
der Partei theils durch das Sozialistengesetz gehindert wurde, theils
aber auch in Folge einer Verhaftung, die ich auf Grund des Preß-
gesetzes erduldet habe als Redakteur einer Parteizeitung in Westfalen.
Während der Haft habe ich mir schwere Krankheiten zugezogen, so daß
ich aus dem Gefängniß zu meiner Familie entlassen werden mußte.
„Ich mußte aber unbedingt diesen Parteitag besuchen. Ich wollte
mich überzeugen, inwieweit die sozialdemokratischen Grundsätze in
Deutschland sich verbreitet und ihre Anhänger zugenommen. Ich habe
die Verhandlungen dieses Parteitages mit großem Interesse und mit
möglichster Aufmerksamkeit verfolgt und gefunden, daß die Partei in
diesem Augenblick, nach zwölfjähriger Pause, eine Sicherheit für die
Weiterentwicklung ihrer Grundsätze und Bestrebungen in Deutschland
bietet, wie ich sie kaum erwartet hätte. Die wichtigsten Beschlüsse
hat der Parteitag gefaßt mit Einstimmigkeit, andere untergeordnete
Punkte sind erledigt worden mit fast eben derselben Einstimmigkeit.
Die Anträge wegen vorgekommener Streitigkeiten sind mit möglichster
Gründlichkeit erledigt worden, und ich bin überzeugt, daß von jetzt
ab in der Partei derartige Sachen kaum mehr Vorkommen werden.
Der Parteitag hat endgültig auch in dieser Frage entschieden und die
Partei wird sich den gefaßten Beschlüssen, auch in anderer Beziehung,
unbedingt fügen. Das ist keine absolute Disziplin, wie man sie uns
von gewisser Seite Vorhalten könnte, daß man sagt, es müsse den be-
kannten Vorstehern Folge geleistet werden. Aber es muß von jedem
Parteigenossen unbedingt vorausgesetzt werden, daß er die gefaßten
Beschlüsse respektirt und ihnen folgt, bis sie abgeändert werden.
„Ich weiß nicht, ob es mir möglich sein wird, an einem künftigen
Parteitag theilzunehmen. Wenn ich über kurz oder lang sterbe, dann
sterbe ich getrost in der Ueberzeugung, daß die Prinzipien der Sozialdemo-
kratie allein die zukünftigen Geschicke der Menschheit gestalten werden."
Von den Genossen des Dortmunder Wahlkreises 1890 als Kandidat
aufgestellt, kam er in die Stichwahl, in der er mit rund 17 000 gegen
19 000 Stimmen dem nationalliberalen Gegner unterlag. Bei der letzten
Wahl sielen auf Tölcke bei der Stichwahl 21525 Stimmen, während
der Nationalliberale mit 21589 siegte. Es ist dies sicher der letzte
Sieg der Gegner in diesem Kreise gewesen.
In C. W. Tölcke ist eine charakteristische Persönlichkeit der deutschen
sozialdemokratischen Arbeiterbewegung aus dem Leben geschieden. Her-
vorgegangen aus der bürgerlichen Demokratie, deren Reihen in Folge
von Rechnungsträgerei sich immer mehr lichteten, schloß,sich Tölcke
aus ganzem Herzen der Arbeiterbewegung an. Die stramme Zentrali-
sation, wie sie im Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein eingeführt
war, fand in ihm einen thatkräftigen Verehrer und Förderer. Mag
sein, daß die Richtung, zu der der „alte Tölcke" zählte, manches Mal
der Form eine zu große Bedeutung beimaß, als aber die Stürme des
Sozialistengesetzes über die deutsche Arbeiterschaft hinbrausten und die
Versuchungen zur Absplitterung in verlockendster Form an die Partei-
genossen herantraten, da war es nicht zum wenigsten der Geist der
„Organisationstreue", den Tölcke mit gehegt und gepflegt, der alle
Schwierigkeiten überwinden half. Mit C. W. Tölcke schied auch der
letzte Präsident des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins aus dem
Leben, der bis zu seiner Todesstunde der Arbeiterbewegung treu ge-
blieben ist.
Jetzt deckt die heimathliche Erde den braven Kämpfer und Ge-
nossen. Zu Tausenden waren die westfälischen Arbeiter zusammen-
geströmt, um dem Dahingegangenen am offenen Grabe die letzte Ehre
zu erweisen. Die Genossen aus zahlreichen Orten, sowie die größeren
Parteiorgane hatten Kränze gesandt, der Parteivorstand und die
Reichstagsfraktion waren im Leichenzuge vertreten. Im Geiste sandten
Hunderttausende deutscher Proletarier den letzten Scheidegruß.
Auch auf schriftstellerischem Gebiete ist Tölcke thätig gewesen.
Im Jahre 1871 schrieb er im Aufträge der Generalversammlung des
Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins in Berlin ein Buch über Zweck,
Mittel und Ziele des Vereins, in welchem in einem besonderen Theil
die Geschichte des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins und das
Wirken Lassalle's eingehend behandelt worden ist.
In Tölcke's Nachlaß befinden sich werthvolle Druckschriften, Briefe
und Aufzeichnungen, die sich auf die Arbeiterbewegung und besonders
den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein beziehen. Dieser kostbare
Schatz soll dem Partei-Archiv einverleibt werden, ein Entschluß, durch
den sich die Familie des Verstorbenen den Dank der ganzen Partei
verdient hat und durch dessen Ausführung dem Verstorbenen selbst
ein Denkmal für die spätesten Zeiten gesetzt wird.