Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 14.1897

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.6610#0052

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
2399

Offiziers -Penfionirungen.
Die Ersten, welche sowohl die ganze Größe der Gefahr als auch das
allein wirksame Mittel dagegen erkennen, sind bekanntlich immer die
Herren vom Zentrum. So auch in der vom konstitutionellen Standpunkt
aus so schwer zu erledigenden Frage der Offiziers-Penfionirungen. Da
nun in diesem Punkte weder das Einspruchsrecht des Reichstags bestritten,
noch auch das unumschränkte Verfügungsrccht der Krone angezwcifelt
werden kann, so hat Or. Lieber im Reichstag einen Gesetzentwurf ein-
gebracht, der die heikle Materie endgiltig zu regeln ermöglicht, indem für
jeden moralischen Unfall im Dienste die vorschriftsmäßig sich daraus ent-
spinnende Krankheit ein für allemal festgesetzt wird. Dies geschieht auf
folgender dem Entwurf beigefügten Tabelle.

Hoffentlich wird der Entwurf Gesetz. Daun weiß doch wenigstens
jeder Offizier, dem im Dienste etwas Unangenehmes zustößt, wegen
welcher Krankheit er um Urlaub, resp. Entlassung nachzusuchen hat.

Krankheitsursache
Krankheit
Strenger Blick des Vorgesetzten .....
Schnupfen
Mitleidiges Lächeln des Vorgesetzten....
do., Stock-
Verweis .............
Schüttelfrost
do., vor versammelter Mannschaft. . . .
Kanonenfieber
Spöttische Bemerkung des Vorgesetzten . . .
Rheumatismus
do., vor versammelter Mannschaft. . . .
do., Gelenk-
Reinfall bei der Kritik.
Schwindsucht
do., im Kaisermanöver. .
do., galoppirende
Uebergehen beim Avancement ......
Schlaganfall

Aus der Hamburger Chronik.
Die schaurigsten Ereignisse des Jahrhunderts: 1813 kamen die Frai^-
zoscn; 1842 kam der große Brand; 1892 kam die Cholera und 1897 schrieb
der Rheder Laeisz den berüchtigten Brief an die Frankfurter Zeitung.

Hobelspähnr.

Verehrung gestorb'nen Despoten
Bezeugt der Philister Schaar —
Wir bringen die Kränze, die rothen,
Gefallenen Kämpfern dar.
Die einstens im Märze gestritten
Kühn gegen Tyrannenmacht,
Die muthig den Tod erlitten —
In Liebe sei ihrer gedacht.

Ein richtiger Ordnungsmensch ist der
Ahlwardt. Kanin war er wieder in den Reichs-
tag eingetreten, da ließ er sich schon zur Ord-
nung rufen. , «


Bald mild, bald streng, je nach Bedarf,
Sei des Gesetzes Vollstrecker:
Gegen die Proletarier scharf,
Mild gegen rebellische Bäcker.
In türkischen und griechischen Gewässern werden von russischen Ge-
lehrten Untersuchungen darüber angestellt, wo das trübste Wasser ist,
da Rußland sich die günstige Gelegenheit nicht entgehen lassen will, ein-
mal tüchtig im Trüben zu fischen.

Es kommt der Frühling wieder,
Die Schwalben ziehen ein,
Der Vögel frohe Lieder
Erschallen rings im Hain.
In Freiburg ist ein Professor wegen

Die Bauern pflügen wacker,
Es ist ihr Fleiß enorm,
Doch öde bleibt der Acker
Der deutschen Sozialreform.
seiner sozialpolitischen Gesinnung

gemaßregelt worden; in Folge dessen streiken die dortigen Professoren.

Vor Zuzug wird gewarnt.

^hr geb euer Säge, Schreiner.

Oesterreich: Ich beantrage Schluß der De-
batte, nachdem die Einigkeit der Mächte im Begriff
ist, sich schlagend zu bewähren. (Der Antrag wird
Die Zeitungen berichten hierauf, daß unter
den Mächten Einstimmigkeit herrscht.
Die Lotte und die Flotte.
Die Lotte und die Flotte
Hat Manchem verdreht den Kopf,
Die Flotte mit Panzerkreuzern,
Die Lotte mit blondem Zopf.
Mir ist die Flotte schnuppe.
Sie läßt mich gänzlich kalt;
Ich schwärme für die Lotte
Von reizender Gestalt.
Die Lotte hat manche Marotte,
Die das Budget beschwert:
Ich zahl's aus meiner Tasche,
Ganz wie es sich gehört.
Und wer da schwärmt für die Flotte,
Thu' es darin mir gleich
Und greife nicht in die Tasche
Dem armen Deutschen Reich.
Der langweiligste Ort der Welk
ist das sächsische Städtchen Pegau, denn dort
prozessirt der Arbeiterbildungsverein schon seit
längerer Zeit vergeblich uni die Erlaubnis; zu
einer Abenduuterhaltung.
Reichstags-Diäten.
Negierung soll jetzt der Gewährung
von Diäten an die Reichstagsabgcordnetcn nicht
mehr so ^schroff ablehnend gegenübcrstehen, wie
früher. Sollte sie jetzt größeren Respekt vor dem
ausgesprochenen Willen des Reichstags haben?
B.: Das wohl weniger, aber sie muß doch
endlich einsehcn, daß ohne Abgeordncten-Diätcn
der Reichstags-Restaurateur nicht be-
stehen kann.

