Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 14.1897

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6610#0044

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
2391

Blihdrahl-Mrldmigen.
Berlin. Herr v. Marschall wurde aus Anerkeuuuug für die
Prügel, die er mit seinem Marschallstabe an die Koiiscrvntiveu austheilte,
zum geheimen Hof-Marschall ernannt.
Hamburg. Jin Hamburger Hafen erschienen drei belgische Kriegs-
schiffe mit der Drohung, die Stadt zu bombardiren, um sie zu züchtigen
für die Beleidigungen, die das „Hainburger Echo" gegen den König der
Belgier verübt hat.
Lheinnitz. In hiesiger Gegend hat kürzlich eine sozialdemokratische
Versammlung ohne jede polizeiliche Störung stattfindcn dürfen. Strengste
Untersuchung über diese Unregelmäßigkeit ist eingeleitet.
Rußland. Das Befinden des Zaren ist andauernd schlecht. Er
hat immer Brechreiz, wenn er die Verhimmelungen seiner Person in der
europäischen Presse zu lesen bekommt.

Richter und Rickert.

Fastnacht naht! Der Larneval
Zieht lärmend seine Kreise
Mit pauken- und Trompetenschall
Aach alter Narrenweise.
Jedoch der Narrheit höchsten Schwung
Soll Heuer überstrahlen
Der Scherz von der Vereinigung
Der deutschen Liberalen.
Der Rickert hat sich Muth gefaßt
Und an Lugen geschrieben:
Wir haben lang genug gehaßt,
wir woll'n uns wieder lieben.
Des Mosse Segen sich ergoß
Reich über dies Beginnen,
Ruch sah man bei der Tante Voß
Schon Rührungsthränen rinnen.
Der große Lugen aber spricht:
„Der Scherz ist nicht von Pappe;
Ich holte mir, ich leugn' es nicht.
Allein schon manche Schlappe.
Doch fällt das Rufen nach Fusion
Mir immer auf die Rerven —
Ich sitze auf des „Freisinns" Thron,
Ihr müßt euch unterwerfen."

Der Dicke sprach's. Die Andern stehn
wie Schafe beim Gewitter,
Und seufzen: „Gott was ist Lugen
Doch für ein stolzer Ritter.
Lr schließt uns nicht erfreut ans Herz,
Lr rasselt mit dem Säbel,
Und unsrer Rührung edlen Schmerz,
Den nennt er Phrasen-Nebel."
Doch soll deshalb der Karneval
Des tollsten Streichs entbehren?
Der Lugen kämpft dem Kapital
Doch nur allein zu Lhren.
Dasselbe Barth und Rickert thun
Mit der Begeistrung Flamme —
wo fänden sie den Anlaß nun.
Zu streiten um Programme?
Selbst Bassermann steht ihnen nah
Und Bennigsen nicht ferne;
So eint euch doch! Ls leuchten ja
Der Freundschaft hellste Sterne!
Doch geht zum Teufel die Fusion,
weil alle Stützen schwanken —
Hat doch 'ne lust'ge Konfusion
Der Fasching euch zu danken. M. K.

Hobelspähne.
Welch' fröhliches Faschingslreibeu
Herrscht lärmend überall,
Es huldigt das Volk der Narren
Dem Prinzen Karneval.
Uns thut es ein Prinz nicht alleine,
Wir brauchen zum Gandinm
Sogar einen Karnevals-König,
Drum her mit dem König Stumm!
Die Politik soll von zielbewußten Männern
geleitet werden — aber es brauchen nicht gerade
Hintermänner zu sein.
Der preußische Eisenbahnministcr ist ein abgesagter Feind des
Radfahrsports. Kein Wunder, denn mit der schwindelhaft schnellen
Radfahrern kann ein gediegener langsamer Eisenbahnbetrieb nicht Schritt
halten. * , »


Die Arbeit hat solidern Werth
Als Mammon, schwer und blank, —
Die einz'ge Bank, die nie fallirt,
Das ist die Hobelbank.

Ich schlage vor, daß die Kaffernkolonie Sachsen als deutsches
Schutzgebiet erklärt wird, damit die deutschen Staatsbürgcrrechte dort
zur Geltung kommen. ' » *

Man legt auf Vermummung
Im Fasching Gewicht,
Verhüllt und verschleiert
Ist manches Gesicht.

Doch sieht man auch Masken
An jeglichem Ort —
Die Wölfe im Schafpelz
Erkennt man sofort.

Daniit auch in Hamburg trotz der ernsten dortigen Situation die
Faschingslust nicht ersterbe, haben es die „Hamburger Nachrichten"
übernommen, die nöthige Hanswursterei zu treiben.

Ihr getreuer Säge, Schreiner.

ihin gar nicht ein! Also Wurst wider Wurst. —
Was nun den Schaden anlangt, den der Streik
angerichtet hat, so gehen die Meinungen ausein-
ander. Im Allgemeinen glaubt man, daß
er erheblich ist, aber mit Kleinigkeiten soll man
sich nicht einlassen, wie schon früher einmal ein
Edelster und Bester gesagt haben soll. Mein
Standpunkt ist ein spezieller und da kann ich
„Gottlob und Dank" sagen, daß ich bei dieser
Geschichte nichts einbüße, umgekehrt, — aber
Durchlaucht haben das ja bereits in Ihrem Briefe
klar und überzeugend ausgeführt. Wie sehr wir
— die Unternehmer — im Recht waren, beweist
die Haltung der Volksvertretung in Hamburg und
die der Polizei. In ersterer kein Wort des Tadels,
für sic mar der Ausstand überhaupt nicht vor-
handen und die braven Schutzleute haben überall
ihre verfluchte Pflicht und Schuldigkeit gethan;
meine Gedanken über eine eventuelle Mitwirkung
der Achtmillimctrigen will ich nicht äußern, da
Durchlaucht dies bereits selbst in den „Ham-
burger Nachrichten" zart andcuteten. Vorläufig
hat sich die Bande auch so weißgeblutet.
Mit vollster Bewunderung der sozialpolitischen
Erkenntniß Em. Durchlaucht, der ich mich stets
becifere nachzustreben, verbleibe ich
Ihr Laeisz, Rheder.
k>. 8. Ein Fäßchen mit prima Astrachan-
Kaviar anbei.
Mit Begleitung.
In Hamburgs Straßen, da tobt der Kampf, —
Schreien und Fluchen und Rosscgestampf.
Und jetzt — Signale? Bläst inan zum Sturm? —
Nein, täglich auf Sankt Michels Thurm
Wird so die fromme Pflicht erfüllt.
„Immer uff die Keppe!" cs unten brüllt,

Doch oben wird zu dem blutigen Rasen
„Nun danket alle Gott!" geblasen.
Am andern Morgen geh' ich vorbei.
Zu Ende der Streik und das Wehgeschrei.
Jetzt wird der Sieg von den Herren genutzt,
Heut wird die geröthete Klinge geputzt.
Da hör' ich leise ein lieblich Singen
Hervor aus der nahen Schule dringen.
Man singt nach weisem Erziehungsplan:
„Was Gott thut, das ist wohlgethan."

Gelöste Frage.
A. : Die Gelehrten streiten darüber, ob die
Fische Gedüchtniß haben? Was meinen Sie
dazu?
B. : Natürlich haben die Fische Gedüchtniß,
denn seit einmal ein Walfisch den Propheten
Ionas verschluckt und wegen gänzlicher Unver-
daulichkeit wieder ausgcspien hat, ist es keinem
Fische mehr eingefallen, einen Propheten zu ver-
schlingen.
lioblessa obliga.
Herr v. Miquel hat einem Trödler Auftrag
gegeben, irgend eine etwa unter den Hammer
kommende, noch gut erhaltene Ahnengalerie
für ihn zu erstehen.
Monolog Moses Lilienthals
As ich war in Konkurs, durst' ich nich wählen.
As Fürst von Sayn-Wittgenstein is in Konkurs,
darf er wählen immerßu. Nu, ich sage mit
Schehkschpier:
Wenn Swai gehn plaitc, is es nich dasselbe.
Sayn oder nich Sayn, das is hier die Frage!

Album sirr goldene Rheder-Worke.
Rheder Schiff:
Glücklich am Grund ist das Schiff,
Die Mannschaft leider gerettet.
Rheder Laeisz:
Enden kann ich den Streik;

Artzeiter-Gesangvereine.
Anläßlich der Vorbereitungen zur Maifeier empfehlen
wir folgende beliebte Kompositionen:
Der Völkermai.
Marsch.
Nach dem „Obnnt du däpart" von Mehul.
Text von Max Kegel. Satz von Carl Gramm.
Preis der Partitur 15 Pf., Preis der Stimmen ü 5 Pf.
Der Svsialsilenmsrsch.
Text von Max Kegel. Musik von Carl Gramm.
(Heft 19 des „Freien Sänger".) Preis pro Heft 10 Pf.
Mailied.
Zu singen beim Auszug zur Landagilalivn.
Text von Hunold. Musik von Carl Gramm.
(Heft 70/71 des „Freien Sänger".)
Preis der Partitur 30 Pf., Preis der Stimmen ü 10 Pf.
Arbeiter-Marseillaise.
Text von Jarob Audorf. Musik von Nougek de l'Isle.
(Heft 1 des „Freien Sänger".) Preis pro Heft 10 Pf.
Der ,,Lreie Sänger" bietet den Arbeiter-Gesang-
vereinen einen großen Liederschatz zu einem beispiellos
billigen Preis.
Die I. Serie (nur Partitur-Ausgabe) enthält
60 Hefte mit 170 Liedern. Preis xro Heft 10 Pf.
Aomplet gebunden mit Inhalts-Verzeichnitz
LNk. 7.50.

Die II. Serie (Partitur- und Ltimmen-Ausgabe) ent-
hält Hefte mit 30 Liedern. Preis pro Partitur 30 Pf.,
der Stimmen 40 Pf. (Linzelne Stimmen ^0 Pf.)
verzeichniß gratis. Bitte zu verlangen.
I. H. W. Dietz' Verlag in Slutkgarl.
 
Annotationen