Zoologisches.
„Ich will lieber ein Esel seit: als eine Hyäne",
so hat unser eifriger unfreiwilliger Mitarbeiter
Herr v. Stumm in der Etatsoerhandlung des
Reichstags über den Gehalt des Kriegsministcrs
seine Rede gegen Bebel geschlossen. Der Redner
scheint von der Ansicht ausgegangen zu sein, daß
Jemand nicht zugleich ein Esel und eine Hyäne
sein kann. Diese Ansicht ist aber nicht zutreffend.
Es ist bekannt, daß das Maulthier und der
Maulesel Mischlinge von Pferd und Esel dar-
stellen. Auch an den vielberufenen Schwein-
hund sei erinnert. Warum soll cs also nicht
auch einen Hyäneuesel oder eine Eselhyänc
geben können? — Ueber die Hyäne schreibt Brehm,
daß sie von der Beute, welche sie einmal gefaßt
hat, sich nicht wieder abtreiben läßt; also ganz
genau so, wie es unsere Kapitalisten machen. Der
Esel hingegen würde seine bekannte Dickfelligkeit
bei einer Kreuzung mit der Hyäne dem Bastard
mittheilen. Der Letztere würde sich also aus-
zeichnen durch Gierigkeit und Unempfind-
lichkeit. Damit steht außer allem Zweifel fest,
daß es Hyäneuesel giebt; im Königreich Stumm
sind solche gesehen worden.
Sächsisch.
Berliner: Ist es wahr, daß bei Euch die
Märzfeier zur Erinnerung au die bürgerliche
Revolution von 1848/49 gewöhnlich verboten
wird?
Dresdener: Nu ja, was gehd uns der
März an, nur Dräsner Ham ja unsre Revo-
lution im Mai gehabd!


Des Vudels Gern.
De deidsche Klodde, um de Meld zu schrecken.
So gennden mer am Lude ganz alleene
Das scheene LZ reda in de Dasche schdecken!
Dann schickt mer Metzsch'n hin, der gennt de Schmiere,
Da gäb's gee Kederlesen un gee Drucksen,
Un mären rum ämal ä Wochner fiere.
Da würde geene Seele sich mehr mucksen.
Un nacher schaffden mer fidel un munder
— De Gerrle sollen all de Grange griegen —
So beh a beh per Schubb de Rohden nunder.
Die uns in Deidschland so in Magen liegen.
Die mißden dord sich gans geheerig schinden
Un sich in gred'schen Sonnenscheine blacken
Un de Rosinen bau'n un de Gorinden,
Die unsre Weibsen in de Guchen backen.
Un ooch ä weinchen mißdense uns Kressen,
Das ward wie Lel in so än Heeßen Sande,
Un bei den weinchen würden mer vergessen,
wie uns gezwiebeld einst de rohde Bande.
Das wär' ä Blan! Doch weil de Banzer mangeln.
Die jeden Linschbruch andrer Mächde ducken.
Gönn mer das scheene Greda uns nich angeln
Un missen uns begniegen — zuzugucken!

Aehnlichkeit.
A. : Die Deutschfreisiunigen haben doch eine
frappante Aehnlichkeit mit den europäischen Groß-
mächten.
B. : Wieso?
A.: Sie reden immer von Einigkeit und
bleiben stets uneinig.

Erinncrungsblatt an den 1. Kim.
Stammbaum des modernen Sozialismus.
Preis pro Blatt 60 Pf., fertig montirt zum An-
hängen an die wand (oben und unten Metallleisten) 75 Pf.
Porto und Emballage werden pro Postpacket, das 35 Exempl.
montirt oder 50 Exempl. nnmontirt enthält, mit 60 Pf. berechnet.
Es empfiehlt sich in Rücksicht auf das Porto, das bei
1 Exemplar ebenso hoch ist, wie bei 35 bezw. 50 Exemplaren,
daß die Reflektanten sich zusammenthun und gemeinsam bestellen.
 
Annotationen